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Eigentümer Gazprom stieß den Neubau ab – Investor plant einen neuen Gebäudekomplex
Der Bau neuer Gebäude und architektonischer Gesamtkomplexe erfolgt im Königsberger Gebiet in der Regel recht schnell. Und wenn die Fertigstellung des Baus finanzielle Vorteile verspricht, wird der Bau oft sogar blitzschnell abgeschlossen.
Ein berühmt-berüchtigtes Bauwerk, das hingegen nie fertig wurde, ist das Haus der Räte in Königsberg. Es ist weit über die Region hinaus bekannt und längst zu einer Legende der Stadt geworden, die dieses riesige Bauwerk im Stadtzentrum zu einer Touristenattraktion gemacht hat.
Daneben gibt es aber noch ein anderes langjähriges Bauprojekt im nördlichen Ostpreußen, das jeder kennt, der schon einmal in Cranz war. Dass es sich so lange in der Bauphase befunden hat, ist besonders überraschend, denn der Kurort entwickelt sich sehr rasant – ganze Wohnviertel, neue Straßen und Infrastrukturobjekte entstehen hier in der Regel innerhalb von zwei oder drei Jahren. Aber es gibt eine Ausnahme, und die liegt nicht irgendwo, sondern direkt an der Ostseeküste.
Die Rede ist von dem sogenannten Gazprom-Hotel. Anscheinend hatte Gazprom nicht genug Geld oder den Willen, den vor drei Jahren begonnenen Bau des Hotelkomplexes abzuschließen. Gazprom hatte geplant, auf einem 6500 Quadratmeter großen Grundstück ein Hotel zu bauen, doch die Arbeiten wurden schon bald wieder eingestellt. Danach suchte der Energiekonzern lange Zeit nach einem Investor, der das Gebäude fertigstellen sollte.
Keine Einigung mit der Stadt
Nach dem Baustopp wandten sich die Behörden von Cranz an Alexej Miller, den Vorstandsvorsitzenden des Konzerns, mit der Bitte, die Anlage in das Eigentum der Stadt zu übertragen. Gazprom weigerte sich jedoch und bot das unfertige Hotel stattdessen zum Verkauf an, zunächst zu einem Mindestpreis von umgerechnet rund 1,6 Millionen Euro, der jedoch später gesenkt wurde. Die letzte Preisvorstellung betrug etwa 760.000 Euro. Der Grad der Fertigstellung des Hotels wurde zu diesem Zeitpunkt auf 59 Prozent geschätzt. Nach langem Ringen um einen Investor kaufte die Firma Compass das langgestreckte Gebäude im Januar 2018.
Ursprünglich war geplant, das unfertige Gebäude zu vervollständigen. Kurze Zeit später wurde jedoch klar, dass es einfacher wäre, es vollständig abzureißen und von Grund auf neu zu bauen. Dieses Jahr war es endlich soweit. Zum ersten Mal seit vielen Jahren steht an der Promenade von Cranz in der Nähe der Anlegestelle ein leerer Platz anstelle des beeindruckenden Gebäudes mit rotem Dach.
An der Stelle des abgerissenen Gebäudes soll nun bis Ende 2024 ein Vier-Sterne-Hotel mit sieben Etagen und 80 Zimmern sowie mehr als hundert Wohnungen mit Tiefgarage, Restaurant, Schwimmbad, Spa und Geschäften im Erdgeschoss entstehen. Allerdings kann sich die Planung des Komplexes mit dem Baufortschritt noch ändern. Was jedoch mit Sicherheit jetzt schon gesagt werden kann, ist, dass die Kosten für die Wohnungen hier zu den höchsten in der Region gehören werden.