Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Er hat an vielen Standorten Spuren seines Wirkens hinterlassen
Er gilt als einer der bekanntesten deutschen Bildhauer der Nachkriegszeit des vorigen Jahrhunderts. Vor 116 Jahren, am 11.November 1915, wurde Bernhard Heiliger in Stettin geboren. Auch wenn ihn nach über dreißig Jahren der weitere Weg damals nach Berlin führte, war sein Werk vor Jahren mit einer Ausstellung und einer Skulptur „Großer Bogen“ vor dem alten Rathaus in seine Geburtsstadt Stettin zurückgekehrt.
An das Schaffen dieses Künstlers, der 1995 verstarb, soll noch einmal erinnert werden. Seine Werke sind heute im In- und Ausland, auch im öffentlichen Raum, zu bewundern. Sie erinnern in ihrer Ästhetik an Werke von Henry Moore, dem er 1959 begegnete, später an abstrakte Raumkompositionen mit einem Wechsel von verwendeten Materialien. Aber auch als Zeichner und Lehrer machte er sich einen Namen.
Ausbildung geprägt durch Stettiner Werkschule
Geboren wurde er als viertes Kind des Kaufmanns Hermann Heiliger, der vier Jahre zuvor mit seiner Familie von Berlin nach Stettin übergesiedelt war. Der Vater ließ sich dort als Stoff- und Tuchhändler nieder. Bernhard besuchte ab 1921 die Barnim-Mittelschule bis zur neunten Klasse und nahm dann für drei Jahre eine Lehre zum Steinbildhauer auf.
Seine frühe Ausbildung erhielt Heiliger in den Jahren 1933 bis 1936 an der Stettiner Werkschule für Gestaltende Arbeiten bei dem bekannten Kurt Schwerdtfeger, der aus der Bauhaus-Tradition kam. Aus dieser Schule sind damals viele pommersche Künstler hervorgegangen, deren Arbeiten in den Museen Stettins zu sehen waren. Schwerdtfeger war auch Mitglied in der von Gregor Rosenbauer im Januar 1930 gegründeten Künstlergruppe „Das Neue Pommern“, der auch Else Mögelin, Julo Levin und Joachim Utech angehörten und die vier Kunstausstellungen in Stettin organisierten. Diese Vereinigung wurde aber im April 1933 auf Drängen der Nationalsozialisten wieder aufgelöst.
Ab 1938 nahm Heiliger ein Studium an der Staatsschule für Freie und Angewandte Kunst in Berlin auf, wo er bei Arno Breker, einem in der NS-Zeit sehr protegierten Künstler, seine Ausbildung erhielt. Zwischen den Studienjahren bis 1945 war er jedoch von 1941 bis 1944 zum Kriegsdienst eingezogen worden und kehrte nach Kriegsende aus der britischen Gefangenschaft nach Berlin zurück.
Schon 1946 erhielt er einen Lehrauftrag an der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, wurde aber 1949 an die Hochschule für Bildende Künste in Charlottenburg berufen, wo er eine Lehrtätigkeit bis 1986 innehatte. Sein Schaffen seit den 1950er Jahren in der Bundesrepublik war sehr vielseitig; so schuf er Reliefs, Porträtköpfe, Skulpturen und Großplastiken, wie die „Flamme“ am Ernst-Reuter-Platz im Westteil Berlins. Internationale Anerkennung erhielt er 1953 für seinen Entwurf des Mahnmals des „Unbekannten Politischen Gefangenen“, dafür wurde er mit dem Preis der Bundesregierung ausgezeichnet.
Seit 1955 nahm er mit seinen Schöpfungen mehrmals an der „Documenta“ in Kassel und anderen Biennalen teil und hatte in den Hauptjahren seines Schaffens zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, für die er hohe Ehrungen erhielt. Als prominenter Schöpfer und Mitglied der Akademie der Künste, hatte er viele Begegnungen mit politischen und kulturellen Persönlichkeiten, die er meist in seinem Atelierhaus in Berlin-Grunewald, neben dem Brücke-Museum, begrüßen konnte.
Zahlreiche Ausstellungen und Ehrungen im In- und Ausland
In einer Ausstellungsschrift aus den 1990er Jahren ist in einem Vorwort unter anderem zu lesen: „Es soll deutlich werden, dass Heiliger in zunehmender und einzigartiger Weise ganz neue Raumformen im Übergang von der Zeichnung zur Freiplastik und eine Vielzahl neuer Material- und Strukturkombinationen in seiner Objektkunst entwickelt hat“. In den Werkausstellungen waren außer größeren Plastiken auch Kleinplastiken, Reliefs und Druckgrafiken vertreten, wie in der umfassenden Schau 1995 in Bonn und im Martin-Gropius-Bau in Berlin vom November 2005 bis zum Januar 2006, wo unter anderem 16 Großplastiken zu sehen waren.
Nach seinem Tode am 25. Oktober 1995 wurde ein Jahr später von seiner Witwe Sabine Wellmann-Heiliger, mit der Bernhard Heiliger in vierter Ehe verheiratet war, die Bernhard-Heiliger-Stiftung ins Leben gerufen, die auch bis zu ihrem Tod 2021 das umfangreiche Werk verwaltet hat. Kurator der Stiftung ist Heiligers Stiefsohn Marc Wellmann. Seine letzte Ruhe fand der Künstler auf dem Waldfriedhof Berlin-Dahlem im Feld 5.
Chris Benthe am 21.09.21, 05:29 Uhr
Für solche wunderbaren Artikel liebe ich die PAZ.