23.09.2025

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Geschichte

Aufstieg der Assyrer und Phönizier

Eric H. Cline thematisiert in der Fortsetzung seines Erfolgsbuchs „1177 v. Chr.“ den Umschwung von der Bronze- zur Eisenzeit und dessen Folgen

Wolfgang Kaufmann
23.09.2025

Im Jahr 1177 v. Chr. kam es im östlichen Mittelmeerraum und Vorderasien zu einem kompletten zivilisatorischen Zusammenbruch – vermutlich dem ersten in der Weltgeschichte überhaupt. Über die Ursachen dieser Zäsur, durch die sämtliche Kulturen im Bereich der Schnittstelle von Europa, Asien und Afrika ins Verderben stürzten, wurde viel gerätselt, bis Eric Cline, der Direktor des Archäologischen Instituts an der George Washington University und Leiter der Ausgrabungen in Megiddo, dem biblischen Armageddon, 2014 seinen international gefeierten Bestseller „1177 v. Chr.“ vorlegte, in dem er schlüssige Erklärungen für die Vorgänge zum Ende der Bronzezeit lieferte.

Zum einen führten gewaltsame Auseinandersetzungen und Erdbeben zum Niedergang von Ugarit, Megiddo, Aschkelon, Babylon, Hattuscha, Troja, Mykene, Pylos und vielen weiteren hochentwickelten Stadtstaaten. Zum anderen gab es aber auch ein systemisches Versagen der damals schon überraschend stark globalisierten Wirtschaft aufgrund anhaltender Konflikte um die für die Bronzeherstellung unverzichtbaren Rohstoffe Kupfer und Zinn, welche seinerzeit die gleiche Rolle spielten wie heute das Erdöl. Anschließend sorgte der Ansturm der nach wie vor nicht sicher identifizierten „Seevölker“ gegen die geschwächten Landmächte für den Anbruch der „Dunklen Jahrhunderte“.

In deren Verlauf erholte sich die Zivilisation wieder, womit es vor allem zum Aufstieg der Assyrer und Phönizier kam. Warum dies möglich war, schildert Cline in seinem informativen Fortsetzungsband „Nach 1177 v. Chr. Wie Zivilisationen überleben“, der den Umschwung von der Bronze- zur Eisenzeit thematisiert, wobei er wie in „1177 v. Chr.“ gezielt immer wieder den Bogen zur Gegenwart schlägt. Ging es ihm zunächst darum, vor kulturellem Verfall und den Folgen wirtschaftlicher Fehlentwicklungen zu warnen, legt Cline nunmehr mit Blick auf die Vergangenheit dar, durch welche Faktoren Gesellschaften in extremen Krisenzeiten zu Gewinnern werden. Dabei kommt er erneut zu eindeutigen Befunden.

Die Assyrer dominierten, weil sie jede Gelegenheit nutzten, zerstrittene Nachbarvölker zu überwältigen und in einem neuen Großreich zu vereinen. Dagegen profitierten die Phönizier von ihrer intellektuellen Brillanz, durch die sie zur Handelsgroßmacht Nummer Eins im Mittelmeerraum aufstiegen. Das von ihnen entwickelte Alphabet trug entscheidend zu einer neuen und diesmal endgültigen internationalen Vernetzung bei.

Eric H. Cline: „Nach 1177 v. Chr. Wie Zivilisationen überleben“, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2024, gebunden, 500 Seiten, 32 Euro


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