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Der Nachwuchs-Architekt Filip Żuchowski aus Deutsch Eylau erklärte im Mendelsohnhaus den Baustil seines großen Vorbilds
Er ist eine der weltweit bekanntesten Persönlichkeiten, die in Ostpreußen geboren wurden: der Architekt Erich Mendelsohn. „Mendelsohn.Zitate“ hieß eine kleine, aber feine Ausstellung, die Ende Juli, Anfang August für zwei Wochen im Mendelsohnhaus in Allenstein, dem Sitz der Kulturgemeinschaft „Borussia“, gezeigt wurde. Sie wurde in Kooperation mit dem Goethe-Institut in Warschau organisiert und zeigte verschiedene Aspekte aus dem Schaffen Mendelsohns an Gebäuden aus seinem umfangreichen Schaffen.
Es war der ideale Ort für eine Ausstellung über Erich Mendelsohns Schaffen und darüber hinaus ein besonderes Jahr dafür. Das Mendelsohnhaus in Allenstein wurde nämlich als Beth Tahara, als Haus der Waschungen, für die Vorbereitung der Begräbnisse auf dem direkt angrenzenden jüdischen Friedhof, erbaut. Es wurde 1913, also vor 110 Jahren, nach einem Projekt von Erich Mendelsohn – dem ersten umgesetzten seines Lebens – für die jüdische Gemeinde der Stadt Allenstein errichtet.
Der mittlere Teil unter der Kuppel ist der Raum für die Feierlichkeiten, die angrenzenden, mit Türen abgeteilten, kleineren Räume waren dagegen für den Rabbi und die eigentliche Vorbereitung des Leichnams vorgesehen.
Achtung und Respekt
Diese frühere Nutzung des Gebäudes prägte auch die Form der Ausstellung „Wir haben die Tafeln so gestellt, dass der freie Raum unter der Kuppel im zentralen Raum, dem Sacrum, frei blieb. Auch der Imbiss zur Vernissage war bewusst im Vorraum“, erklärte der Kurator der Ausstellung, der junge Architekt Filip Żuchowski aus Deutsch Eylau bei der Vernissage.
Respekt zeigt er auch in den Facetten, unter denen er auf seinen Reisen Bauten von Mendelsohn unter die Lupe genommen hat: „Mein Professor und erster Arbeitgeber hat mich immer wieder auf die Bedeutung Mendelsohns und auf bestimmte Details seiner Bauwerke hingewiesen, das habe ich hier dann aufgegriffen.“
Bei seinen Erklärungen zur Ausstellung geriet der Architekt beinahe ins Schwärmen; für das Publikum war es ein interessanter Einblick, wie Mendelsohn auch heute noch von Kollegen gesehen wird. Für das Mendelsohnhaus und die Kulturgemeinschaft „Borussia“ als Eigentümerin ist die Meinung dieser Kollegen noch wichtiger, denn gemeinsam mit anderen Bauwerken von Mendelsohn läuft gerade eine Gruppenbewerbung um die Aufnahme in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.
Unter anderem deshalb ist die Ausstellung „Mendelsohn.Zitate“ auch komplett zweisprachig auf Polnisch und Englisch gestaltet.
„Wer baut heute noch ein rundes Treppenhaus? Wer achtet heute noch so wie Mendelsohn auf den integralen Rhythmus eines Gebäudes?“ fragte Żuchowski rhetorisch und zeigte Beispiele zu diesen Facetten im Schaffen des Architekten.
Direkt am Mendelsohnhaus betonte er die Fähigkeit Mendelsohns, Räume und Gebäude in den Maßen von Menschen wirken zu lassen. Der Saal unter der Kuppel sei nicht besonders groß, wirke aber trotz der gedrungenen Säulen weitläufig. Andererseits schaffe er es, seine hohen Bauten in New York mit Hilfe bestimmter waagerechter Linien für Menschen nicht so überwältigend aussehen zu lassen.
Rhythmus und organische Formen
Bekannt sind auch die organischen Formen, die Erich Mendelsohn wie beim Einsteinturm in Potsdam in sein Wirken integriert hat.
Żuchowski selbst versucht, diese Impulse aus Mendelsohns Werk in seiner Arbeit umzusetzen, wie sein aktueller Entwurf für ein Denkmal mit dem Titel „Segel“ auf einem Kreisverkehr in seiner Heimatstadt Deutsch Eylau beweist.