26.04.2024

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300. Geburtstag

Aufsteiger zwischen Verdienst und Vorteilsnahme

Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff hinterließ bedeutende Spuren

Martin Stolzenau
21.04.2023

Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff stammte aus dem Umkreis von Halle/Saale, begann seine Karriere unter Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau und entwickelte sich im Fürstentum zum Landwirtschaftsexperten, der dann von Friedrich II. in dessen Generaldirektorium abgeworben wurde. Er glänzte im Dienste Preußens, sorgte für den Wiederaufbau der kriegsverwüsteten Teile Pommerns und der Neumark und organisierte die Trockenlegung des Netze- sowie Warthebruchs. Dazu gesellte sich der Bau des Bromberger Kanals. Zwischendurch sorgte Brenkenhoff in Hinterpommern für den Aufbau einer Kadettenanstalt. Der erfolgreiche Aufsteiger erwarb über die Jahre ein riesiges Vermögen und erlebte auf dem Sterbebett wegen der offenkundigen Unterschlagungen den Zorn des Königs, der eine Untersuchung einleitete. Trotzdem gibt es an einigen seiner einstigen Wirkungsstätten bis heute Denkmäler und Orte , die seinen Namen tragen.

Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff wurde am 15. April 1723 in Reideburg geboren. Sein Geburtsort, aus dem auch der bundesdeutsche Politiker Hans-Dietrich Genscher stammte, liegt nahe Halle/Saale, hatte einst drei frühmittelalterliche Burgen und fungierte später bis 1815 als Grenzort zwischen Preußen und Sachsen. Heute ist Reideburg der östlichste Stadtteil von Halle/Saale.

Verarmter Adelsspross an den Hof

Der Vater Brenkenhoffs war Rittmeister in kursächsischen und dann österreichischen Diensten und nahm am Türkenkrieg teil, wobei er 1738 fiel. Auch drei ältere Brüder des Jungen fielen in Kriegen. Der verarmte Adelssprössling, der zuvor schon seine Mutter verloren hatte, wurde als Fünfzehnjähriger durch Verwandte an den Fürsten Leopold I. von Anhalt-Dessau als Page vermittelt. Der Generalfeldmarschall in preußischen Diensten, der mit dem Beinamen „alter Dessauer“ und zahlreichen Legenden in die Kriegsgeschichte einging, sorgte in seinem Fürstentum für Gewinne aus der Landwirtschaft und ließ seinen Pagen in diesem Sinne mit der ihm eigenen Strenge ausbilden. So wurde aus dem mittellosen Knaben ein Landwirtschaftsfachmann, der nach dem Tod seines Förderers 1747 unter dessen Nachfolger, dem Fürsten Leopold Maximilian, zum Kammerdirektor und dann sogar zum Mitvormund für den jungen Fürsten Franz erhoben wurde. Brenkenhoff sorgte für die Kultivierung der Elbebrüche im Fürstentum, sammelte so Erfahrungen in der Melioration, betrieb einen umfangreichen Pferdehandel und verdiente mit riesigen Armeelieferungen zur Versorgung der Truppen des Preußenkönigs in dessen Kriegen sein erstes großes Vermögen.

Landgewinnung und Kanalbau

1762 übernahm ihn Friedrich II. in preußische Dienste. Brenkenhoff wurde als wirklicher Geheimer Finanzrat Mitglied des Generaldirektoriums und wirkte in den Folgejahren als königliche Geheimwaffe für den wirtschaftlichen Aufschwung in Pommern, der Neumark, im Netzegebiet und im Warthebruch. Er organisierte an Netze und Warthe die Bruchmeliorationen, sorgte für landwirtschaftliches Neuland und siedelte 2700 Kolonistenfamilien an. Dazu gesellte sich der Rübenanbau, die Pferdezucht und die Entwicklung der Wollspinnerei. Ab 1771 erschloss er auf Weisung von Friedrich II. den Thurbruch im Osten von Usedom in Pommern. Der Thurbruch gehört zu den größten Niedermooren in Nordostdeutschland, wurde 1421 erstmals urkundlich erwähnt und galt jahrhundertelang als „urwaldartige Seen-und Sumpflandschaft“, die nach Brenkenhoffs Landgewinnung mit neuen Siedlerkolonien besiedelt wurde.

Zuvor schon hatte er in Stolp in Hinterpommern einen anderen dringlichen Wunsch des Königs realisiert, der eine neue Kadettenanstalt für den Offiziersnachwuchs forderte. Zusammen mit dem Kammerpräsidenten von Stargard hatte er mit den ihm zur Verfügung stehenden Geldern die neue Lehranstalt in Stolp geschaffen, die am 1. Juni 1769 gegründet worden war und vom Hauptmann von Kötteritz geleitet wurde. Bis 1786 wurden 203 Absolventen an das Berliner Hauptinstitut abgegeben. Das war auch der Vorarbeit Brenkenhoffs geschuldet, der pausenlos zwischen seinen Hauptwirkungsstätten unterwegs war, 1772 im ehemaligen Hohensalza und heutigen Inowraclaw als Vertreter des Königs die Huldigungen entgegennahm und dann bis 1775 den Bromberger Kanal bauen ließ, der den Schiffsverkehr bis zur Ostsee ermöglichte.

In Ungnade gefallen

Parallel zu seinen vielgestaltigen Aktivitäten wuchs mit der Anzahl seiner eigenen Güter sein Reichtum. Er führte ein luxuriöses Leben, ließ sich von seiner ersten Frau 1774 scheiden, heiratete in zweiter Ehe die jüngere Elisabeth Gottliebe von Papstein und genoss bis zuletzt die besondere Wertschätzung von Friedrich II. Doch die „Unordnung in der Geldverwertung“ und die offenkundige Nutzung staatlicher Gelder für seine privaten Aufwendungen brachte ihn dann noch auf dem Sterbebett in Nöte. Brenkenhoff starb am 21. Mai 1780 auf seinem Gut Hohenkarzig bei Soldin in der Neumark, wurde 57 Jahre alt und fand sein letzte Ruhe in Lichtenow bei Friedeberg in der Neumark. Der König veranlasste ein Verfahren und ließ nach Bestätigung des Verdachts der „Vorteilsnahme im Amt“ die Güter Brenkenhoffs beschlagnahmen.

Ortschaften erhielten seinen Namen

Bei veruntreutem Geld hörte die Gunst von Friedrich II. auf. Brenkenhoff hinterließ aus seinen beiden Ehen einen Sohn und zwei Töchter, die erst nach einigen Jahren auf dem „Gnadenweg“ durch die Hohenzollern einige Güter zurückbekamen. Parallel stiftete einst die Stadt Driesen an der Netze auf dem Markt und die Historische Gesellschaft für den Netzedistrikt in Bromberg Denkmäler für Brenkenhoff. Dazu kommen zahlreiche Orte in den Bruchgebieten, die nach der Landgewinnung seinen Namen erhielten wie Brenkenhof, Brenkenhofsberg, Brenkenhofsthal, Brenkenhofswalde und Brenkenhofsfleiß. In der aktuellen „Neuen Deutschen Biographie“ ist ihm im 2. Band ein Beitrag gewidmet. Sein Grab in Lichtenow bei Friedberg ist nicht erhalten. Ein Gemälde befindet sich bis heute im Jagdschloss Grunewald bei Berlin.


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