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Der Autor und Übersetzer Oliver Zimski beleuchtet in seinem Roman „Jans Attentat“ die Frage, wie man sich selbst im Dritten Reich verhalten hätte
Jan Schirwindt, ein in Berlin lebender Hobby-Historiker, ist überzeugt davon, dass er sich im Dritten Reich anders verhalten hätte als sein aus Königsberg stammender Vater. Mit der Hybris des Nachkriegsgeborenen hält er den mittlerweile alten Mann für schuldig an den Gräueln des NS-Regimes, weil er keinen aktiven Widerstand geleistet habe. Über viele Jahre hinweg hält der Sohn deshalb Distanz zu seinem „Nazi“-Vater, er besucht ihn nur selten im Altersheim.
Auf der Party einer Freundin trifft Schirwindt auf den charismatischen Psychiater Dr. Tamburo, der ihn zu einer neuartigen Therapie in seiner Einrichtung überredet. Zeitreisen sollen ihm dabei helfen, seine schwierige Familiengeschichte aufzuarbeiten. Es gibt einiges aufzuarbeiten, denn der beruflich erfolglose Schirwindt lebt in einer Traumwelt mit Frau und Kind, die lediglich seiner Phantasie entsprungen sind.
Treffen mit dem „Monster“
Während einer seiner Zeitreisen sieht er seinen Vater als Kind, erlebt selbst, was dieser empfunden hat und wie er von seinen Eltern behandelt wurde. Bei Kriegsende war der Vater erst sieben Jahre alt. Eine Mittäterschaft kann ihm also kaum vorgeworfen werden.
Höhepunkt ist eine Zeitreise des Protagonisten Schirwindt in das Königsberg des Jahres 1944. Lebendig schildert der Autor Oliver Zimski in „Jans Attentat“ das Kolorit der damaligen Zeit. Schirwindt muss erleben, dass auch er dem Regime nicht entkommen kann. Dennoch glaubt er, die Geschichte ändern zu können, indem er sich selbst am Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt und dafür sorgen will, dass es erfolgreich endet.
Zwei persönliche Treffen mit dem „Monster“ Hitler ändern jedoch alles.Plötzlich erscheint der Führer nicht mehr als Diktator und Massenmörder, sondern zeigt seine menschliche Seite mit beinahe väterlicher Fürsorge. In der Stunde des Attentats versagt Schirwindt ebenso wie der Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Zimski hält mit seinem sehr lesenswerten Roman allen, die einem ideologischen Zeitgeist hinterherlaufen, einen Spiegel vor. Er bietet seinen Lesern die Möglichkeit, sich wertfrei mit der Geschichte auseinanderzusetzen und sich zu versöhnen, wie es dem Protagonisten am Ende mit seinem Vater gelingt. Es ist auch eine Erinnerung an das untergegangene Ostpreußen und dessen Hauptstadt Königsberg. Jans Nachname Schirwindt erinnert an die gleichnamige ostpreußische Stadt, die es so nicht mehr gibt.
Oliver Zimski: „Jans Attentat“, IP Management, Ludwig-Erhard-Straße 18, 20489 Hamburg, 2024, broschiert, 14 Euro