26.11.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Wolfgang Fenske, Leiter der Bibliothek des Konservativismus, präsentiert deren weltweit einzigartige Sammlung
Bild: Bibliothek des KonservatismusWolfgang Fenske, Leiter der Bibliothek des Konservativismus, präsentiert deren weltweit einzigartige Sammlung

Zwischenruf

Bibliothek droht Löschung

Robert Mühlbauer
26.11.2025

Erinnern Sie sich noch an die „geistig-moralische Wende“, die vor mehr als vierzig Jahren ein CDU-Bundeskanzler versprach? Bekanntlich wurde daraus nicht viel. Nach 1968 waren Konservative kulturell jahrzehntelang in der Defensive. Linke und Linksliberale marschierten erfolgreich durch die Institutionen und haben sich an Universitäten, in öffentlich-rechtlichen Medien, in der evangelischen Kirche sowie in vielen NGOs eingenistet und festgesetzt. Die politische Rechte, die bürgerliche Mitte, wurde dort marginalisiert. Das bekamen auch die Vertriebenenverbände zu spüren, denen der linksgrüne Zeitgeist eisig ins Gesicht wehte.

Vor der Bundestagswahl im März sagte Friedrich Merz: „Links ist vorbei.“ Leider ist das eher ein schlechter Witz. Im Gegenteil. Die Linke hat ein riesiges Netz an kulturellen Institutionen, Stiftungen und NGOs etabliert. In den Unis steht gerade in den Geistes- und Sozialwissenschaften die erdrückende Mehrheit der Professoren und Studenten deutlich links der Mitte.

Opfer einer irren Ideologie
In Berlin existiert seit 2012 indes eine einzigartige kulturelle Institution, die „Bibliothek des Konservatismus“ (BdK) im Stadtteil Charlottenburg, in unmittelbarer Nähe von der Universität der Künste und dem Ludwig-Erhard-Haus. Die BdK wird getragen von einer Stiftung, die der Mäzen Caspar von Schrenck-Notzing gründete, zugleich der langjährige Herausgeber der konservativen Theoriezeitschrift „Criticón“.

Die BdK umfasst heute mehr als 35.000 katalogisierte Werke konservativer Richtung, von der Gegenrevolution nach 1789 über die „Konservative Revolution“ des 20. Jahrhunderts bis ins frühe 21. Jahrhundert, Autoren wie Ernst Jünger oder Carl Schmitt, Sammlungen zum Lebensschutz, zur deutschen Geschichte, zu Auslandsdeutschen und Militärkunde. Die Bibliothek und ihr Lesesaal stehen allen Forschern, Studenten und interessierten Bürgern offen, wo zudem Vorträge und Seminare abgehalten werden.

Nun aber droht diese Bibliothek der unseligen „Cancel Culture“ zum Opfer zu fallen. Sie könnte digital faktisch ausgelöscht werden. Denn die neue Direktorin des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds (GBV) der norddeutschen Bundesländer hat der BdK die Mitgliedschaft gekündigt. In Kürze könnte die Bibliothek des Konservatismus damit aus dem großen Online-Katalog der (Universitäts-)Bibliotheken herausfliegen. Der mühsam über Jahre erstellte digitale Katalog wäre ausradiert. Ihre Bücher wären für Studenten nicht mehr auffindbar.

Ein politischer Lackmustest
Zu Recht vermutet der BdK-Leiter Wolfgang Fenske politische Gründe. Ständig haben Grünen- und Linken-Politiker in Berlin wiederholt die Einbindung der BdK in Bibliotheksverbünde kritisiert. Den Linken ist ein Dorn im Auge, dass dort konservative Autoren und neben CDU- auch AfD-Vertreter Vorträge halten durften. Es gab Antifa-Proteste, Hauswände wurden beschmiert, Fenster demoliert.

Der aktuelle Angriff ist nun aber der schwerste. „Das ist eine existentielle Bedrohung“, sagt BdK-Leiter Fenske. Die liberale „Neue Zürcher Zeitung“ kommentierte, der versuchte Ausschluss der konservativen Forschungsbibliothek sei „ein Armutszeugnis“ für Deutschland. Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit, ein Zusammenschluss von Hunderten Professoren, warnte vor einem Verstoß gegen die Wissenschaftsfreiheit, falls eine Forschungsbibliothek ohne Angabe von guten Gründen einfach so ausgestoßen werde. Eigentlich müssten alle, denen die Freiheit des Geistes am Herzen liegt, die Bibliothek verteidigen. Der Fall dürfte ein Lackmustest für die geistige und politische Freiheit in Deutschland werden.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

Jan Kerzel am 26.11.25, 08:50 Uhr

Robert Mühlbauer stellt die Lage richtig und sehr gemäßigt dar. Erfreulicherweise bezieht er den Wende-Kanzler Helmut Kohl in seine Betrachtungen ein. In vielen Situationsanalysen müssen nämlich sonst Gerd Schröder und besonders Angela Merkel als Hauptverursacher herhalten. Dies ist schlicht falsch. Unter Helmut Kohl kam der geistig-kulturelle destruktive Umbruch erst richtig in Schwung, nicht unter Helmut Schmidt. Der Verweis auf die 68er muss sehr ambivalent gesehen werden. Viele Ansätze hatten damals in einer komplett verspießten kleinbürgerlichen Gesellschaft ihre Berechtigung.

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS