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Energie-Krise

Bangen vor dem Heizlüfter-Schock

Bei einem Gas-Ausfall könnten die Stromfresser das System zusammenbrechen lassen

Hermann Müller
12.08.2022

Eine Analyse der Bundesnetzagentur deutet auf ein ganz erhebliches Risiko hin, dass sich die Lage bei der Gasversorgung Deutschlands möglicherweise schon Mitte Dezember zuspitzen wird. Doch statt die Bevölkerung über den Ernst der Lage aufzuklären, versuchen sich einige Spitzenpolitiker noch immer in Symbolmaßnahmen oder im Verharmlosen.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte beispielsweise unlängst noch, Deutschland habe ein Gasproblem, aber kein Stromproblem. Auch die Grünen-Chefin Ricarda Lang versichert: „Wir haben ein Wärmeproblem, kein Stromproblem.“

Unklar ist, ob hinter solchen Aussagen Kalkül mit Blick auf die wiederaufgeflammte Atomkraftdiskussion steckt oder die Angst, die Wahrheit über die Folgen von Energiewende und Sanktionspolitik könnte der breiten Masse nur häppchenweise nahegebracht werden. Tatsächlich besteht schon in „normalen“ Wintern das Risiko einer sogenannten Dunkelflaute, bei der Wind und Sonne nichts zur Stromerzeugung beitragen. Gleichzeitig steigt aber der Stromverbrauch im Januar und Februar üblicherweise an.

Berlin für weitere Sparmaßnahmen

In der bevorstehenden Heizsaison könnte diese zusätzliche Stromnachfrage schockartig auftreten, wenn Menschen versuchen, Gasmangel durch Heizen mit Strom auszugleichen. Laut dem Marktforschungsunternehmen GfK sind allein im ersten Halbjahr rund 600.000 Heizlüfter verkauft worden sind. Solche Geräte sind mit Leistungsaufnahmen von bis zu 2000 Watt echte Stromfresser. Sollten die Elektroheizungen im Winter massenweise eingeschaltet werden, kann dies die betroffenen Netzbereiche so weit überlasten, dass es zu Stromausfällen kommt. Dem „Focus“ sagte Martin Kleimaier vom Elektrotechnik-Verband VDE zum Absatzboom bei Elektroheizungen: „Wir sehen die aktuelle Entwicklung mit einiger Sorge, da unsere Stromversorgung für eine derartige gleichzeitige Zusatzbelastung nicht ausgelegt ist.“

Bundesweit prüfen Kommunen inzwischen längst, wie sie in den kommenden Monaten Strom sparen können. Der Berliner Senat hat beschlossen, Wahrzeichen wie die Siegessäule oder den Berliner Dom nicht mehr anzustrahlen. Mitte August will Berlins Landesregierung weitere Sparmaßnahmen beschließen. Gerade beim Verbrauch von Gas ist dieser Schritt dringend nötig. Berlin ist besonders stark von Gas abhängig, weil der größte Teil der elektrischen Energie und der Fernwärme mit Erdgas erzeugt wird.

In Sachsen-Anhalt plant Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) für Mitte August einen „Energie-Gipfel“, auf dem über Lösungen für die Energiekrise gesprochen werden soll. In dem mitteldeutschen Bundesland wird insbesondere bei Städten und Gemeinden der Ruf nach einem finanziellen Schutzschirm für die Absicherung der kommunalen Versorgungssicherheit immer lauter. Hintergrund ist die Sorge, dass Energie- und Wohnungsunternehmen durch Mietrückstände oder den Ausfall von Betriebskostenzahlungen in finanzielle Notlagen rutschen und sogar Liquiditätsprobleme bekommen.

In Brandenburgs Landeshauptstadt hat der regionale Energieversorger EWP bereits ganz konkret die Auswirkungen eines Gasmangels untersucht. Generell werden sich die Kunden in Potsdam auch ohne eine Gasmangellage auf steigende Preise einstellen müssen. Sollte die Versorgung nicht mehr funktionieren, reicht der Gasvorrat des Potsdamer Versorgers lediglich eine Woche. Das Fernheizsystem der Landeshauptstadt könnte notfalls auch mit Heizöl betrieben werden. Voraussetzung: „Wir müssten irgendwo gigantische Mengen Öl herholen“, so ein Vertreter des Unternehmens. Eine Infrastruktur für solche Öllieferungen ist allerdings gar nicht vorhanden.

Szenarien sehen düster aus

Die Bundesnetzagentur hat aufgrund von Modellrechnungen bereits im Juni in einem „Gas-Mengengerüst“ Szenarien für die Gasversorgung Deutschlands durchgeführt. In einem Fall war die Grundannahme, über die Ostseepipeline Nord Stream 1 kämen ganzjährig nur noch 40 Prozent der bisher üblichen Liefermengen. In einer zweiten Variante wurde angenommen, dass die Menge nach Ende der Wartungsarbeiten auf null fällt. Daraus leitet die Bundesnetzagentur vier Szenarien ab. Bei lediglich einer vermerkten die Studienautoren als Ergebnis: „Speicherstandsfüllziel annähernd erreicht“.

Als Bedingung dafür nennt die Agentur, dass bereits ab Januar 2023 zusätzliche Flüssiggasimporte in Gang kommen. Zudem wurde von einer „Reduktion der Exporte“ ausgegangen. Gemeint ist damit der Weiterverkauf von Gas aus deutschen Speichern. Bei den drei anderen Szenarien ging die Bundesnetzagentur trotz einer deutlichen „Verbrauchsreduktion in DE ab 01.07“ von einem Gasmangel ab Anfang Februar, Mitte Januar und im ungünstigsten Fall bereits Mitte Dezember aus. Als entscheidend bezeichnete die Bundesagentur die „inländische Verbrauchsreduktion zur Sicherstellung der eigenen Versorgungssicherheit“ sowie ausdrücklich auch „zur notwendigen Versorgung der Nachbarländer“.


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Kommentare

Klaus Stullich am 15.08.22, 10:37 Uhr

Wir wollen flächendeckend Elektroautos einführen und haben bei einigen Tausend Elektroheizgeräten Angst vor einem Zusammenbruch des Stromnetzes? Herr, sie wissen nicht, was sie tun!

Gustav Leser am 15.08.22, 03:48 Uhr

Zum Heizlüfterschock wird es sicher nicht mehr kommen

Wenn es kalt wird, fallen Deutschland und England aus.
Washington & Warschau können dann ihren Krieg gegen Russland vergessen.
Das heißt es geht vorher los.

sitra achra am 12.08.22, 10:20 Uhr

Die Dunkelmänner in Berlin verursachen die Dunkelflaute.
Dagegen hilft auch kein einziges Heizöfeli. Auch die Schweizer warnen schon vor dem bevorstehenden Supergau bei massenhafter Anwendung dieses "gadgets".
Lediglich der Strom zum Betreiben der Elektroschocktherapie (Habeck, Scholz, Faeser, Lauterbach uvm.) muss bereitgestellt werden.
Ansonsten kalt duschen wie Günther.

Felix Raven am 12.08.22, 08:10 Uhr

Wenn die Hälfte der 41 Millionen Haushalte, also 20,5 Millionen, nur einen Heizlüfter mit 2000 Watt einschalten, braucht man dafür rund 28 Kraftwerke vom Typ Isar 2. Diese AKW hat eine Leistung von 1485 MW.

In Deutschland gibt es eine installierte Leistung von rund 152 solcher Kraftwerke (Solarstrom und Windenergie eingerechnet).

Wenn dann noch Essen zubereitet wird, E-Autos geladen werden und die Industrie ordentlich Strom bezieht, ist der Ofen aus. Zappenduster.

claude de jean am 12.08.22, 05:42 Uhr

Grüne Spinner denken,wenns schiefgeht wird einfach nur den Schalter umlegen und alles ist wieder beim alten.
Willkommen in derquitschebunten Märchenwelt des Regierungskindergartens.
Dabei ist Deutschland wie kein anderes von seinem Ruf als Hightecland abhängig.
Wer zahlt denn noch für einen Mercedes aus dem Land der Irren Spitzenpreise?

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