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Der Historiker und Nahostexperte Daniel Gerlach sucht nach dem gemeinsamen Erbe der Religionen Christentum, Judentum und Islam
Daniel Gerlach, Orientalist, Historiker und gefragter Nahostexperte, hat einen Großteil seines Wissens auf Reisen in den Orient gesammelt. Seine letzte Entdeckungsreise führte ihn vom Persischem Golf bis zum Bosporus. Darüber hat er das Buch „Die letzten Geheimnisse des Orients“ verfasst.
Gerlach versucht auf diesen Reisen den orientalischen Religionsgründern nachzuspüren, denn die abrahamitischen Religionen Christentum, Judentum und Islam, stammen aus fast derselben Gegend im Nahen Osten zwischen Persien und der heutigen Türkei. So gelingt es Gerlach, etwas mehr Licht in die Ursprünge dieser großen Weltreligionen zu bringen. Allerdings wird der Autor in diesen mit Geschichte und Gewalt überladenen Regionen in einigen seiner Berichte Opfer von Vorurteilen und Voreingenommenheiten, die von der politischen und religiösen Lage vor Ort herrühren. Diesen Dingen kann sich auch ein noch so objektiv eingestellter Autor aus dem aufgeklärten Europa nicht immer entziehen.
Der Orient ist heute eine von Nachrichten über Krieg und Terror überschattete Region. Dass diese über Jahrhunderte ein Beispiel für Vielfalt und Toleranz war, wie Gerlach behauptet, ist ein Mythos, der eher dem Glauben entspringt als der historischen Wirklichkeit. Anstatt dem Ursprung dieses Mythos auf den Grund zu gehen, schafft Gerlach in einigen seiner Geschichten neue Mythen. Gerlach ist auf seiner Reise zu den Geheimnissen des Orients einigen interessanten Leuten begegnet, wie dem Papst der Kopten in Ägypten oder dem Oberhaupt der Drusen in Israel. Leider hat er diese interessanten Menschen, die mehr wie die Massen dort an der Schnittstelle der Probleme und Konflikte leben, nicht selbst reden lassen. Indem er über sie schrieb, hat er deren Lebensweisheit zerredet. Das ist schade, denn es gibt diese Gemeinsamkeiten von Orient und Okzident wirklich.
Gerlachs Buch soll eine „Suche nach dem gemeinsamen Erbe der Religionen und Kulturen“ sein. Dabei nimmt er auch die im Westen kaum bekannten Zwischen- oder Mischformen des Christentums, Judentums und Islams unter die historische Lupe. Das Buch wirkt überladen mit Namen von Personen, Volksgruppen und philosophischen Begriffen. Gerlach beschreibt seine Reisen im Orient als Entdeckungsreise zu den Wurzeln auch unserer Kultur. Dass der Rückstand des heutigen Nahen Ostens dem Islam zu verdanken ist, der sich der Gegenwart und jeder Reform verschließt, erwähnt Gerlach allerdings nicht.
Daniel Gerlach: „Die letzten Geheimnisse des Orients“, Penguin Verlag, München 2024, Taschenbuch, 368 Seiten, 14 Euro