05.04.2025

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Sagen dem Klima-Hype ade: Die sechs größten Banken der USA, darunter JPMorgan Chase & Co.
Bilder (6): picture alliance / REUTERS | REUTERS FILE PHOTOSagen dem Klima-Hype ade: Die sechs größten Banken der USA, darunter JPMorgan Chase & Co.

Energie

Banken vollziehen Klima-Kehrtwende

Die sechs größten US-Geldhäuser sind aus der sogenannten Net Zero Banking Initiative, dem wichtigsten Klima-Bündnis der Finanzbranche, ausgetreten

Peter Entinger
02.04.2025

Während sich die CDU/CSU, SPD und Grüne kürzlich darauf verständigt haben, ambitionierten Klimazielen Verfassungsrang zu geben, hat sich auf den weltweiten Märkten die Begeisterung für die Energiewende merklich abgekühlt. Ein prominentes Beispiel: Nach einem heftigen Gewinneinbruch im vergangenen Jahr setzt der britische Ölkonzern BP wieder verstärkt auf fossile Brennstoffe. Er erhöht seine Investitionen in Öl und Gas auf zehn Milliarden US-Dollar pro Jahr. Vor fünf Jahren hatte BP das Ziel ausgegeben, die Öl- und Gasproduktion zugunsten der Erneuerbaren Energien bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren. Davon ist man mittlerweile wieder abgerückt. Das Interessante an der Kehrtwende ist der Hintergrund.

Der US-Hedgefonds Elliott Management hält mittlerweile Aktienpakete in der schwindelerregenden Höhe von fünf Milliarden Euro an BP. Und der Investor drängte verstärkt auf Investitionen in Öl und Gas.

Bei Greenpeace sorgte die Kehrtwende für Entsetzen. Die Reaktion auf die Klimakrise dürfe nicht von den Launen der Investoren oder der Märkte bestimmt werden, teilte die Lobby-Organisation mit und fügte hinzu: „Das ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass Unternehmen für fossile Brennstoffe nicht Teil der Lösungen für die Klimakrise sein können oder wollen; diese Diskussion ist beendet.“

Amerika, Asien und Arabien
Nun dürften sich vor allem die mächtigen Investoren im amerikanischen, asiatischen und arabischen Raum kaum von den Befindlichkeiten einer Nichtregierungsorganisation stören lassen. Zumal BP beileibe kein Einzelfall ist. Konkurrent Shell hat seine Pläne, ein grünes Unternehmen zu werden, längst über Bord geworfen. Die geplante Milliarde für ambitionierte Windkraftanlagen wurde längst gestrichen. Das hängt auch mit dem Verhalten der US-Ölriesen Exxon und Chevron zusammen, die Milliarden in neue Öl- und Gasprojekte gesteckt haben. Mit ziemlich großem Erfolg an den Finanzmärkten übrigens. Selbst Deutschlands größter Energiekonzern RWE hat mittlerweile erklärt, der Weg zur „Klimaneutralität“ könnte sich verzögern.

Besonders interessant ist das Verhalten der Kreditinstitute und Finanziers. In den acht Jahren nach der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens am 12 Dezember 2015 haben die 60 größten Privatbanken der Welt fossile Brennstoffe mit 6,9 Billionen US-Dollar finanziert. Fast die Hälfte davon, 3,3 Billionen Dollar, flossen in den Ausbau fossiler Brennstoffe. Im Jahr 2023 finanzierten die Banken fossile Brennstoffe mit insgesamt 705 Milliarden US-Dollar. Davon flossen allein 347 Milliarden Dollar an Unternehmen, die ihre Geschäfte mit fossilen Brennstoffen weiter ausbauen.

Dies geht aus einem Bericht der US-Organisation „Rainforest Action Network“ hervor, die mit anderen Umwelt-Organisationen den jährlichen Bericht „Banking on Climate Chaos“ veröffentlicht. „Banken müssen sich endlich von Energieunternehmen verabschieden, die nicht bereit sind, ihr zerstörerisches Geschäftsmodell grundlegend zu verändern“, fordert Katrin Ganswindt von der Organisation „urgewald“, die sich selbst als Anwalt für Umwelt- und Menschenrechte bezeichnet. Doch das dürfte nur ein frommer Wunsch sein.

Sonderweg der Europäischen Union
Wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtete, sind die sechs größten US-Banken aus der sogenannten Net Zero Banking Initiative (NZBA) ausgetreten, dem wichtigsten Klima-Bündnis der Finanzbranche. Weitere könnten folgen. Die Mitglieder der NZBA zielen darauf ab, ihre Finanzierung mit dem globalen „Klimaschutz“ in Einklang zu bringen. Analysten führen den Ausstieg der US-Großbanken aus der Klimaallianz maßgeblich auf die veränderte Klimapolitik des US-Präsidenten Donald Trump zurück. Bisher werden die ambitionierten Klimaziele vor allem in den Ländern der Europäischen Union verfolgt.

Auch daher beeilte sich die Deutsche Bank zu erklären, dass sie selbstverständlich Mitglied der NZBA bleiben werde. „Wir als Deutsche Bank bleiben dem NZBA verpflichtet und werden unsere Netto-Null-Verpflichtung weiter umsetzen“, hieß es in einer Mitteilung. Ähnlich äußerten sich Vertreter von Commerzbank und Pro Credit Holding. Doch weltweit droht der EU eine zunehmende Isolierung.

Donald Trump hat mehrfach erklärt, dass er die These vom menschengemachten Klimawandel für Quatsch hält. Entsprechend agiert seine Regierung im Hinblick auf Klimapolitik. Die europäischen Befindlichkeiten in Sachen Klimaneutralität waren bisher in Asien kaum und im arabischen Raum gar kein Thema. Kein Wunder, dass die linke „Tageszeitung“ und die Umwelt-Organisation BUND kürzlich unisono aufheulten. „Schluss mit dem Klima-Kram“, überschrieb die „taz“ sarkastisch Pläne der EU-Kommission, Korrekturen am „Green Deal“ vorzunehmen, der von Unternehmen als massiv wirtschaftsfeindlich eingestuft wird. Besonders das Lieferkettengesetz wurde als Bürokratiemonster eingestuft. Nun soll es reformiert werden. „Es geht hier nicht um den Abbau von Bürokratie. Vielmehr wollen Industrie- und Lobbyverbände Unternehmen aus der Verantwortung für den Schutz der Menschenrechte und die Klimakrise nehmen“, giftete die BUND-Geschäftsführerin Andrea Gleichen.


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