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„Die alten Krieger des Bernsteinlandes“ – Ausstellung im Gebietsmuseum zog Gäste magisch an
Waffen, Kleidung und Pferdegeschirrteile, ein einzigartiges Füllhorn mit Abbildungen von Raub- und Wasservögeln, stilistischen Elementen von Gegenständen sowie Schmuck- und Haushaltsgegenstände – all das bekamen die zahlreich erschienenen Besucher der Ausstellung „Die alten Krieger des Bernsteinlandes“ zu sehen, die Mitte September im Königsberger Gebietsmuseum, der ehemaligen Stadthalle, eröffnet wurde. Erstmals präsentiert die Ausstellung in der Pregelmetropole die bedeutendsten Fundstücke aus den Grabanlagen der Elite der Ästier oder Aestii genannten Volk, das während der Zeit der Völkerwanderung an der Ostseeküste lebte.
Die Ausstellung ist in drei Teile gegliedert. Der zentrale Teil der Präsentation mit dem Titel „Die Insel der Toten“ ist den Grabkomplexen aus den Ausgrabungen der Grabfelder Alejka 7 aus dem 4. bis 12. Jahrhundert im Bezirk Cranz im Königsberger Gebiet gewidmet. Die archäologischen Ausgrabungen an dieser Stätte wurden von einem Team der Samland-Expedition des Instituts für Archäologie der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau unter der Leitung des Archäologen Konstantin Skworzow durchgeführt.
In den mehr als 800 Gräbern, welche die Archäologen ausgegraben hatten, fanden sich unter anderem vermutlich die Überreste des Anführers der Ästier. Hier fand sich unter den Grabbeigaben das Herzstück der Ausstellung, ein Füllhorn mit einer Spitze in Form eines Raubvogels und einer verzierten Mündung. Bei den erhaltenen Pferdegeschirren sind die verzierten, vergoldeten Zaumzeugteiler auffällig. Einige davon weisen Einlagen aus Almandin (einer Granatart) und weißem Milchglas mit geprägten Goldfolieneinlagen auf.
Der zweite Abschnitt der Ausstellung „Die Ära der Völkerwanderung und des dunklen Mittelalters“ ist dem Zeitabschnitt vom 1. bis 9. Jahrhundert gewidmet, in der die Ästier einen Teil der Südküste der Ostsee besiedelten. In dieser Zeit entstanden Kontakte zwischen der lokalen Bevölkerung und den römischen Zentren im Westen und Süden entlang der Bernsteinstraße. Die erste Erwähnung dieses Volkes findet sich im Werk „Germania“ des antiken römischen Historikers Cornelius Tacitus. Tacitus verwendet die lateinische Bezeichnung Aestii für das Volk, das sich seiner Beschreibung nach mit dem Anbau von Getreide und anderen Feldfrüchten beschäftigte, aber auch das Meer durchsuchte und am Strand Bernstein sammelte und damit Handel betrieb.
Auf den Grabstätten Kleinheide [Gurjewsk], Stantau [Mitino], Klein Medenau [Logwino], Sadweitschen [Perwomaiskoje], Gauten [Putilowo 2], Kalgen [Schossejnoje] und Langenen wurden im 19. Jahrhundert von preußischen Archäologen und anschließend in den Jahren 1996 bis 2022 von Expeditionen des Instituts für Archäologie der Russischen Akademie der Wissenschaften Ausgrabungen durchgeführt.
Handel mit römischen Zentren
Ein Großteil der Fundstücke wird zum ersten Mal ausgestellt. Darunter sind einzigartige, hochkünstlerische Gegenstände, die mit komplexen Schmucktechniken hergestellt wurden. Ihre Motive ähneln den besten Exemplaren aus Mittel- und Nordeuropa.
Der letzte Teil der Ausstellung namens „Burgenbauer und Grabräuber“, zeigt die Zerstörung und Plünderung einiger der Grabanlagen der Ästier im 13. und 14. Jahrhundert durch die lokale Bevölkerung beim Abbau von Naturstein für Bauzwecke. Spuren davon sind in den Kulturschichten vieler Grabstätten gut zu erkennen.
Zu den Funden in den zerstörten Gräbern gehörten mehrere goldverzierte Anhänger, silberne römische Denare, Fragmente von Gegenständen aus Eisen, Kupferlegierungen und Silber, zahlreiche Silber- und Goldschmelzen sowie Bernsteinstücke. Insgesamt werden 300 Objekte beeindruckender Grabbeigaben frühmittelalterlicher Kunst gezeigt. Fast jedes Exponat ist ein Meisterwerk, erschaffen von Kunsthandwerkern aus dem goldenen Zeitalter der Balten.
Mehr als 80 der Objekte wurden nach der Restaurierung auf Beschluss des Instituts für Archäologie der Russischen Akademie der Wissenschaften dem Staatlichen Historischen Museum in Moskau übergeben und dort bereits 2022 ausgestellt.