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Im noch geschlossenen Atelierhaus Barlachs soll Ende Februar wieder neues Ausstellungsleben stattfinden
Seit 2006 schmückt sich Güstrow als „Barlachstadt“ mit dem Namen des berühmten Bildhauers, Graphikers und Schriftstellers. Ernst Barlach selbst hatte immer wieder geschwankt, Berlin den Rücken zu kehren. Zwar irritierte ihn die Stadt, „wo man überall angesprochen und angeredet werden kann“. Er sah aber auch: „Der Norden scheint die Gefahr zu haben, dass man statt tief einmal grundlos wird.“ Später sagte er, mit Güstrow gehe es ihm „wie dem berühmten Esel zwischen zwei Heuhaufen – hier passe ich nicht mehr her, und anderswo anzufangen habe ich kein Vertrauen ... In den Heidbergen stampfe ich so manches Mal im Stockdunkeln herum und hole mir für den Abend eine erfrischende Ermüdung ...“
Barlachs Ankunft in Güstrow war keine Sentimentalität, sie hatte familiäre Gründe. 1906 war er Vater geworden. Die Mutter, die Näherin Rosa Schwab, hatte ihm Modell gestanden. Geheiratet hatte er sie nicht. Die Beziehung war nur von kurzer Dauer, Barlach erstritt das Sorgerecht und adoptierte seinen Sohn. Als der Deutsche Künstlerbund ihm für 1909 das Villa-Romana-Stipendium in Florenz zusprach, musste er ihn versorgt wissen. In Güstrow lebte Bruder Niko zusammen mit der Mutter, die ihm den Haushalt besorgte. Beiden brachte er den Filius zur Betreuung.
Italien hatte ihn nicht umgeworfen. Als er im November 1909 zum zweiten Mal nach Güstrow reiste, um zu sehen, wie sich das Kind in der neuen Umgebung eingelebt hatte, meinte er am 27. November: „Güstrow kann sich sehr wohl neben eine toskanische Stadt stellen.“ Und am 24. Dezember schrieb er schließlich: „Es ließe sich schon leben an diesem Ort.“ Ab 1910 wurde „dieser Ort“ sein zweiter Wohnsitz, bis er gegen 1913 sein Berliner Atelier ganz aufgab, um bis zu seinem Tod 1938 dauerhaft in Güstrow zu bleiben.
60-jährig entschloss er sich, Platz für monumentale Aufträge zu schaffen und auf Kreditbasis das Waldgrundstück Heidberg 15 am Inselsee zu kaufen, um darauf von dem Güstrower Architekten Adolf Kegebein ein geräumiges Atelierhaus bauen zu lassen. Der Zeitgeist aber war gegen ihn und so fehlten schließlich die Mittel, den Neubau abzubezahlen. Nur das Atelier konnte er dauerhaft nutzen. Das Wohnhaus musste er schon bald an seinen Assistenten und Kunsthändler Bernhard Böhmer vermieten.
Die Sonderausstellung mit einer Fotodokumentation zur Geschichte des Atelierhauses ist Corona-bedingt momentan geschlossen. Aber für den Besuch der nachfolgenden Sonderausstellung „Balance. Susanne Rast“ (27. Februar bis 12. Juni) besteht Hoffnung. Menschliche Situationen, die von verschiedenen Varianten des Andersseins erzählen, bilden das Grundthema der Holzskulpturen, Bronzegüsse und grafischen Arbeiten der gebürtigen Rostockerin (*1962). Für August/September ist zudem die Wiedereröffnung der neu gestalteten Dauerausstellung zu Leben und Werk Ernst Barlachs geplant.
• Barlach-Museen Güstrow: Atelierhaus, Heidberg 15, Gertrudenkapelle, Gertrudenplatz, beide zurzeit noch geschlossen. Aktuelles: www.guestrow-tourismus.de
Waffenstudent Franz am 16.02.22, 13:29 Uhr
Der Gutste Ernst Heinrich Barlach geriet bereits im reifen Alter von etwa 60 Jahren aus der Balance. Er hatte nämlich mit Künstlerkollegen wie Erich Nolde, die wirtschaftliche Katastrophe, in die Deutschland durch nie endende Reparationen kam, am eigenen Leibe erfahren.
Mit den Lösungsansätzen der Nationalsozialisten, war man grundsätzlich einverstanden. Als die Kulturhygieniker der Nazis allerdings die (entarteten) Werke von Nolde und Barlach sahen, da war Schluß mit der Freundschaft.
Zur Erklärung der Begriff "entartet" stammt aus der total unpolitischen Mathematik.
Natürlich ist das inzwischen politisch nicht mehr korrekt und beide Künstler erhielten eine neue Vita!