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Deutschlands Verbände und Unternehmen stehen vor der Entscheidung – sollen sie sich zur Oppositionspartei hin öffnen oder an der Brandmauer festhalten?
Es gibt Debatten, über die kann man nur den Kopf schütteln. In Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen und steigender Umfragewerte der AfD diskutieren die deutschen Wirtschaftsverbände dieser Tage über ihr Verhältnis zur größten deutschen Oppositionspartei. Auslöser ist die Ansage des Verbandes der Familienunternehmer und dessen Präsidentin Marie-Christine Ostermann, künftig auch mit der AfD reden zu wollen und somit die „Brandmauer“ aufzugeben.
Bereits im Oktober lud der Verband erstmals AfD-Vertreter zu seinem Parlamentarischen Abend ein. Gegenüber dem „Handelsblatt“ begründete Ostermann ihren Schritt damit, dass die Totalausgrenzung der Partei nicht funktioniert habe. Stattdessen wolle man die AfD nun „inhaltlich stellen“, also in Gesprächen ihre Positionen auf Widersprüche prüfen. Zugleich erklärte die Präsidentin, dass sie eine Regierungsbeteiligung der AfD im Moment nicht unterstütze.
Pragmatischer Mittelstand
Ähnlich pragmatisch äußert sich der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW). Dessen Geschäftsführer Christoph Ahlhaus, immerhin ein ehemaliger CDU-Politiker, kündigte ebenfalls an, die bisherige Ablehnungsstrategie zu überdenken. „Umfrage- und Wahlergebnisse“, so Ahlhaus gegenüber dem „Handelsblatt“, „sprechen dafür, dass die Brandmauer nicht erfolgreich war.“ Deshalb plane sein Verband nun, eine neue Position zu erarbeiten, ohne sich „wegzuducken“. Zugleich betonte auch Ahlhaus, dass sein Verband die AfD weiterhin kritisch sehe und klar zu den Grundsätzen der Sozialen Marktwirtschaft stehe.
Harte Kritik an der Öffnung zur AfD gab es nicht nur von Seiten der etablierten Parteien – bei denen die Empörung aufgrund ihrer eigenen Haltung zu der Oppositionspartei erwartbar war –, sondern auch von anderen Wirtschaftsvertretern. So hält der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) strikt an der bisherigen Distanzierung fest. „Wir suchen nicht proaktiv den Austausch mit radikalen Parteien wie der AfD“, erklärte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. BDI-Präsident Siegfried Russwurm hatte bereits vor der Bundestagswahl 2025 das AfD-Programm als „katastrophal“ bezeichnet. Dieses würde Lieferketten zerstören, Exporte torpedieren und hunderte Milliarden Euro Bruttowertschöpfung kosten.
Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) positioniert sich klar gegen jede „Normalisierung“ der AfD. VDA-Präsidentin Hildegard Müller (CDU) betonte, dass die AfD-Politik „katastrophal für die Branche“ sei. So würde die Forderung der Partei nach einem Ausstieg aus EU-Handelsabkommen und dem Euro die Exportfähigkeit der Branche und die Lieferketten der Wirtschaft insgesamt gefährden. Ausdrücklich kritisiert Müller auch die Öffnung anderer Verbände zur AfD: „Dialog ja, aber nicht mit Extremen, die unsere Märkte zerstören.“
Mit dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hält ein weiteres Schwergewicht an der Brandmauer fest. Erst vor wenigen Tagen kritisierte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae (Grüne) die wirtschaftspolitischen Vorstellungen der AfD scharf als „faktenwidrig und klimapolitisch rückwärtsgewandt“. So würde laut BDEW die AfD-Forderung, alle Windkraftanlagen abzureißen, 40 Prozent der Stromerzeugung gefährden und die Energiekosten um 30 Prozent steigen lassen sowie Deutschland von Importen abhängig machen. Deshalb lehne der Verband Gespräche mit der AfD ab, da diese nur Populismus legitimieren würden, ohne Inhalte zu ändern.
Die wohl radikalste Abgrenzung zur AfD vollzog dieser Tage kein Verband, sondern die Deutsche Bank. Diese kündigte kurzerhand dem Familienverband den Mietvertrag für eine Veranstaltung in ihrer Berliner Repräsentanz, bei der ein AfD-Politiker zu einem Vortrag geladen war.
Diverse Absurditäten
Unabhängig davon, ob die genannten Argumente stimmen, zeigt diese Debatte gleich mehrere Absurditäten. Zum einen erscheint es in einer Demokratie fragwürdig, wenn die Repräsentanten der Wirtschaft nicht mit der größten Oppositionspartei reden dürfen sollen oder gar freiwillig darauf verzichten. Schließlich sind beide – Opposition wie Verbände – konstituierende Elemente des Verfassungsstaats.
Hinzu kommt, dass die besorgten, vor einem wirtschaftlichen Niedergang warnenden Stimmen ausblenden, dass es diesen seit Jahren gibt. So führte der wirtschaftspolitische Kurs der vormaligen Ampelregierung drei Jahre in Folge in die Rezession und damit zu unzähligen Insolvenzen oder zu Abwanderungen tausender Unternehmen. Trotzdem ist nicht überliefert, dass die Wirtschaftsverbände je darüber nachgedacht hätten, sich nicht mehr mit den Grünen an einen Tisch zu setzen.
Ein weiterer Punkt ist, dass – wie bei den allgemeinen Brandmauer-Debatten – auch hier über die falschen Themen diskutiert wird. Wo ist, zum Beispiel, in den Verbänden die Diskussion darüber, warum die etablierten Parteien seit Jahren so schwächeln? Anstatt über die Ursachen der tektonischen Verschiebungen der gesellschaftspolitischen Landschaft zu diskutieren, wird auch hier nur über die Befunde auf den Seismographen geredet.
Mit Blick auf die Geschichte spricht indes viel dafür, dass die jetzt noch AfD-kritischen Verbände schon bald ihre Positionen ändern werden. Die Deutsche Bank etwa finanzierte einst des Kaisers Kanonen, profitierte im „Dritten Reich“ von Hitlers Kriegswirtschaft und der „Arisierung“ jüdischen Vermögens, war später dann eine Säule des Wirtschaftswunders – und in den letzten Jahren lebte sie gut und gern von den üppigen Geldern, die der Staat in die Energiewende pumpte. Da dürfte es nicht verwundern, wenn Deutschlands größte Bank im Falle einer Regierungsbeteiligung der AfD zu den ersten gehören sollte, die die Vertreter der heute noch verachteten Partei mit warmen Worten in ihre Räume einlädt.
Joachim Datko am 26.11.25, 08:00 Uhr
Die zwölfjährige AfD hat mit Abstand die höchste Wirtschaftskompetenz der deutschen Parteien.
1) Sie hatte mit Dr. Lucke und Dr. Meuthen schon zwei Wirtschaftsprofessoren an der Spitze.
2) Zurzeit hat sie mit dem Handwerksmeister Chrupalla und der Asienkennerin Dr. Weidel (Japan, Singapur, China) zwei Vorbilder der Leistungsgesellschaft als Parteivorsitzende. Chrupalla hatte vor seiner politischen Karriere einen Handwerksbetrieb.
3) Ihr parlamentarischer Geschäftsführer, Dr. Baumann, ist Diplom-Ökonom.
4) Die Regierung Merz (CDU/CSU, SPD) hat als Wirtschaftsministerin nur eine Chemikerin.