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Zurück in der Gemeinschaft der echten Rembrandts: Das Gemälde „Landschaft mit Bogenbrücke“
Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie/Christoph SchmidtZurück in der Gemeinschaft der echten Rembrandts: Das Gemälde „Landschaft mit Bogenbrücke“

Kultur

Berlins neuer Rembrandt

Dem Gemälde „Landschaft mit Bogenbrücke“ wurde vor über 30 Jahren die Zuschreibung des niederländischen Meisters aberkannt. Plötzlich gilt es wieder als „echtes“ Meisterwerk

Harald Tews
14.04.2022

In der Mitte der 1980er Jahre mussten die Staatlichen Museen zu Berlin eine herbe Enttäuschung verkraften. „Der Mann mit dem Goldhelm“, eines der bekanntesten Bilder der Gemäldegalerie am Kulturforum, sei gar nicht von Rembrandt, wie man seit der Entstehung des Bildes um 1650 fest glaubte. Im Rahmen des Amsterdamer „Rembrandt Research Projects“, das zwischen 1982 bis 2014 ein „Corpus“ genanntes, sechsbändiges Werksverzeichnis sämtlicher Rembrandt-Gemälde erstellt hatte, verweigerten Kunstexperten im Falle des „Manns mit dem Goldhelm“ die Zuschreibung des niederländischen Malers als Urheber. Das Werk sei vermutlich in Rembrandts Werkstatt von einem seiner Schüler gemalt worden, und am Ende hätte der Meister nur seine Signatur hinzugefügt.

Doch es war nicht das einzige Gemälde, dem dieses Schicksal widerfuhr und das durch die Aberkennung der Urheberschaft Rembrandt van Rijns einen rapiden Wertverlust in – damals – Millionen von D-Mark erlitt. 1989 hatte das „Rembrandt Research Project“ der Gemäldegalerie zusätzlich das Bild „Landschaft mit Bogenbrücke“ die Authentizität Rembrandts abgesprochen und es dessen Schüler Govert Flinck zugeordnet.

Doch genau diese Expertise hat man jetzt wieder rückgängig gemacht. Aktuelle detektivische Untersuchungen des Berliner Bildes und die Auswertung technischer Aufnahmen, die 1989 noch nicht zur Verfügung standen, haben nun nämlich die Eigenhändigkeit des Werkes bestätigt. Ergebnis: Die „Landschaft mit Bogenbrücke“ ist ein echter Rembrandt!

Die Gemäldegalerie kann sich also über ein frühes Ostergeschenk freuen. Auch wenn es für ein Landschaftsgemälde mit 28,5 mal 39,5 Zentimeter ein relativ kleines Bildformat aufweist, trägt das 1924 in die Berliner Sammlung gelangte Bild mit dazu bei, dass das Museum eine der weltweit bedeutendsten und mit nunmehr 20 Werken umfangreichsten Sammlungen von Werken Rembrandts besitzt.

Auch das „Corpus“, das Werkverzeichnis des „Research Projects“, müsste nun um einen weiteren Original-Rembrandt ergänzt werden. Zum Abschluss des Projekts zählte man 340 als echt anerkannte Rembrandt-Gemälde. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was man vor 100 Jahren noch als Original des Meisters anerkannt hat. Seitdem hat die Provenienzforschung, welche der Herkunft von Bildern nachgeht, zum Leidwesen von Sammlern, die auf Wertsteigerung ihrer Bilder hoffen, einen wahren Kahlschlag angerichtet.

Besonders knifflig wird die Zuschreibung von alten Meistern, die geradezu fabrikmäßig Bilder in Serie von ihren Malergesellen anfertigen ließen, und solchen, deren Malstil von anderen Malern kopiert, um nicht zu sagen: plagiiert wurde. Wenn es um die Echtheit geht, streiten sich selbst die Experten. Je nachdem, wer die Oberhand behält, geht beim Preis des Werkes der Daumen rauf oder runter.

Beispielhaft ist das Leonardo da Vinci zugeschriebene Gemälde „Salvator mundi“, das lange Zeit ein unbeachtetes Dasein als Werk des Leonardo-Schülers Giovanni Boltraffio fristete. 1958 hat man es für gerade einmal 45 britische Pfund versteigert. Als Kunstexperten vor zehn Jahren herausgefunden haben wollen, dass Leonardo – angeblich – hier und da einen Malstrich am Bild hinzugefügt haben soll, erzielte das Gemälde bei Christie's einen Rekordbetrag von 450 Millionen US-Dollar und befindet sich seitdem vermutlich auf einer Luxusjacht des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman.

Die Berliner Gemäldegalerie kann auf Ähnliches hoffen. Auch sie ist im Besitz eines Boltraffio-Gemäldes: „Madonna mit Kind“, das nach 1945 verschollen blieb und erst nach seinem Auftauchen 2012 von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zurückerworben werden konnte. Hier könnte ebenso wie bei der „Landschaft mit Bogenbrücke“ je nach Laune der Wissenschaft die Provenienz umgeschrieben werden. Und auch der „Mann mit dem Goldhelm“ könnte als „echter Rembrandt“ später eventuell wieder zum Goldesel für die Gemäldegalerie – und damit für ganz Berlin werden.

• „Landschaft mit Bogenbrücke“ ist aktuell bis 10. Juli in der Sonderausstellung „David Hockney – Landschaften im Dialog. Die ,Vier Jahreszeiten' der Sammlung Würth zu Gast in Berlin“ in der Gemäldegalerie zu sehen.
www.smb.museum


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