Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Der Herzog aus dem Greifenhaus erreichte viele politische Ziele und erhielt den Beinamen „Der Große“
Herzog Bogislaw X. von Pommern vereinigte ganz Pommern unter seiner Regierung, betrieb eine geschickte Heiratspolitik, modernisierte die Landesverwaltung und erlangte im Alter die angestrebte Anerkennung Pommerns als Reichsfürstentum durch Ausstellung eines kaiserlichen Lehnbriefes. Die Geschichtsschreiber verliehen ihm deshalb den Beinamen „der Große“. Vor 500 Jahren ist der Herrscher gestorben.
Herzog Bogislaw X. wurde vermutlich Ende Mai oder Anfang Juni des Jahres 1454 in Rügenwalde geboren. Als sein Vater ist Herzog Erich II. von Pommern-Wolgast überliefert. Seine Mutter war eine Tochter des Herzogs Bogislaw IX. von Pommern-Wolgast-Stolp. Der Erbprinz wuchs unter einfachsten Hofbedingungen auf, erhielt keine höhere Bildung und wurde früh auf eine pragmatische Machtpolitik orientiert.
1464 erlebte der Junge hautnah, wie sein Vater und der zweite Wolgaster Herzog, Wartislaw X., nach dem Tod Ottos III. aus der Stettiner Pommernlinie, der keine männlichen Nachkommen hatte, ihre Erbfolge gegen brandenburgische Ansprüche erfolgreich verteidigten. Der Anspruch Brandenburgs auf die Lehnsherrschaft über Pommern war ein Dauerproblem und prägte auch die Außenpolitik von Bogislaw X. Er wollte nach dem Tod des Vaters 1474 als neuer Herzog den Konflikt mit Brandenburg entschärfen und warb um Margareta von Brandenburg. 1477 kam es zur Hochzeit. 1478 starb sein Onkel, der Herzog Wartislaw X. von Pommern-Wolgast, seinerseits ohne männlichen Nachfolger. Damit fiel ihm dessen Herrschaftsbereich zu.
Nach der Heirat mit der brandenburgischen Prinzessin erhob der Kurfürst zwar einen Lehensanspruch auf das Gebiet des Verstorbenen, verzichtete aber aus nun verwandtschaftlichen Gründen auf dessen Durchsetzung. Damit begann die stufenweise Abmilderung der brandenburgischen Lehenshoheit. Das Verhältnis blieb auch nach dem überraschenden Tod von Herzogin Margareta 1489 entspannt. Aber darauf wollte sich Bogislaw X. nicht verlassen. Er warb sofort um die 14-jährige Anna von Polen. Mit Erfolg.
Die Annäherung zwischen Pommern und Polen war im gegenseitigen Interesse. So kam es am 2. Februar 1491 in Stettin zu einer prunkvollen Hochzeit, die den bescheidenen Hofrahmen des Greifenfürsten erheblich übertraf. Der Herzog, der nun über das geeinte Pommern herrschte und sich der Rückendeckung durch Polen als Schutzmacht sicher war, baute Wolgast und Stettin zu stattlichen Residenzen aus, führte eine repräsentative Hofhaltung im Stil der Renaissance ein, erließ eine neue Münzordnung sowie eine Holzordnung, die seinen Geschäftssinn belegt, und reduzierte die Selbstständigkeit der Städte. Dabei allerdings leistete die alte Hansestadt Stralsund als größte Stadt Pommerns hartnäckigen Widerstand.
Reise nach Jerusalem
Die pragmatische Ehe mit Anna von Polen, der Tochter von König Kasimir IV. aus der berühmten Jagiellonen-Dynastie und Elisabeth von Habsburg, erwies sich als glücklich. Herzogin Anna brachte Kultur in die Residenzen, nahm mit ihrer höfischen Bildung feinfühligen Einfluss auf die Umgangsformen ihres Mannes und gebar acht Kinder. Wichtig für den Weiterbestand des geeinten Greifenhauses war die Geburt der Thronfolger. Die Befriedung im Innern machte nach der Einigung Fortschritte. Sie wurde allerdings durch den Sternburger Hostienschänderprozess getrübt, der als Judenpogrom in die deutsche Geschichte einging.
Die Außengrenzen waren nach der Verbindung mit Polen und einem Zusatzabkommen mit Brandenburg 1493 im Vertrag von Pyritz relativ gesichert. So konnte Bogislaw X. 1496 an den Hof König Maximilians I. reisen und anschließend nach Jerusalem pilgern. Dort ließ er sich zum „Ritter vom Heiligen Grab“ schlagen. Das war ein Akt von großer symbolischer Bedeutung und eine Streicheleinheit für das Ego des Greifenfürsten. Während der fast zweijährigen Abwesenheit des Herzogs führte seine Frau Anna mit Klugheit und Unterstützung einiger Räte die Regierungsgeschäfte.
Bei seiner Heimkehr 1498 brachte Herzog Bogislaw X. einige Gelehrte mit nach Pommern, die fortan führende Positionen in der Verwaltung und an der Greifswalder Universität besetzten. Mit deren Hilfe sorgte er für eine grundlegende Modernisierung der gesamten Landesverwaltung Pommerns. Erbliche Postenansprüche wurden durch die Vorgabe einer Universitätsbildung ersetzt. Dazu führte er das „Römische Recht“ ein. Zwischendurch verlor der alternde Fürst allerdings seine Frau. Sie starb 1503 in Ueckermünde und fand in Eldena ihre letzte Ruhe.
1517 beauftragte der verwitwete Herzog Johannes Bugenhagen mit der Ausarbeitung einer Landesgeschichte über Pommern. Sie wurde ein Jahr später unter dem Titel „Pomerania“ in lateinischer Sprache veröffentlicht. Im Alter zeigte Bogislaw X. zwei Seiten. Einerseits leistete er sich nach Aussagen von Zeitgenossen einige Ausschweifungen. Andererseits erreichte er 1521 auf dem Reichstag zu Worms die Ausstellung eines kaiserlichen Lehnbriefes für sein Herzogtum. Das bedeutete eine erhebliche Aufwertung. Doch nur zwei Jahre später starb der Greifenfürst am 5. Oktober 1523 in Stettin, wo er in der Ottenkirche beigesetzt wurde.
Seine Söhne Georg I. und Barnim IX. folgten ihm in der Regierung und erlebten ein neues Problem: die Reformation, deren Anfänge der Vater noch abwartend ignoriert hatte. Nach der Heirat von Prinzessin Sophia von Pommern mit König Friedrich I. von Dänemark wurde dann allerdings eine Greifin 1525 Königin von Dänemark.
sitra achra am 07.10.23, 11:06 Uhr
Ich liebe Pommern, nicht nur die Landschaft. Daher vielen Dank für diese historische Nachhilfestunde!