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Steht für die preußische Geschichte Malapanes: Die Kettenbrücke über den gleichnamigen Fluss
Foto: WagnerSteht für die preußische Geschichte Malapanes: Die Kettenbrücke über den gleichnamigen Fluss

Östlich von Oder und Neiße

Auf den Spuren der Humboldts in Malapane

Mehrtägige Konferenz über die Beziehung der beiden Gelehrtenbrüder zu der oberschlesischen Stadt

Chris W. Wagner
30.09.2022

Von Beruf ist Józef Tomasz Juros Mediziner, doch seine Leidenschaft gehört der Erforschung der Heimatgeschichte und genauer der Geschichte der historischen Kettenbrücke sowie der 1754 gegründeten Eisenhütte und Gießerei im oberschlesischen Malapane [Ozimek]. Es ist die älteste Eisenhütte auf dem heutigen Territorium der Republik Polen. In der königlich-preußischen Hütte Malapane wurden Elemente für Hängebrücken gegossen. Und die wohl älteste auf dem europäischen Festland ist in Malapane erhalten geblieben. Dank Juros und seinen Mitstreitern war sie einst restauriert und zugänglich gemacht worden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war diese Brücke nur den Hüttenarbeitern, die sie auf dem Weg ins Werk passieren mussten, zugänglich. „Es gab sogar Bewohner der Stadt, auch wenn es nur wenige waren, die diese Bücke nie gesehen haben“, erinnert sich Juros. „Dementsprechend auch das Unwissen über den Stellenwert dieser Brücke. Juros' Verein hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass die historische Kettenbrücke saniert wurde, sowohl für Einheimische als auch Touristen zugänglich wurde. Nun musste noch das Wissen um den geschichtsträchtigen Ort an den Mann gebracht werden.

Unwissen über Kettenbrücke

2017 hatte Juros Historiker zu einer Konferenz nach Malapane geladen. Im Ergebnis entstanden mehrere Publikationen. Auch der Initiator selbst verfasste als Hobbyhistoriker historische Abrisse zu Malapane. Bei der Recherche zu der zweiten Auflage seiner Geschichte von Malapane stieß er auf Informationen über einen Aufenthalt des Universalgelehrten Alexander von Humboldt (1769–1859) in dem Ort. Diese galt es wissenschaftlich zu unterfüttern.

Es dauerte einige Jahre, aber Juros nahm auch diese Hürde. „Es gab Vermutungen, dass Alexander von Humboldt wegen der Dampfmaschine, die hier Ende des 18. Jahrhunderts hergestellt wurde, Malapane besuchte. Aber ich konnte es anfänglich nicht belegen“, berichtet er. Er sprach mit Humboldt-Biografen in der Bundesrepublik und der Republik Polen, bis er eine Spur fand.

„Ich stieß auf eine Publikation in deutscher Sprache des hochgeschätzten polnischen Humboldtkenners Professor Krzysztof Zielnica von der Breslauer Universität. Das war der Durchbruch, denn ich bekam Zugang zu neuen Forschungen. Nun kann ich beweisen, dass sich Alexander von Humboldt am 17. und 18. Dezember 1792 in Malapane aufhielt“, sagt Juros stolz. Bei einem privaten Plausch im Bonner Biergarten hatte er dieses Wissen an den Vorsitzenden der Humboldt-Gesellschaft und CSU-Politiker, Hartmut Koschyk, weitergegeben, quasi von Oberschlesier zu Oberschlesier, da Koschyks Wurzeln dort liegen. Koschyk zeigte sich elektrisiert.

Das Ergebnis war eine mehrtägige Konferenz diesen Monat in Malapane, die neben Vorträgen auch Exkursionen auf Humboldts Spuren im Programm hatte. Eine der Reisen führte nach Ottmachau [Otmuchów] und hatte mit dem älteren Bruder Alexanders, Wilhelm von Humboldt (1767–1835), zu tun. „Dieser Staatsmann, Organisator und Reformator des preußischen Schulwesens hatte seine größten Erfolge im diplomatischen Dienst – während der preußischen Befreiungskriege“, erklärt Matthias Lempart von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, der in Malapane ein Referat über Wilhelm von Humboldts Beziehungen nach Ottmachau hielt. Burg Ottmachau bekam Humboldt vom preußischen König „für seine Verdienste um den preußischen Staat verliehen“, so Lempart. Die Säkularisation von 1810 hatte es möglich gemacht.

Humboldt-Erbin in Ottmachau

„Burg Ottmachau blieb bis 1929 im Besitz unserer Familie“, sagte Dorothée-Isabell Freifrau von Humboldt-Dachroeden. Die Urgroßnichte Alexanders und Urenkelin Wilhelm von Humbolds besuchte zum ersten Mal Malapane. In Ottmachau war sie bereits 2017. „Wenn ich ehrlich bin, geschah es auf Drängen meines Mannes. Ich wollte eigentlich gar nicht hin, denn ich dachte: ‚Nee, es ist verloren, lasst mich damit in Frieden!' Aber, manchmal bin ich als Ehefrau folgsam und tat es doch“, so Freifrau von Humboldt-Dachroeden. „Wir haben sogar in der Burg übernachtet. Und als wir auf den Schlosshof kamen und ich die Tür öffnete, habe ich gedacht: ‚Ich kenne das alles'. Mein Vater hat so positiv über seine Kindheit erzählt, von den vielen Geheimgängen, sodass mir alles vertraut war“, sagt sie.

In Malapane hat sie an der Fassade des Hütten- und Eisengussmuseums in unmittelbaren Nähe der Kettenbrücke eine Gedenktafel für ihren Urgroßonkel Alexander von Humboldt enthüllt. „Diese Tafel soll uns, hoffentlich für immer, an den Besuch Alexander von Humboldts am 17. und 18. Dezember 1792, also vor genau 230 Jahren, in Malapane erinnern“, hofft Juros und verspricht, dass in einigen Monaten eine Publikation mit den Referaten der Humboldt-Tagung erscheinen wird.


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