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Der polnische Schriftsteller Tomasz Duszynski liefert mit seinen „Glatz“-Kriminalromanen einen Einblick in die preußische Provinzstadt in den 20er Jahren
Glatz im Frühjahr 1920. In der niederschlesischen Stadt werden drei grausam verstümmelte Leichen gefunden. Da einer der Ermordeten der hochrangige Offizier Major Peschke ist, wird aus Berlin der Militärermittler Wilhelm Klein zur Unterstützung der örtlichen Polizei nach Glatz geschickt. Schnell wird klar, dass es sich mit der Ermordung weiterer hochrangiger Persönlichkeiten – darunter Stadtrat Dinter, Johann Beier, Vizedirektor der Schlesischen Bank in Glatz, sowie Richter Wiese und Major Schneider, um eine Mordserie handelt. Mit dem Blut der Opfer wurden ihnen Dreiecke auf die Haut gemalt, und wenn man die Orte, an denen die Opfer gefunden wurden, miteinander verbindet, ergeben sich zwei Dreiecke, die zusammen die Form eines Hexagons bilden. Klein findet rasch heraus, dass die Symbolik, die sowohl auf jüdische Täter oder solche aus dem Umfeld der Freimaurer deutet, nur ein Ablenkungsmanöver ist.
Beim vierten Mord gerät Klein selbst unter Verdacht, als sich herauskristallisiert, dass dessen Kriegserlebnisse mit der Mordserie in Zusammenhang stehen könnten. Ähnlich wie Gereon Rath in Volker Kutschers Romanen „Babylon Berlin“ leidet Thomasz Duszynskis Held Klein im Krimi „Glatz“ an den Folgen einer Kriegsverletzung und einem posttraumatischen Belastungssyndrom. Obwohl sein Verhalten während eines Kriegseinsatzes, bei dem er als Einziger überlebte, mysteriös bleibt, gilt er in Berliner Kreisen als Kriegsheld.
Zur Lösung der Fälle kommt es erst, als herauskommt, was während des Ersten Weltkriegs in der Glatzer Festung – die damals als Gefängnis der von der Militärgerichtsbarkeit zum Tode Verurteilten diente – vorgefallen war. Die dann folgende rasche Auflösung des Falls ist ebenso spannend wie überraschend.
Der 1976 geborene Schriftsteller Duszynski beschäftigt sich immer wieder mit seiner Heimat Niederschlesien. Für seine Glatz-Reihe wurde er mit zwei der wichtigsten polnischen Krimi-Preise ausgezeichnet. Auf Deutsch gibt es bislang nur den vorliegenden Band. Dieser zeichnet sich durch einen flüssig und spannend geschriebenen Stil aus. Zur Veranschaulichung der Orte des Geschehens wurden an passender Stelle Kartenausschnitte beigefügt. Der Autor, der neben Romanen und Kinderbüchern auch Drehbücher für Computerspiele und Science-Fiction-Erzählungen veröffentlicht hat, leitet seit 2020 die Bibliothek in Strehlen [Strzelin]. Auf weitere Übersetzungen seiner „Glatz“-Romane darf man gespannt sein.
Tomasz Duszynski: „Glatz“, Jaron Verlag, Berlin 2024, broschiert, 333 Seiten, 18 Euro