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Felix Holtermann: „Geniale Betrüger. Wie Wirecard Politik und Finanzsystem bloßstellt“, Westend Verlag, Frankfurt am Mai 2021, broschiert, 320 Seiten, 22 Euro
Felix Holtermann: „Geniale Betrüger. Wie Wirecard Politik und Finanzsystem bloßstellt“, Westend Verlag, Frankfurt am Mai 2021, broschiert, 320 Seiten, 22 Euro

Finanzen

Aufstieg und Fall der Wirecard AG

Der „Handelsblatt“-Journalist Felix Holtermann legt dar, wie Politiker und Finanzaufsicht einen der größten deutschen Börsenskandale ermöglichten

Wolfgang Kaufmann
03.09.2022

Im Juni 2020 musste der börsennotierte deutsche Finanzdienstleister Wirecard AG als erstes DAX-Unternehmen wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Konkurs anmelden. Hierdurch verloren Anleger, die in Wirecard-Aktien investiert hatten, mehr als 20 Milliarden Euro. Wie es dazu kommen konnte, erzählt der „Handelsblatt“-Korrespondent Felix Holtermann in seinem Buch „Geniale Betrüger“.

Er beginnt mit der Schilderung des Aufstiegs und Falls des 1999 gegründeten Unternehmens sowie der strukturellen Schwächen des Finanzplatzes Deutschland. Hierbei kommt viel Wahres über die Anleger und Medien beziehungsweise den Herdentrieb der Besitzer des „dummen deutschen Geldes“ zur Sprache, denn der Kaufrausch der Möchtegern-Börsengewinnler wurde von inkompetenten Finanzjournalisten im Dienste der Mainstream-Medien befeuert.

Brisant ist der Abschnitt „Helfer auf höchster Ebene“. Darin geht es um die Versager innerhalb der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die ihrerseits der Rechts- und Fachaufsicht des Bundesministeriums der Finanzen untersteht, das zum Zeitpunkt des Wirecard-Skandals vom damaligen Vize- und jetzigen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geleitet wurde. Holtermann zeigt, welche Narrenfreiheit die BaFin Wirecard gewährte und wie auch die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) sowie die Abschlussprüferaufsichtsstelle (APAS) beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) nichts unternahmen, um den Betrug zu stoppen.

Dennoch äußerte Scholz nach dem Auffliegen des Wirecard-Skandals: „Die Aufsichtsbehörden haben sehr hart gearbeitet. Sie haben ihren Job gemacht.“ Mit diesen Sätzen leitet der Autor seine abschließenden Ausführungen ein, in denen er sich mit der Rolle führender deutscher Politiker von Peter Altmaier (CDU, damals Bundeswirtschaftsminister) über die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und deren Außenminister Heiko Maas (SPD) bis hin zu Scholz befasst. Holtermann widmet Letzterem ein ganzes Kapitel und stellt die Frage, „wann Scholz von den Problemen bei Wirecard wusste – und warum der Vizekanzler nicht früher eingeschritten ist“. Eine substantielle Antwort bleibt das Buch indes schuldig. Dahingegen sind die Passagen, in denen es um die Kontakte von Wirecard zu den Geheimdiensten geht, deutlich informativer. So erfährt der Leser beispielsweise, dass die Pleitefirma auch Zahlungen für den Bundesnachrichtendienst (BND) abgewickelt hat.


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