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Der Wochenrückblick

Bazooka mit Rohrkrepierer

Warum der Blockwart für Abstand sorgt, der aber längst nicht für alle gilt

Klaus J. Groth
13.06.2020

Auf die Antifa ist Verlass. Die kann mobilisieren. Weltweit. Gegen Polizeigewalt und Rassismus. Darunter leiden bekanntlich alle. Es nutzte am vergangenen Wochenende der Polizei in Hamburg nichts zu säuseln: „Wir sind an Eurer Seite. Wenn wir einschreiten, dann tun wir dies unabhängig von Hautfarbe, Religion und sozialem Status einer Person.“ Man könnte meinen, das sei selbstverständlich. Der erprobte Antifa aber ist überzeugt: Polizeigewalt haut unabhängig von Hautfarbe, Religion und sozialem Status – „immer kräftig druff“. So wird klar, warum sich Demonstranten in Hamburg, Berlin, München und sonst wo dicht zusammendrängten: reiner Selbstschutz. Polizeigewalt und Rassismus sind schlimmer als Corona.

Und wer war schuld an den weltweiten Aufmärschen? Donald Trump (der schon wieder). Der trat die Demonstrationswut los, als er twitterte, die Vereinigten Staaten von Amerika würden die Antifa zur terroristischen Organisation erklären. Diese Ungeheuerlichkeit löste demonstrativen Protest aus. Die 58-jährige SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken twitterte unverzüglich ihr Glaubensbekenntnis: „58 und Antifa. Selbstverständlich“. Der restliche SPD-Vorstand rockte nach: Zusammen „157 (Jahre) und Antifa. Selbstverständlich“. So etwas Schönes hat die Antifa lange nicht erlebt. Da blühte Solidarität auf. Rund um den Globus rückte sie zusammen in menschlicher Nähe.

Das war am Wochenende wohl nicht die Stunde der Blockwarte der Pandemie. Angesichts gedrängter Aufmärsche sahen jene Damen und Herren, denen über Nacht eine verantwortungsvolle Aufgabe zugewachsen ist, ziemlich blass aus. Ohne Antifa aber durften selbsternannte oder ehrenamtlich eingesetzte Corona-Blockwarte ihre Mitmenschen überwachen, vorgeschriebenen Abstand kontrollieren, Mund- und Nasenschutz überprüfen. Alles für die Volksgesundheit. Richtig aufgeblüht sind einige Blockwarte in ihrer neuen Rolle. Mit ihrer Unterstützung wurden abertausende Delikte aufgedeckt, die es bislang gar nicht gab: Verstöße gegen Kontaktauflagen. Konsequent geahndet wurden Bußgelder für Millionen Euro eingetrieben. Für Corona-Ignoranten und „Corona-Leugner“ ist dies eine ungemütliche Zeit.

In Göttingen aber haben die Blockwarte wohl nicht richtig aufgepasst. Ein ganzes Hochhaus haben sie glattweg übersehen. Möglicherweise, weil alle sich über Jahre angewöhnt hatten, bei diesem Hochhaus mit dem Namen Iduna-Zentrum nicht so genau hinzusehen. Wie viele Menschen in dem Haus leben, kann niemand genau sagen. Vermutlich mehr als gemeldet sind. Solche Hochhäuser, bei denen Ämter lieber wegschauen, gibt es in jeder größeren Stadt. Sonst hätte es auffallen können, dass zum Ende des Fastenmonats Ramadan in etlichen Wohnungen Kontaktverbote und Abstandsregeln munter ignoriert wurden.

Ja, was soll man auch machen. Eine Großfamilie ist nun mal groß, sonst wäre sie ja keine Großfamilie. Für die ist beim Zuckerfest allemal Platz in der kleinsten Wohnung. Und alle, alle kamen. Nicht nur die lieben Verwandten aus dem Haus oder aus der Nachbarschaft. Sie kamen auch von weither, das Zuckerfest feiert man nun mal zusammen. Prompt passierte, wovor uns unsere Virologen mit freundlicher Strenge immer wieder gewarnt haben. Diesmal feierte das Virus das Ende des Fastenmonats auf seine Art: endlich wieder freier Auslauf.

Nach wenigen Tagen registrierte das Gesundheitsamt über 100 Infizierte, mit mehr wird gerechnet. Als das rauskam, machte die Universitätsstadt in Südniedersachsen erstmal die Schotten dicht. Behutsame Lockerungen hob die Stadt umgehend auf, die Schulen und Kitas blieben vorerst geschlossen, Sportvereine ebenso, mehreren hundert Schülern droht für zwei Wochen die Quarantäne. Solch Notbremsungen hievten das Zuckerfest von Göttingen in die Medien über die Ortsgrenzen hinaus.

Und die Berichte vermerkten gelegentlich, die Infizierten stammten „mehrheitlich aus dem früheren Jugoslawien“. Moment mal, aus dem früheren Jugoslawien? Wann wurde das denn geschlossen? Muss schon eine Weile her sein. Folglich müssen diese Mitbürger sich schon vor ein paar Tagen hier eingerichtet haben.

Der Verdacht, der beim Stichwort Jugoslawien aufkommt, ist nicht so falsch. Obwohl wir uns hüten sollten, in diesem Zusammenhang von einem Verdacht zu sprechen, das wäre diskriminierend. Sagen wir besser: die Vermutung. Also, die Vermutung bestätigt sich bei genauerer Nachfrage. Die Großfamilien bilden Roma aus dem Kosovo, die 1999 nach Deutschland flüchteten. In vielen Fällen ist der Aufenthaltsstatus immer noch nicht geklärt. Wer würde da nicht verstehen, dass diese Menschen von deutschen Behörden gar nichts halten.

Amtsschreiben sind sinnlos, weil viele nicht lesen können. So wird einsichtsvoll vermutet, die Auflagen zu Corona seien wohl mangels Deutschkenntnis nicht verstanden worden. Weil sie keiner kapiert hat, der Opa nicht (der sowieso nicht), die Tante nicht (und wenn doch, dann hätte keiner auf sie gehört), die Enkelin nicht (obwohl sie in der Schule im Wahlfach „Deutsch als zweite Fremdsprache“ gelobt wurde).

Wie soll unter solchen Voraussetzungen verstanden werden, dass Großfamilien nur im Außenbereich feiern dürfen (erst demnächst wieder), dass nur ein Sänger für Stimmung sorgen darf (erst demnächst wieder), dass unter Einhaltung des Abstandes geschwommen werden darf (erst demnächst wieder)? Das kapieren ja nicht einmal alle Deutschen, „die schon länger hier sind“.

Dabei sind durch Corona noch ganz andere Schäden zu befürchten. In ersten zarten Ansätzen sind sie schemenhaft zu erkennen: Die Zahl der Arbeitslosen schießt in die Höhe, die Lufthansa fliegt aus dem deutschen Aktienindex DAX, die Insolvenzanwälte stocken die Zahl ihrer Mitarbeiter kräftig auf.

Doch keine Bange, vorausschauende Politiker bauen eine Brandmauer. Milliarden und Billionen verballern sie wie chinesisches Feuerwerk. Alles aus Sorge um uns. So richtig mit Wumms! Bundesfinanzminister Olaf Scholz kramte für den mächtigen Wumms eine Bazooka raus. „Nach Kleinwaffen schauen wir später“, fügte er leutselig hinzu. Was meinte er mit Kleinwaffen? Luftpistole oder Katapult? Das kann eine tolle Abwehrschlacht geben. Denn die in Stellung gebrachte fürchterliche Bazooka ist auch nur eine Kleinwaffe. Sie sieht aus wie ein Ofenrohr. Auf die Schulter eines Infanteristen gelegt, kann man damit vielleicht einen Panzer knacken. Schon 1942 hat man das versucht. Aber woher soll Bazooka-Boy Scholz das wissen.

Bei der Bundeswehr war er nicht, den Dienst mit der Waffe hat er verweigert. Kein Wunder, wenn in der Wirtschaft befürchtet wird, die kurzfristige Senkung der Mehrwertsteuer könne in der Bazooka zum Rohrkrepierer werden. Wumms!


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Kommentare

sitra achra am 13.06.20, 10:31 Uhr

Merkeljunge Olaf bleibt seiner Führerin treu bis in den Tod.
Seine Ehre heißt Treue. Mit der Bazooka bekämpft er todesmutig die anstürmenden Panzerverbände der Sorosarmee. Ich hatt' einen Kameraden...

Siegfried Hermann am 13.06.20, 09:29 Uhr

Das Geldaufpumpen -ohne jeglich hinterlegten Werte- ist nicht neu. Wohin das führt hat man 1923 und 1948 gesehen.

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