11.12.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Östlich von Oder und Neiße

Berufung ins Team nur bei Mitgliedschaft

Deutsche Oberschlesienauswahl reiste zur Minderheiten-EM nach Schleswig

Till Scholtz-Knobloch
15.07.2024

Während die Fußball-Europameisterschaft in der Bundesrepublik an diesem Sonntag zu Ende geht, fand zeitgleich die Fußball-EM der nationalen und ethnischen Minderheiten statt. Auch hier war die Bundesrepublik Austragungsort – zusammen mit Dänemark. Im Grenzgebiet beider Staaten waren die Dänen in Südschleswig, die Deutschen im dänischen Nordschleswig, die Nordfriesen sowie die Sinti und Roma in Schleswig-Holstein gemeinsame Ausrichter. Die Deutschen aus Polen waren schon bei der Erstaustragung 2008 in Graubünden. Mittlerweile gibt es auch einen Frauenwettbewerb. Durch die Dominanz der Deutschen Polens in Oberschlesien waren die Trikotfarben Blau und Gelb, also die Farben der Region, und der Teamname lautete „FC DFK Oberschlesien“. DFK steht für die Ortsgruppen, die jeweils als „Deutscher Freundschaftskreis“ (DFK) firmieren.

Lag die Federführung einst in der Woiwodschaft Oppeln [Opole], wo der frühere Vereinsname „Oppelner Sportfreunde“ ideell reaktiviert worden war, war dieses Mal Martin Lippa aus der östlichen der beiden oberschlesischen Woiwodschaften „Schlesien“ Spiritus rector. Das hatte zugleich Auswirkungen auf den Spielerpool bei den Männern und bei den Frauen, die die Deutschen erstmals zum Turnier meldeten.

Nur eine Frau blieb vom Training in Oppeln für die Heim-EM übrig
Das erste Training der Frauen hatte in der Frauenfußballhochburg Oberglogau [Glogowek] in der Woiwodschaft Oppeln im März stattgefunden. Das 5000-Einwohner-Städtchen hatte jahrelang ein polnisches Erstligateam gestellt, Rolnik Oberglogau spielt immerhin in der 2. Liga. Doch nur eine Spielerin vom März reiste mit nach Nord- und Südschleswig, während den Stamm der Mannschaft Frauen aus Hindenburg [Zabrze] und Kattowitz [Katowice] bildeten. „Ich möchte erwähnen, dass sich alle unsere Spielerinnen und Spieler der deutschen Minderheit angeschlossen haben, entweder als Mitglieder oder Fördermitglieder. Dies war meine Bedingung für die Teilnahme an der Europeada, da es sich um eine Meisterschaft für nationale und ethnische Minderheiten handelt“, erklärte Martin Lippa im „Wochenblatt“, der Zeitung der Deutschen in Polen.

Während für das Team ohne manche spielstarke Akteurin aus dem westlichen Oberschlesien noch ein 2:2 gegen die Nordschleswiger in Sonderburg (Sønderborg) heraussprang, gelang der Sprung in das Halbfinale nicht. Das 10:0 der Südtirolerinnen über die Deutschen Oberschlesierinnen zeigte, dass sie das Top-Team waren. Im Finale holten sich die Südtirolerinnen mit 11:1 gegen die Nordschleswigerinnen den Titel.

Bei den Männern konnten sich die Oberschlesier für ihre Niederlage gegen die Sorben beim ersten Aufeinandertreffen bei der Europea 2012 in der Oberlausitz revanchieren. Diesmal behielten die Deutschen aus Oberschlesien mit 3:1 Oberwasser. Weitere Vorrundensiege gegen die Tschechen und Slowaken aus Rumänien sowie die Roma ebenfalls aus Rumänien führten die Mannschaft ins Viertelfinale. In Schleswig bedeutete ein 0:2 gegen die rätoromanischen Friauler jedoch das Aus. Bei Männern wie Frauen spielte letztlich jedoch mehr als der sportliche der gesellige Charakter die erste Geige, zumal die Zugehörigkeit zu Minderheiten auch schwer messbar ist. So war etwa die 0:24-Niederlage der moslemischen Pomaken aus Bulgarien gegen die Serben aus Kroatien oder die 0:28-Klatsche des gleichen Teams gegen die Slowaken aus Ungarn kein Grund zur Verzweiflung. Dabeisein und der kulturelle Austausch, sowie das gemeinsame Feiern zählte. Das Finale der Männer konnten die Friauler übrigens 2:0 gegen die Okzitanier aus Frankreich im Stadion des Regionalligisten SC Weiche Flensburg gewinnen. Die Okzitanier gehören zwar zu den eher unbekannten Minderheiten. Bei ihrer Sprache handelt es sich um den fast ausgestorbenen romanischen Idiom Südfrankreichs. Die Standardsprache der Hauptstadt Paris hat über die Jahrhunderte eben nicht nur Sprachen wie Bretonisch, Korsisch oder Alemannisch an den Rand gedrängt.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS