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Kultur

Berlins Zille-Museum hat wieder geöffnet

Nach umfangreicher Renovierung ist das Haus im Nikolaiviertel noch attraktiver geworden

Frank Bücker
27.12.2024

Seit dem 1. Dezember hat das Zille-Museum im Berliner Nikolaiviertel wieder geöffnet. Acht Wochen war es geschlossen für umfassende Umbauarbeiten und eine Neugestaltung der Ausstellung. Das Museum hatte im August 2002 direkt am Ufer der Spree in der Propststraße 11 seinen Betrieb aufgenommen. Es wurde seitdem ausschließlich privat betrieben – und das soll auch so bleiben. Das Zille-Museum hat dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Es wurden Wände herausgerissen, neue gebaut, verputzt, gemalert, und auch neue Elektrik wurde verlegt. Private Geldgeber hatten das ermöglicht, denn die fünfstellige Summe, die der Kultursenator beisteuerte, hätten allein für die Arbeiten nicht ausgereicht. Zu Eröffnung fanden sich Brigitte Grothum, Walter Plathe, Gregor Gysi, Urenkel Heinjörg Preetz-Zille und Zille-Darsteller Albrecht Hoffmann ein. Wobei Gysi sich den Vorwurf gefallen lassen muss, mit seiner Anwesenheit ein wenig inoffiziellen Wahlkampf gemacht zu haben.

Plathe, Schauspieler und Vorsitzender des Heinrich Zille Freundeskreises e.V., sagte zur Wiedereröffnung: „Mit dem Zille-Museum ehren wir den großen Künstler Heinrich Zille und bewahren sein Werk für kommende Generationen. Es ist einzigartig, was er gemalt hat und wie er mit wenigen Strichen das Wesentliche seiner Zeit erfasst hat. Ich selbst bin quasi im ,Milljöh' von Zille groß geworden und kann seine Arbeiten sehr gut nachvollziehen. Die Wiedereröffnung dieses Museums im Nikolaiviertel liegt mir besonders am Herzen. Zilles Bilder, Fotos und Texte gehören untrennbar zur Berliner Kultur und Geschichte.“

Im Kinoraum können Besucher Ausschnitte des Films „Det war Zille sein Milljöh“ ansehen, während der Museumsladen eine Auswahl an Zille-Büchern, Bildern und weiteren Artikeln bietet. Ab sofort ist eine neue Sonderausstellung mit dem Titel „Zwanglose Geschichten und Bilder III“ zu sehen. Diese humorvollen Original-Lithographien, die Zille 1919 für den Berliner Kunsthändler Fritz Gurlitt schuf, präsentieren Berliner Mutterwitz in seiner reinsten Form.

Huren, Arbeiter, Rotzgören
Die neue Dauerausstellung ist in acht Themenbereiche unterteilt, darunter „Zilles Milljöh“, „Zilles Strich“, „Zilles Humor“ und „Zilles Erotik“. Besonders sehenswert sind die originale Staffelei des Künstlers samt Hocker sowie seine Totenmaske. Zilles Bilder waren ein Stück Sozialkritik mit nächtlichen Szenen aus dem dunklen Berlin, auf denen Betrunkene durch schummrige Gassen taumeln. Da ist aber auch das Bild von der alten Frau: Sie geht gebeugt, ihr Rücken krümmt sich unter der Last des schweren Korbes. Menschen am Rande des Existenzminimums, Ehestreit, Alkoholismus, Prostitution, Kinderarbeit und Armutskrankheiten waren die Themen von Zilles ungeschönter Kunst.

In den Arbeiterkneipen wurde er fündig: Huren, Arbeiter und Rotzgören – Szenen aus der proletarischen Unterschicht – waren seine Motivgeber. Wer das authentische Berlin der Kaiserzeit und der 1920er Jahre sucht, kann es hier finden. Gelegentlich finden auch Lesungen statt. Dort waren bereits Brigitte Grothum, Peter Bause, Franziska Troegner und Ilja Richter anzutreffen.


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