02.07.2025

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Eröffneten die Veranstaltung: Der LO-Vertreter in Allenstein, Damian Wierzchowski (l.), und LO-Sprecher Stephan Grigat (r.)
Bild: Hanna FrahmEröffneten die Veranstaltung: Der LO-Vertreter in Allenstein, Damian Wierzchowski (l.), und LO-Sprecher Stephan Grigat (r.)

Sommerfest in Wuttrienen

Brauchtumspflege in musikalischem Gewand

Die LO begrüßte zahlreiche Gäste zu ihrer diesjährigen Veranstaltung – Lieder und Tänze in unterschiedlichen Stilrichtungen

Uwe Hahnkamp
02.07.2025

Das kulturelle Wirken der Deutschen Minderheit im südlichen Ostpreußen in all seiner Vielfalt zu zeigen, das ist das Anliegen des Ostpreußischen Sommerfestes, das im jährlichen Wechsel von der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) und dem Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM) organisiert wird. In diesem Jahr stellte es die LO am 21. Juni in Wuttrienen auf die Bühne.

Der familiäre Vergnügungs- und Freizeitpark Bartbo in Wuttrienen beschäftigt sich normalerweise mit Firmen- und Klassenfeiern mit Angeboten von Rutschen und Hüpfburgen bis Paintball und Quad-Fahren. Er bietet aber auch die organisatorischen Voraussetzungen für Bühnenpräsentationen mit elektronischer Verstärkung, Versorgung von vielen Gästen und Zelten für weitere Angebote. Also ein ideales Umfeld für ein gelungenes Sommerfest.

Da auch das Wetter in seiner teils sonnigen, teils wolkigen Variante mit sanftem Wind mitspielte, kamen rund 700 Gäste und Zuschauer nicht nur aus der Region. Unter anderem konnten die Gastgeber, Stephan Grigat, der Sprecher der LO, und Damian Wierzchowski, der Repräsentant der LO in Allenstein, freundliche Gesichter der Deutschen Minderheit aus Danzig und Graudenz sowie von den Kreisgemeinschaften Allenstein, Osterode, Neidenburg und Heilsberg begrüßen. Wichtig waren als Ehrengäste aber vor allem die Vertreter der Selbstverwaltung: die Beauftragten für Minderheitenfragen beim Marschall, Aneta Brzyska, und beim Woiwoden, Piotr Baczewska, sowie der Vorsitzende der Kommission für Minderheiten beim Sejmik der Woiwodschaft, Jarosław Słoma.

Słoma betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit des Zusammenhalts in Europa gerade in der allgemeinen weltpolitischen Situation und hierbei vor allem der Partnerschaft zwischen Polen und Deutschland als stabilem Fundament. Professor Teresa Astramowicz-Leyk, Mitglied des Sejmik, und dort bis vor Kurzem für internationale Beziehungen zuständig, unterstrich die Notwendigkeit, diejenigen nicht zu vergessen, die nicht feiern könnten – vor allem die Menschen in der Ukraine und dem Nahen Osten. Die Grüße des Verbands der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) mit Sitz in Oppeln überbrachte dessen Vizevorsitzender Michał Schlueter, der dort im Vorstand die Minderheit im südlichen Ostpreußen vertritt.

Von Volksmusik ...
Traditionell startete das Sommerfest mit einer musikalischen Einstimmung, für die wie vor zwei Jahren an gleicher Stelle das Blasorchester aus Scheufelsdorf verantwortlich zeichnete. Es begleitete auch den ökumenischen Gottesdienst, den Domherr André Schmeier, der katholische Seelsorger der Deutschen Minderheit, zelebrierte. Von der regionalen evangelisch-augsburgischen Kirche stand ihm diesmal Pfarrer Łukasz Stachelek aus Allenstein zur Seite, den die Organisatoren vom parallel stattfindenden Jubiläum zu 500 Jahren Reformation in Preußen loseisen konnten. Besonders wichtig war das Kreuz auf dem improvisierten Altar. Es gehört der Familie von Heinrich Hoch, dem Vorsitzenden des VdGEM, dessen Großvater es einst in Wuttrienen, dem Ort des Sommerfestes, angefertigt hatte.

Den kulturellen Teil des Sommerfests startete der Chor der Neidenburger Gesellschaft der Deutschen Minderheit mit der Europahymne und Volksliedern. Auch die Jugendband des Vereins hatte Traditionelles im Repertoire, denn gemeinsam haben die beiden Gruppen in diesem Jahr die vierte Neidenburger CD „Vier Jahreszeiten“ herausgebracht. Als dritte Gesangsgruppe hatten die Organisatoren die „Silbernen Noten“ aus Bartenstein eingeladen. Die älteren Damen und Herren aus dem dortigen Tageszentrum „Senior+“ wurden vom Akkordeonisten Piotr Gerwatowski angeleitet und bewiesen, dass Alter bei Musik keine Rolle spielt.

... zum HipHop
Damit sind die beim künstlerischen Programm des Sommerfests am häufigsten vertretenen Orte bereits genannt: Aus Neidenburg traten noch das jugendliche Duo Iga Potapiuk und Julia Perzanowska unter anderem mit dem Lied „Zuhause“ aus dem Film „Bolt“ sowie die Kindertanzgruppe der Deutschen Minderheit auf. Bartenstein und die dortige Deutsche Minderheit repräsentierte die Regionaltanzgruppe „Saga“ mit zwei sehr unterschiedlichen Auftritten: mit Volkstänzen auf und mit einem Schreittanz zur Johannisnacht vor der Bühne. Die Feier, für die sie ihn einstudiert hat, heißt nach einer slawischen Gottheit „Tag der Kupała“ und bietet dieselben Bräuche wie die Mittsommernacht. Vier ehemalige Tänzerinnen von „Saga“, die inzwischen in einer Tanzschule aktiv sind, präsentierten zum Abschluss der gesamten Programms DanceHall und HipHop solo, als Duo und als Gruppe.

Doch davor gab es im Programm noch viel deutschsprachigen Gesang. Zum ersten Mal präsentierte sich auf einem Sommerfest die Anfang 2024 gegründete Vokalgruppe „Ermlandklang“ bei der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit mit drei Liedern aus unterschiedlichen Epochen. Sehr viel länger – nämlich über zwei Jahrzehnte – sind die beiden Chöre „Warmia“ aus Heilsberg und „Stimme der Heimat“ aus Lötzen dabei und sorgten auch dieses Mal für eine angenehme Stimmung. Wegen einer früheren Abfahrt als sonst nicht auftreten konnte die Reisegruppe der Landsmannschaft Ostpreußen Mecklenburg-Vorpommern, die in diesem Jahr zum inzwischen 33. Mal das Sommerfest besuchte.

Die Organisatoren des nächsten Sommerfestes freuen sich auf ihre Stimmgewalt im nächsten Jahr und werden sich bemühen, eine ähnlich gute Veranstaltung auf die Beine zu stellen – Generationen übergreifend, mit Künstlern verschiedenen Alters, mit einer Vielfalt an musikalischen Stilen und in einer Atmosphäre der friedlichen Gemeinsamkeit.

 


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