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Königsberg

Bastion Sternwarte unter dem Hammer

Eigentümer lässt das denkmalgeschützte Bauwerk verfallen. Verkaufsversuche scheiterten bislang

Jurij Tschernyschew
25.11.2020

Die Bastion Sternwarte ist in Königsberg sehr bekannt. Dieses historische Denkmal liegt im Stadtzentrum an der Kreuzung der Friedrich-Ebert-Straße [ul. Gornaja] und dem Deutschordensring [Gwardejskij prospekt]. Sie erhielt ihren Namen wegen der schräg gegenüber liegenden Sternwarte Königsberg. Die Bastion wurde während des Baus des Zweiten Befestigungsrings in Königsberg in den Jahren 1856 bis 1860 errichtet.

Zu Sowjetzeiten wurde sie „Astronomische Bastion“ genannt, ebenfalls weil sich gegenüber dem Ausfalltor am Deutschordensring die Königsberger Sternwarte befand, die 1813 vom Mathematiker und Astronomen Friedrich Bessel erbaut wurde. Die militärische Entwicklung führte schnell dazu, dass die Befestigung des zweiten Walls an Bedeutung verlor und zu Beginn des 20. Jahrhunderts der irdene Wall der Bastion in Grünanlagen umgewandelt wurde. Nur der Verteidigungsbau blieb übrig – ein mächtiges halbkreisförmiges zweistöckiges Backsteingebäude. Während des Sturms auf Königsberg spielten die Bastionen kaum noch eine Rolle.

Zu Sowjetzeiten beherbergte die Bastion Sternwarte lange Zeit ein Rekrutierungsbüro des regionalen Militärausschusses, in dem sich die Wehrpflichtigen sammelten, bevor sie zu ihren Einheiten geschickt wurden. 2007 erhielt die Bastion den Status eines Kulturerbes von regionaler Bedeutung und ist im Register unter dem offiziellen Namen „Reduite der Bastion des Observatoriums“ eingetragen. Etwa zur selben Zeit wurden die Gebäude vom ehemaligen Abgeordneten der Staatsduma Asan Nydyrbegow erworben. Es gab einen Plan, einen Verwaltungs- sowie einen Einkaufs- und Unterhaltungskomplex auf dem Bastionsgelände zu errichten, aber diese Pläne wurden bisher nicht umgesetzt. Zunächst war die Bastion im Besitz von Nydyrbegows Firma „Seestern“. 2011 verschob er das ihm offenbar mehr Kosten als Nutzen bringende Objekt in den Bestand seiner 2015 insolvent gewordenen Firma „Kapital“.

Im Jahr 2018 interessierte sich der amtierende Gouverneur Anton Alichanow für die Bastion Sternwarte, als der Gebäudekomplex für umgerechnet vier Millionen Euro auf der beliebten Avito-Kleinanzeigen-Website zum Verkauf angeboten wurde. Der Gouverneur sagte, das Objekt sei „halb tot“ und könne „besser“ genutzt werden. Er zeigte sich empört darüber, dass irgendein „Sascha, Pascha oder eine Mascha“ sich einfach bei Avito melden und für vier Millionen Euro das Objekt kaufen könne.

Im Rahmen des Insolvenzverfahrens der Kapitalgesellschaft war im Jahr 2018 der gesamte Komplex der Bastion bereits zur Versteigerung angeboten worden. Jedoch gab es kein einziges Kaufangebot, sodass das Verfahren zunächst ruhen musste. Dann wurden zwei Gebäude mit einer Fläche von 947 und 1428 Quadratmetern zu einem Mindestpreis von umgerechnet 3,2 Millionen Euro zum Kauf angeboten. Der Grundbuchwert der Objekte wurde jedoch nur auf 56.000 beziehungsweise 84.000 Euro geschätzt.

Zurzeit hat die Schöpferin der Königsberger Homlin-Figuren, die Designerin Natalja Schewtschenko, eines der Bastionsgebäude gemietet. Seit zwei Jahren befindet sich ihr Geschäft dort, und der Mietvertrag wird verlängert verlängert. Der Eigentümer hat zwar Vorschläge für die Nutzung der Bastion für Museumsaktivitäten erhalten, reagerit aber nicht auf diese Anregung.

Laut Gesetz muss nun für die Bastion Sternwarte eine neues Versteigerungsverfahren eröffnet werden. Wie der Insolvenzverwalter der Kapitalgesellschaft erklärte, könne das Insolvenzverfahren bald beendet werden und das Objekt verbleibe dann im Eigentum des jetzigen Schuldners. Das weitere Schicksal des noch erhaltenen Teils der Bastion Sternwarte steht somit in den Sternen.


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Kommentare

sitra achra am 25.11.20, 19:28 Uhr

Das Geld wird woanders nötiger gebraucht, z.B. beim megalomanen Umbau des Bundeskanzler*Innenamts.
Danach beginnt der Bau der ägyptischen Pyramide, wo dereinst der Leichnam der einbalsamierten Gottkanzlerin bestattet werden wird.

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