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Deutsch-Russische Beziehungen

Aus für die diplomatische Vertretung

Das deutsche Generalkonsulat in Königsberg musste schließen – Visa nur noch über Moskau

Jurij Tschernyschew
20.12.2023

Das deutsche Generalkonsulat in Königsberg wurde am 30. November offiziell geschlossen. Dies folgte auf eine Entscheidung der russischen Behörden, die Zahl der deutschen Diplomaten im Land als Reaktion auf die Ausweisung russischer Diplomaten aus der Bundesrepu-blik zu reduzieren.

Damit endet eine fast 20 Jahre andauernde Ära. Das deutsche Generalkonsulat in Königsberg wurde 2004 eröffnet. Erster Konsul war Cornelius Sommer. Die deutsche diplomatische Vertretung hatte lange Zeit keine eigenen Räumlichkeiten und mietete ein Büro im Hotel Albertina in der Demjan-Bednij-Straße an, wo es jedoch keine Möglichkeit gab, eine Visastelle einzurichten. Bald erwarb die Bundesrepublik ein Haus in der Herzog-Albrecht-Allee [ul. Telmana], um das Generalkonsulat dort dauerhaft unterzubringen. Das Gebäude musste erst in ein Bürogebäude umgebaut werden. Der Umzug fand mit Verzögerung im Jahr 2013 statt. Bis dahin war das Generalkonsulat zunächst vom Hotel Albertina in ein Gebäude in der Wallenrodtstraße [Leningradskaja ul. 4] in der Nähe des Oberteichs um umgezogen. Dort erhielten die Einwohner Königsbergs deutsche Visa.

Nach der Eröffnung seines Gebäudes stellte das Generalkonsulat zunächst selbstständig Visa aus, doch seit dem Frühjahr 2015 hat es den Service der Visazentrale des Dienstes VFS Globals in Anspruch genommen. Die Aktivitäten des Generalkonsulats beschränkten sich nicht ausschließlich auf die Ausstellung von Visa, obwohl diese Funktion für die Einwohner des Königsberger Gebiets am wichtigsten war. Viele kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen, Empfänge und Treffen wurden mit direkter Beteiligung und Unterstützung der diplomatischen Vertretung organisiert.

Bis zum Sommer dieses Jahres bearbeitete das Generalkonsulat noch Visa auf der Grundlage von Dokumenten, die über die Visumstelle in Königsberg eingereicht wurden. Seit Juni ist jedoch dann auch die diplomatische Vertretung in Königsberg zusammen mit den Konsulaten in St. Petersburg, Jekaterinburg und Nowosibirsk nicht mehr für die Bearbeitung von Visa zuständig. Diese Aufgabe wurde vollständig auf die Visumabteilung der Deutschen Botschaft in Moskau übertragen.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass sowohl die Russische Föderation als auch die Bundesrepublik Deutschland beschlossen hatten, ihre diplomatischen Vertretungen einzuschränken. Mit Beginn des neuen Jahres werden alle russischen Generalkonsulate in der Bundesrepublik – Leipzig, Bonn, München, Frankfurt und Hamburg – ihre Tätigkeit einstellen.

Russen beantragen Visa bei anderen
Um ein nationales Visum zu beantragen, müssen Königsberger nun einen Termin direkt mit der Deutschen Botschaft in Moskau vereinbaren. Schengen-Visa können zwar nach wie vor über Visazentren beantragt werden. Auf der Website von VisaMetrik, das Visumanträge bearbeitet, heißt es aber, dass sich die Bearbeitungszeiten aufgrund des Postwegs verlängert haben. Bewerber können ihren Reisepass entweder in einem Visazentrum in Moskau oder per Kurierdienst erhalten, wobei die Zustellung extra bezahlt werden muss.

In jüngster Zeit ist die Nachfrage nach deutschen Visa aufgrund des komplizierten Bearbeitungsverfahrens und der zahlreichen Ablehnungen deutlich zurückgegangen. Die Russen ziehen es nun vor, spanische, französische und italienische Visa zu beantragen, da die diplomatischen Vertretungen dieser Länder milder gegenüber den Antragstellern sind und es ihnen sogar ermöglichen, Mehrfachvisa für einen längeren Aufenthalt zu erhalten.


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Kommentare

Udo Dotzki am 02.01.24, 12:34 Uhr

Das Auswärtige Amt hält Otto von Bismarck nicht mehr für erinnerungswürdig…
(PAZ, 27.12.2022, von Eberhard Straub, „Der getilgte Friedensstifter“)

Vor gut einem Jahr wurde bekannt: „Fürst Bismarck wird nicht mehr gewünscht!“ Der Bismarck Saal wird umbenannt, sein Bild entfernt. Ab sofort heißt es: „Saal der Deutschen Einheit“. Ein anderer Name für den Saal, warum nicht? Allein die Begründung stinkt zum Himmel. Nichts lag Bismarck mehr am Herzen als die Einheit Deutschlands, unter preußischer Führung. Im Frieden mit den Nachbarn, auch mit Russland. Zu seiner Zeit ein großer, bedeutender Staatsmann.
Lesen wir im BGB, denken wir an die Kranken-, Unfall- oder Rentenversicherung, wem fällt da der Name Bismarck ein? Er mochte die Sozialisten nicht, war aber ein sozial eingestellter Politiker. Seine Bündnispolitik war beispielhaft. Diese Politik Bismarcks sicherte den Frieden in Europa. Erst als bestimmte Kreise Otto von Bismarck nicht mehr wollten, er als Reichskanzler zurücktreten musste, begann das Drama welches sich bis heute fortsetzt. Einen Frieden in Europa ohne Russland wird es nicht geben.

„Der Lotse geht von Bord“, (original „Dropping the Pilot“) eine Karikatur von John Tenniel in der Satirezeitschrift „Punch“ vom 29. März 1890 bezieht sich auf Bismarcks Rücktritt.

Die Reaktionen auf Bismarcks Sturz (Rücktritt) sind unterschiedlich, bei den Sozialdemokraten wegen der Sozialistengesetze verhasst, in der übrigen Parteienlandschaft unbeliebt. Interessant bleibt das Urteil im europäischen Ausland. Durch seine Bündnispolitik verschaffte sich Bismarck Respekt und Anerkennung. Sein Rücktritt rief bei den „Europäern“ Besorgnis hervor.

So schrieb damals die englische Times: (…) „Wir in diesem Lande hören die Nachricht vom Rücktritt des großen Mannes mit Bedauern und Besorgnis. Die Entfernung des Fürsten Bismarck vom Steuerruder deutscher Politik (Lotse) ist von derart weitreichender Bedeutung, dass niemand, der dessen außerordentliche Verdienste um den europäischen Frieden kennt, dieses Ereignis ohne ein Gefühl der Furcht im Hinblick auf die Zukunft registriert“.

Diese Besorgnis richtete sich vor allem auf den Kaiser und Bismarcks Amtsnachfolger.
(Quelle: Wikipedia, „Der Lotse geht von Bord“.)

Europa! Europa erstreckt sich bis zum Ural Gebirge im Osten. Also gehört auch Russland zu einem großen Teil zu diesen Kontinent. Wenn gleich auch nicht zur „Europäischen Union“. Diese „Europäische Union“ ist nicht Europa und umgekehrt. Diese Union ist ein Staatenbund innerhalb Europas, mehr nicht. Und da haben wir das Problem. Ein Staatsmann vom Kaliber eines Fürst Bismarck könnte möglicherweise Lösungen bieten, unsere Außenministerin Baerbock kann das nicht.

Aber hört unsere Außenministerin Baerbock: „Sie will Russland besiegen“. Nicht kriegerisch, sondern wirtschaftlich. Herr Lavrov nimmt Frau Baerbock nicht ernst. Bei solchen Sprüchen kann ich das verstehen. Ihre 360° Erklärung über Wladimir Putin sagt alles: „Wenn Putin sich nicht um 360° ändert…“ Häää? Hallo? Von Bismarckscher Bündnispolitik hat sie keinen Schimmer und wird sie auch nie haben. Deshalb hat die Dame diesen großartigen Politiker auch aus ihrem Amtsitz entfernen lassen. So muß sie nicht ständig seine Anwesenheit ertragen und erkennen, was für ein kleines, bedeutungsloses Licht sie als Außenministerin der Bundesrepublik Deutschland abgibt. Mehrheitlich wird Frau Baerbock als Außenministerin als fehlplatziert gesehen. Und mit der Vielzahl ihrer „Sprüche“ macht sie sich und die Bundesrepublik lächerlich.

Peter Müller am 27.12.23, 08:02 Uhr

Die Verursacher, das muss unbedingt festgehalten werden, sitzen in Berlin und in Brüssel.

sitra achra am 21.12.23, 18:57 Uhr

Das ist das Ergebnis der Arschkriecherei in den übergroßen transatlantischen Hintern. Alle Bemühungen, ein gutes, freundschaftliches Verhältnis zu Russland herzustellen, sind damit entwertet worden. Wollen die Deutschen das wirklich? Ich denke, das Gegenteil ist der Fall. Ich jedenfalls verurteile das Russlandbashing. Druschba!

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