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Die Buchenwälder auf Rügen sind Teil des Weltnaturerbes – Eine Ausstellung in Sassnitz widmet sich den Baum-Schätzen
Spätestens seit der Deklarierung zum UNESCO-Weltnaturerbe im Jahr 2011 ist es kein Geheimnis mehr, dass die Buchen im Bereich der Stubnitz auf Rügen ein ganz besonderer Schatz sind. Zum zehnten Jahrestag organisierte das Team des Nationalparkzentrums Königsstuhl eine Ausstellung zum Thema. Aufgrund der Corona-Pandemie musste diese jedoch verschoben werden. Erst in diesem April öffnete die Ausstellung ihre Tore.
Inzwischen haben etliche Besucher den Weg über den Hochuferweg entlang der Kreideküste nach Sassnitz zur Zweigstelle ins Michael-Otto-Haus gefunden und sich die Ausstellung angeschaut. Noch bis zum 31. März 2023 besteht die Möglichkeit, sich hier mit einem Kaffee in der Hand durch die Infotafeln an der Wand über den Buchenurwald informieren und den Blick schweifen zu lassen.
Ein Angebot, das zur rechten Zeit kommt. Denn die Aussichtsplattform direkt am Königsstuhl, bislang die größte Attraktion am weltbekannten Kreidefelsen, den Caspar David Friedrich so eindrucksvoll auf Leinwand gebannt hat, ist Ende September geschlossen worden. Die Plattform wird nun zurückgebaut, das Gebiet soll unberührt bleiben. Im Frühjahr soll eine neue, schwebende Plattform den Ausblick auf den Königsstuhl ermöglichen. Der Name der neuen, spektakulären Konstruktion: Königsweg. Wer das interessante Wissen über die Buchen, das er in der Ausstellung gewonnen hat, mit Leben füllen möchte, schnürt die Wanderschuhe und macht sich auf den Weg, die Buchen auf Rügen selbst in Augenschein zu nehmen. Auch wenn das Gebiet um den Königsstuhl nun nicht mehr zugänglich ist, lohnt sich ein Spaziergang durch das weitläufige Gebiet der Stubnitz, nördlich von Sassnitz.
Gerade jetzt, wenn die herbstlich gefärbten Blätter abfallen, ist der Wald ein besonders schönes Ausflugsziel. Doch es gibt auf Rügen weitaus mehr Orte, an denen die Buchen entdeckt und erlebt werden können. Ein großer Dank gebührt dabei Wilhelm Malte I., Fürst zu Putbus (1783–1854), der seine Spuren auf Rügen hinterlassen hat.
Ein Beispiel dafür ist das Gebiet um das Jagdschloss Granitz. Das Waldgebiet rund um das Schloss mit der rosafarbenen Fassade und der einzigartigen, gusseisernen Wendeltreppe, die sich an runden Innenmauer den Aussichtsturm hinaufwindet, wird von Buchen dominiert und ähnelt dem Wald in der Stubnitz. Grund dafür ist, dass dieses Gebiet von Wilhelm Malte I. als Jagdrevier genutzt wurde, der Baumbestand wurde nicht abgeholzt.
Ein Areal, auf dem außerordentlich bemerkenswerte Bäume stehen, ist der Schlossgarten Putbus. Hier hatte der Fürst große Pläne, baute ein Schloss und verwandelte den 75 Hektar großen Park in einen Landschaftsgarten. Mehr als 60 verschiedene Baumarten aus aller Welt sind hier zu finden, darunter Raritäten wie Platanen, Robinien, Ulmen und Hängebuchen. Alle Bäume weisen heute ein beeindruckendes Alter auf. Die Sommerlinde bringt es sogar auf einen Umfang von mehr als sechs Metern.
Doch das ist noch längst nicht alles. Auf der Insel Rügen gibt es noch mehr Baum-Schätze zu entdecken. So wurde auf der Insel Vilm das letzte Mal im Jahr 1527 die Axt geschwungen, um Holz zu schlagen. Seither hat der Wald das Gebiet zurückerobert und ist sich selbst überlassen worden. Hier sind viele Buchen und Eichen mehr als 400 Jahre alt. Das Gebiet ist seit 1929 Naturschutzgebiet. Ein Beispiel, das zeigt, wie wichtig der Schutz der Natur ist. Das Gebiet am Königsstuhl wird in gleicher Weise von der Entscheidung profitieren, dass es nun sich selbst überlassen worden ist.
• Michael Otto Haus, Waldhalle 1, Sassnitz, im Winterhalbjahr geöffnet von Freitag bis Sonntag von 11 bis 16 Uhr
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