12.09.2024

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Bildung

Berliner Grundschüler fallen noch weiter zurück

Desaströse Ergebnisse beweisen: Mehr Geld ist keine Erfolgsgarantie

Hermann Müller
18.08.2024

Der Ruf nach mehr Geld für das Bildungssystem ist für viele linke Politiker eine Standardforderung. Dass mehr Geld nicht automatisch die Ergebnisse des Schulsystems verbessert, macht das Beispiel Berlins deutlich. Die Ausgaben des Stadtstaates pro Schüler liegen deutlich über dem Durchschnitt. Bei bundesweiten Bildungsvergleichen landen Berliner Schüler allerdings regelmäßig auf hinteren Plätzen. Jüngste Ergebnisse der Vergleichstests Vera 3 und Vera 8 zeigen sogar, dass das Leistungsniveau Berliner Grundschüler auf einen neuen Tiefpunkt gesunken ist: Fast die Hälfte der Berliner Drittklässler erreicht die Mindeststandards im Lesen und Rechnen nicht. 43 Prozent der Drittklässler erreichen beim Lesen und Hörverständnis nicht einmal den Mindeststandard. In Mathematik blieben sogar 46 Prozent unter den Mindestanforderungen.

Bei Schülern der 8. Klassen an Integrierten Sekundar- und Gemeinschaftsschulen waren die Ergebnisse sogar noch schlechter. In Mathematik scheiterten 74 Prozent an den Mindestanforderungen, im Lesen 62 Prozent. Trotz der weitverbreiteten Leseschwächen genügten bei der Rechtschreibung dann aber nur knapp ein Drittel der Schüler den Mindestanforderungen. Nach Angaben des Instituts für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg fehlen Grundschülern, die den Mindeststandard nicht erreichen, basale Kenntnisse, um den Übergang von der Grundschule in die weiterführende allgemeinbildende Schule erfolgreich zu schaffen. Dementsprechend schlecht sind die Zukunftschancen vieler Berliner Schüler. Diese werden oftmals nicht in der Lage sein, einen Ausbildungsberuf zu erlernen. Die Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg (UVB) bezeichneten die Ergebnisse des Leistungsvergleichs dementsprechend auch als ein „unüberhörbares Alarmzeichen“. Andreas Schulz von den UVB warnte vor einer „riesigen Hypothek für den Wohlstand der Zukunft“.

Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hat erst im April 2023 ihr Ressort übernommen. Das desaströse Abschneiden der Berliner Grundschüler hat sie damit als Hinterlassenschaft „geerbt“. Die Senatorin übte angesichts der Vera-Ergebnisse scharfe Kritik an ihren Amtsvorgängern, die seit 25 Jahren stets ein SPD-Parteibuch hatten. „Es reicht nicht, wie in den vergangenen Jahren, immer mehr Ressourcen ins System zu geben.“ Tatsächlich wendete Berlin im Jahr 2022 mit 14.000 Euro pro Schüler und Jahr deutlich mehr auf als viele andere Bundesländer. Der deutschlandweite Durchschnitt lag bei 9500 Euro.

Um die Leistungen der Berliner Schüler zu verbessern, will Günther-Wünsch an Grundschulen ein sogenanntes „Leseband“ einführen. Vorbilder sind dabei Brandenburg und Schleswig-Holstein, die bereits für die 1. und 2. Schulhalbjahre eine spezielle Leseförderung anbieten.

Dabei üben die Grundschüler bis zu fünf Mal in der Woche täglich für 15 bis 20 Minuten Lesen. Einrichten will die Schulsenatorin künftig auch sogenannte Fachleitungsstellen für Deutsch und Mathematik. Diese sollen den Schulen helfen, den Fokus auf die beiden Kernfächer legen zu können.


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