10.12.2024

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„Königsberg“

Aufklärer, Begleitkreuzer und Kriegsteilnehmer

Das Schicksal des ersten einer Baureihe von vier Kleinen Kreuzern der Kaiserlichen Marine

Wolfgang Kaufmann
10.05.2024

Das zweite deutsche Flottengesetz vom 14. Juni 1900 sah unter anderem die Indienststellung von 52 Kreuzern vor. Eine dieser Einheiten war der Kleine Kreuzer „Königsberg“, der am 12. Dezember 1905 in der Kaiserlichen Werft Kiel vom Stapel lief und von dem damaligen Oberbürgermeister der ostpreußischen Provinzhauptstadt, Siegfried Körte, getauft wurde. Das Kriegsschiff, dessen Bau 5,4 Millionen Reichsmark verschlang, hatte eine Länge von 115 Metern und besaß zehn Schnellfeuerkanonen vom Kaliber 10,5 Zentimeter. Mit seiner 14.000-PS-Maschine konnte es Geschwindigkeiten von bis zu 24 Knoten erreichen.

In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gehörte die „Königsberg“ zur Aufklärungsflotte und unternahm Übungsfahrten in der Ost- und Nordsee sowie im Atlantik. Dabei kollidierte sie am 16. Februar 1910 in der Deutschen Bucht mit dem Kleinen Kreuzer „Dresden“. Außerdem fungierte das Schiff des Öfteren als Begleitkreuzer der kaiserlichen Yacht „Hohenzollern“ auf deren Reisen zum Nordkap und nach Großbritannien sowie nach Venedig und Korfu. Danach wurde die „Königsberg“ zwischen 1911 und 1914 mehrmals überholt und umgebaut.

Einsatz im Ersten Weltkrieg
Am 28. April 1914 verließ sie unter dem Kommando von Fregattenkapitän Max Looff ihren Stützpunkt in Wilhelmshaven, um in Ostafrika Station zu machen. Nach dem Einlaufen in den Hafen von Daressalam im heutigen Tansania erfuhr die Besatzung des Schiffes vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Dann erhielt der Kreuzer den Befehl, sich für Angriffe gegen die Handelswege des Gegners bereitzuhalten, wobei er bereits vor der formellen britischen Kriegserklärung von der Royal Navy attackiert wurde.

Anfang August 1914 brachte die „Königsberg“ den englischen Frachter „City of Winchester“ im Golf von Aden auf und versenkte ihn nach Übernahme seiner Kohlevorräte. Anschließend beschoss die „Königsberg“ den im Hafen von Sansibar liegenden britischen Kreuzer „Pegasus“ und schickte diesen auf Grund.

Wegen mehrerer Maschinenschäden befahl Looff Ende September, tief in das weitverzweigte Delta des Flusses Rufiji südlich von Daressalam vorzustoßen und dort im Schutze des schier undurchdringlichen Mangrovendschungels die nötigen Reparaturen durchzuführen. Parallel dazu setzte die Admiralität in London etliche Einheiten unter dem Oberbefehlshaber der Marinestation am Kap der Guten Hoffnung, Vizeadmiral Herbert Goodenough King-Hall, in Marsch, welche die „Königsberg“ suchen und versenken sollten. An dieser Jagd waren am Ende ein Linienschiff, neun Kreuzer und diverse Hilfsschiffe sowie zehn Flugzeuge der Briten beteiligt.

Jagd auf die „Königsberg“
Schließlich sichtete der südafrikanische Elefantenjäger Major Philip Jacobus Pretorius am 30. Oktober 1914 die Masten der „Königsberg“, woraufhin die Royal Navy alle Ausfahrten des Rufiji-Deltas blockierte. Am selben Tag erhielt der Kreuzer die bestellten Ersatzteile aus Daressalam – 24 Stunden zu spät. Allerdings gelang es den Briten zunächst nicht, die „Königsberg“ wirksam zu beschießen, denn sie zog sich weiter flussaufwärts zurück. Daher fasste King-Hall den Entschluss, die besonders flachbodigen Kanonenboote „Mersey“ und „Severn“ aus dem Mittelmeer anzufordern. Diese griffen am 6. Juli 1915 im Schutz von vier Kreuzern an und landeten aufgrund ihrer leistungsstarken 15,2-Zentimeter-Geschütze sechs Treffer auf der „Königsberg“ aus immerhin neun Kilometern Entfernung.

Die nächste britische Attacke fand am 11. Juli statt und führte zum finalen Erfolg: Nach mehreren schweren Einschlägen mit erheblichen Personalverlusten ging der „Königsberg“ die Munition aus, woraufhin der verwundete Looff befahl, den brennenden Kreuzer aufzugeben und zu sprengen. Die Selbstversenkung erfolgte durch die Zündung von zwei Torpedoköpfen im Vorschiff durch den Ersten Offizier, Kapitänleutnant Georg Koch.

Untergang in Tansania
Die überlebenden Besatzungsmitglieder der „Königsberg“ wurden nach ihrer Flucht ans Ufer des Rufiji in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika unter Oberstleutnant Paul von Lettow-Vorbeck eingegliedert. Diese kämpfte bis zum November 1918 gegen die Briten und nutzte dabei auch die später geborgenen Geschütze des Kreuzers, für deren Transport über Land teilweise bis zu 400 Träger nötig waren. Looff fungierte dabei als Kommandeur der deutschen Marinetruppen in der Kolonie, bis er in britische Kriegsgefangenschaft geriet. Nach seiner triumphalen Rückkehr in die Heimat avancierte er später noch zum Vizeadmiral und Inspekteur des Torpedo- und Minenwesens der Reichsmarine. Außer Looff trafen im März 1919 lediglich 31 weitere der einstmals 322 Besatzungsmitglieder der „Königsberg“ in Berlin ein.

Das Wrack des Kreuzers im Schlick der flachen Rufiji-Mündung ragte bei Ebbe aus dem Wasser des Flusses und wurde 1923 von der Regierung des nunmehrigen Mandatsgebietes Britisch-Tanganjika zur Verschrottung angeboten. Allerdings dauerte es dann noch genau 40 Jahre, ehe sich tatsächlich eine Bergungsfirma dieser Aufgabe annahm – diesmal dann schon im Auftrag der Staatsführung der unabhängigen Vereinigten Republik Tansania.


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Kommentare

Tom Borns am 13.05.24, 12:27 Uhr

Empfehle hierzu die Lebenserinnerungen von Richard Wenig ("In Monsun und Pori").

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