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Der Rathausplatz in Regenwalde [Resko]: Der Brunnen mit der Weltkugel, eine Erinnerung an die vor circa 170 Jahren nach Brasilien ausgewanderten Pommern, dem Rathaus und der jetzt katholischen Marienkirche
Foto: Stadt ReskoDer Rathausplatz in Regenwalde [Resko]: Der Brunnen mit der Weltkugel, eine Erinnerung an die vor circa 170 Jahren nach Brasilien ausgewanderten Pommern, dem Rathaus und der jetzt katholischen Marienkirche

Hinterpommern

Brasilien – Pommern und zurück

Wander Weege zu Ehren steht ein Brunnen mit einer Weltkugel auf dem Regenwalder Rathausplatz

Brigitte Stramm
25.11.2024

Regenwalde [Resko] liegt an der Rega, zwischen den Städten Naugard und Schivelbein an der ehemaligen Reichsstraße 161. Zu beiden Nachbarstädten beträgt die Entfernung circa 20 Kilometer.

1255 erhielt der aus Kolberg stammende Theodorich Horn den Auftrag, das Land gen Osten zu kolonisieren. Es sollte im Bereich des Burgwalls eine Siedlung gegründet werden. Dieser Plan gelang. Daher wurde dem Ort 1282 das lübische Stadtrecht verliehen, bestätigt 1288. Im Jahr 1295 erbaute die Adelsfamilie von Borcke auf den Resten des alten Burgwalls ihre eigene Burg und wurde gemeinsam mit der Familie von Vidante Eigentümer der Stadt Regenwalde. 1365 mussten die Vidantes ihren Anteil an den Herzog von Pommern-Wolgast Barnim IV. abtreten, ab 1447 waren die Borckes alleinige Stadtherren von Regenwalde.

Durch den Dreißigjährigen Krieg und die Pest wurde die Bevölkerung stark dezimiert. Da das pommersche Greifengeschlecht ausgestorben war, gelangte die Stadt nun unter brandenburgische Herrschaft und gehörte zum Besitz der Familie von Borcke, wie das nahezu gesamte Gebiet, das landwirtschaftlich geprägt war, deshalb auch Borkscher Kreis genannt wurde. Später wurde daraus Kreis Regenwalde, und im Zuge der Preußischen Gebietsreform 1815 Kreis Regenwalde mit der Kreisstadt Labes.

Im Zuge der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden eine Reihe neuer Betriebe, wie die 1843 gegründete Landmaschinenfabrik. Auch ein Sägewerk, eine Ölmühle und eine Gerberei siedelten sich in der Stadt an. Zwei evangelische Kirchen und eine Synagoge bestimmten das geistliche Leben der Stadt. Die Eisenbahn kam erst sehr spät 1895 mit einer Kleinbahnstrecke von Kolberg nach Regenwalde. Der Anschluss an das Hauptstreckennetz erfolgte erst 1906 mit dem Bau der Bahnlinie nach Labes.

Das Ende kam 1945. Am 3. März 1945 wurde Regenwalde von der Roten Armee besetzt, die Stadt wurde durch Brände zerstört. Zunächst flüchtete die Bevölkerung, kam jedoch teilweise zurück und wurde nun von der inzwischen polnischen Administration endgültig aus der Heimat vertrieben.

Der gebürtige Kösliner und jahrelange Redakteur für den deutschen Teil der brasilianischen Internet-Zeitung „Folha Pomerana“, Helmut Kirsch, besuchte Regenwalde. Er berichtet: „Bei unserer Ankunft in Regenwalde fiel mir sofort der beschriftete runde Sockel mit der Erdkugel auf dem neugestalteten Marktplatz auf. Es war eine wunderbare Idee der heutigen Bewohner, auf diese Weise der Menschen zu gedenken, die vor etwa 170 Jahren aus Regenwalde und Umgebung in den Süden Brasiliens ausgewandert sind.

Seit 2011 besteht zwischen dem deutsch-brasilianischen Industriellen Wander Weege und der Stadtverwaltung von Regenwalde eine herzliche Verbindung. Den Anfang machte die Volkstanzgruppe Regenwalde aus Jaragua do Sul, Brasilien, der Heimatstadt Weeges, mit einem Auftritt in der Turnhalle von Regenwalde vor einem staunenden Publikum. Dem folgte eine Einladung Weeges an den gesamten Rat der Stadt nach Brasilien aus Anlass der 725-Jahr-Feier Regenwaldes im Jahr 2013, an der eine große Abordnung aus Brasilien teilnahm und die ich begleiten durfte. Weege erhielt hier die Ehrenbürgerschaft der Stadt Resko, für die er sich mit einer Spende in Höhe von 250.000 Euro für die Sanierung des Marktplatzes und einer weiteren Spende für ein Röntgengerät an das Krankenhaus bedankte.“

Kirsch weiter: „Unser jetziger Besuch galt der Festigung der Beziehung zwischen den Pomeranos in Brasilien und der Stadt Resko. Bei einem Essen, zu dem uns Bürgermeister Arkadiuz Czerwinski einlud und an dem auch die Kulturreferentin Ewa Kurzyk teilnahm, sprachen wir auch die über Möglichkeit, wie das Verhältnis zueinander weiterhin mit Leben erfüllt werden könnte.“


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