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Vor 60 Jahren richtete die Pariser Polizei unter Demonstranten ein Massaker an, das vermutlich 384 Menschen das Leben kostete
Maßgeblich verantwortlich für das am 17. Oktober 1961 von der Pariser Polizei unter Demonstranten gegen den Algerienkrieg angerichtete Massaker zeichnete der damalige Polizeipräfekt der Seine-Metropole, Maurice Papon. Während des Zweiten Weltkriegs hatte der 1910 geborene Jurist zwar im deutsch besetzten Teil Frankreichs für die Deportation von mindestens 1700 Juden in nationalsozialistische Vernichtungslager gesorgt, es aber nach dem Kriege vermocht, sich als Mitglied der Résistance auszugeben. Deshalb machte er weiter Karriere. 1958 wurde er schließlich Polizeipräfekt von Paris.
Damit oblag Papon auch die Organisation des Kampfes gegen die algerische Nationale Befreiungsfront (FLN) in Paris. Letztere war seit 1954 Frankreichs Gegner im Algerienkrieg. Wie der Name bereits vermuten lässt, fand der Algerienkrieg vornehmlich in Algerien statt, doch im Zuge der Eskalation des Konflikts und der Strategie, den Krieg in das Land des Feindes zu tragen, wurde die FLN auch in dessen Hauptstadt aktiv und tötete dort zwischen August 1958 und Oktober 1961 54 Polizisten.
Papon ordnete daraufhin großangelegte Razzien gegen Araber und die Einrichtung von Internierungslagern in den Vororten von Paris an. Oft befanden sich Letztere an denselben Stellen, an denen zur Zeit der deutschen Besatzung die Sammellager für Juden eingerichtet waren.
Vor dem Kino wartete die Polizei
Außerdem ermunterte Papon seine Untergebenen zur Selbstjustiz. So sagte er am 2. Oktober 1961 auf einer Trauerfeier für getötete Polizisten: „Bei jedem Schlag gegen uns schlagen wir zehn Mal zurück.“ Und am Nachmittag jenes Tages versicherte Papon in der Polizeiwache von Montrouge, es werde keiner bestraft, der auf Nordafrikaner schieße. Dem folgte am 5. Oktober die Verhängung einer Ausgangssperre für alle Algerier beziehungsweise Muslime im Großraum von Paris zwischen 20.30 Uhr und 5.30 Uhr.
Hieraufhin rief die FLN die rund 150.000 Betroffenen für den 17. Oktober 1961 zu einer Demonstration gegen die Ausgangssperre sowie auch für die Unabhängigkeit Algeriens auf, wohl wissend, dass angesichts des von ihr selbst miterzeugten Klimas des Hasses und der Rache extreme Reaktionen vonseiten der Sicherheitskräfte drohten. Und die gab es dann auch.
Papon, der die volle Rückendeckung des Präsidenten und des Premierministers der Republik, Charles de Gaulle und Michel Debré, genoss, untersagte die Demonstration und konzentrierte 8400 Polizisten an den Zugängen zur Pariser Innenstadt, um den Aufmarsch schon im Ansatz abzuwürgen. Trotzdem gelangten rund 40.000 Algerier sowie auch Marokkaner und Tunesier in das Stadtzentrum. Die meisten von ihnen wurden dort verhaftet und in die Internierungslager verbracht. 4000 bis 5000 Protestierer erreichten indes die Grands Boulevards im Herzen von Paris. Dort erwartete sie die Polizei vor dem Art-déco-Kino Le Grand Rex.
Als die Menge anrückte, eröffnete die Polizei das Feuer. Anschließend begann eine Menschenjagd, bei der zahlreiche Nordafrikaner schwer verletzt wurden oder zu Tode kamen. Die Demonstranten wurden zusammengeschlagen, manche der Verletzten auch gefesselt und in der Seine ertränkt. Leichen der so Ermordeten fand man noch Wochen nach dem 17. Oktober.
Jagd auf Demonstranten
Die Pariser Bevölkerung hatte genau mitverfolgen können, was sich auf den Straßen abspielte, blieb aber passiv. Oder handelte wie die Verantwortlichen im Verlagsgebäude der sozialistisch-antikolonialistisch ausgerichteten Zeitung „L'Humanité“. Diese sperrten die panisch Flüchtenden kurzerhand mit Rolltoren aus.
Trotz der zahlreich vorhandenen Augenzeugen nicht nur unter den Demonstranten, sondern auch unter den nichtmuslimischen, autochthonen Franzosen gelang es den Medien, den brutalsten staatlichen Gewaltakt seit Ende des Zweiten Weltkriegs zu bagatellisieren und die Schuld auf die in der Regel vollkommen friedlich gebliebenen Kundgebungsteilnehmer abzuwälzen. So phantasierte das Blatt „Le Figaro“ von einer „gewalttätigen Demonstration der Algerier“ und setzte hinzu: „Dank der Wachsamkeit und des schnellen Einsatzes der Polizei konnte das Schlimmste verhindert werden.“ Die meisten Zeitungen vermeldeten, dass es drei Tote gegeben habe, darunter ein Franzose, der an Herzversagen gestorben sei. Lediglich das kleine christliche Wochenmagazin „Témoignage Chrétien“ schwamm gegen den Strom und druckte die einzigartigen Aufnahmen des jüdischen Fotografen Élie Kagan, die das wahre Ausmaß der polizeilichen Gewaltorgie zeigten.
Gefesselt und in die Seine geworfen
Anschließend herrschte in Frankreich drei Jahrzehnte lang betretenes Schweigen. Gebrochen wurde das nationale Tabu erst durch den streitbaren Historiker Jean-Luc Einaudi und dessen 1991 in Paris erschienenes Buch „La Bataille de Paris. 17 octobre 1961“ (Die Schlacht von Paris. 17. Oktober 1961). Darin nannte er mit 384 auch die vermutliche Zahl der Todesopfer, wobei es aber nach wie vor ungeklärte Fälle und Vermisste gebe.
Papon blieb noch bis 1967 Polizeipräfekt von Paris und setzte dann seine Karriere in Wirtschaft und Politik fort. Während der Präsidentschaft von Valéry Giscard d'Estaing wurde er schließlich Haushaltsminister. Sein Stern begann erst nach dem Wechsel im Präsidentenamt vom Bürgerlichen Giscard d'Estaing zum Sozialisten François Mitterrand 1981 zu sinken. In jenem Jahr verlor nicht nur Papon sein Ministeramt, sondern wurde auch in Bordeaux ein erstes Verfahren gegen ihn eröffnet. 16 Jahre später begann sein Prozess und 1998 wurde er zu zehn Jahren Haft verurteilt, von denen er immerhin fast vier absaß – doch nicht etwa wegen der Vorfälle vom 17. Oktober 1961, sondern aufgrund seiner Mitwirkung an der Judenvernichtung. Für das Massaker von Paris brauchte sich der 2007 verstorbene Franzose hingegen nie vor Gericht zu verantworten. Er profitierte hierbei von einer allgemeinen Amnestie für französische Verbrechen im Zusammenhang mit dem Algerienkrieg.
Nach weiteren Debatten, in denen versucht wurde, die von Einaudi ermittelte Zahl der Toten aufs Neue kleinzurechnen, räumte der sozialistische Staatspräsident François Hollande am 17. Oktober 2012 ein, dass es sich bei dem Massenmord und Staatsverbrechen 51 Jahre zuvor um ein aufs Schärfste zu verurteilendes „Massaker“ gehandelt habe. Danach zog wieder weitgehende Stille ein.
sitra achra am 16.10.21, 12:54 Uhr
Die Maghrebiner kriegen nichts gebacken, und das wird auch so bleiben. Nur die Schuld für ihr Versagen wird auf andere geschoben. Inschallah!
Manuela Vogt am 06.10.21, 10:48 Uhr
Seltsam, obgleich der Artikel doch emotional geschrieben wurde, will sich bei mir kein Mitgefühl für die Nordafrikaner regen.
Siegfried Hermann am 05.10.21, 10:50 Uhr
Richtig! ABER.
Ich gebe hier zu Bedenken, das Frankreich im Kriegszustand mit algerisch-moslemischen Terroristen befand!
Im Krieg sind alle Mittel recht den Gegner zu besiegen, es recht, wenn es sich um 5. Kolonnen und Partisanen handelt. Das regelt selbst die HLKO.
Man hat damals eine historische Chance verpasst, indem man großzügig Jahre vorher friedlich die Unabhängigkeit Algeriens garantiert hätte, mit der Zusicherung dem Behalt ( Mers-el-Kébir, Skikda), Gewerbefreiheit französischer Betriebe in Algerien UND Rückführung sämtlicher Magreb-Migranten in Frankreich. Die Re-Integration von Algerien-Franzosen wäre problemlos durch die 50/60ziger Wirtschafts-wunderzeit finanzierbar gewesen.
Dann gäb´s nicht die Probleme, die man heute hat und eben diese rassistisch motivierten schlechtes Gewissen einreden... wie die Moslems und Linkenbunten das sooo gern immer wieder machen.