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Schwach beleuchtet und stark  textorientiert:  Sonderausstellung des Museums der  Bundeswehr in  Dresden „,Napoleon muss untergehen‘ –  Barclay de Tolly mit  Feder und Schwert“
Foto: KaufmannSchwach beleuchtet und stark textorientiert: Sonderausstellung des Museums der Bundeswehr in Dresden „,Napoleon muss untergehen‘ – Barclay de Tolly mit Feder und Schwert“

„Napoleon muss untergehen“

Bundeswehr-Ausstellung über russischen Heerführer

Das Militärhistorische Museum in Dresden widmet Michael Andreas Barclay de Tolly eine Sonderausstellung

Wolfgang Kaufmann
29.04.2025

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden ist nicht gerade dafür bekannt, gesellschaftspolitisch gegen den Strom zu schwimmen. Seine Dauerausstellung zur „Kulturgeschichte der Gewalt“ atmet voll und ganz den Zeitgeist der heutigen Bundesrepublik.

Umso bemerkenswerter erscheint deshalb, dass das Museum ausgerechnet jetzt zuzeiten des Ukrainekrieges mit „,Napoleon muss untergehen'“ eine Sonderausstellung präsentiert, die mit Michael Andreas Barclay de Tolly einem russischen Heerführer deutschbaltisch-schottischer Herkunft aus der Zeit der Befreiungskriege gewidmet ist, der in Wladimir Putins Russland hohes Ansehen genießt, weil er an der erfolgreichen Abwehr einer französischen Invasion beteiligt war. Auf die Ursache für diese Ausstellung verweist ihr Untertitel: „Barclay de Tolly mit Feder und Schwert“.

Hohes Ansehen in Russland
Im Jahr 2021 – also noch vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine – erwarb das Museum der Bundeswehr den Nachlass des von 1761 bis 1818 lebenden Fürsten und Generalfeldmarschalls. Das aus 200 Dokumenten bestehende Konvolut könnte man als „militärischen Nachlass“ verstehen, da es nur einen geringen Anteil privater Korrespondenz enthält. Unbekannt ist, ob Barclay die Papiere selbst noch so zusammenstellte, wie diese bis heute überliefert sind, oder es zu einem posthumen Dokumentenarrangement kam. Sein Nachfahre und Erbe des Fürstentitels Alexander Magnus Friedrich von Barclay de Tolly-Weymarn (1824–1905), selbst General der Infanterie und Flügeladjutant des Zaren Alexander II., emigrierte nach einem Zerwürfnis mit dessen Nachfolger, Alexander III., später nach Dresden. Von dort wurde das Konvolut 1945 von Natalie von Weymarn, einer Nachfahrin, vor der Roten Armee nach Westdeutschland gerettet. Das Militärhistorische Museum präsentiert nun eine Auswahl seiner Neuerwerbung in seiner Ausstellung.

Ohne dass sie sich jemals begegneten, waren die Lebenswege Napoleons I. und Barclay de Tollys geradezu schicksalhaft miteinander verbunden. Die napoleonischen Feldzüge boten Barclay Karrierechancen, die sich ihm sonst nicht eröffnet hätten. 1812 rettete seine in Russland unpopuläre Strategie des Zurückweichens die russischen Westarmeen vor der Vernichtung durch Napoleons gewaltiges Invasionsheer. Die Forderung Barclay de Tollys „Napoleon muss untergehen“ wurde durch sein Zutun in den Befreiungskriegen erfüllt und dient nun der Ausstellung als Titel.

Erwerb des Nachlasses 2021
Die Sonderausstellung bietet etliche interaktive Bereiche, in denen die Besucher unter anderem originalgetreue Uniformen anprobieren oder chiffrierte Dokumente entschlüsseln können. Darüber hinaus versucht sie, die Funktionsweise militärischer Stäbe zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu verdeutlichen, so zum Beispiel durch Karten, Marschpläne, Verpflegungslisten und ähnliche Papiere. Dahingegen treten die Zinnfiguren-Dioramen von den Schlachten gegen Napoleon, historische Waffen, Orden und dergleichen Exponate eher in den Hintergrund.

Leider weist die Sonderausstellung ein Manko auf, das typisch für das Haus in Dresden ist. Seit der Neueröffnung nach einer grundlegenden Umgestaltung im Jahr 2011 fällt die Beleuchtung der Ausstellungsstücke und Vitrinen generell sehr dürftig aus. Erschwerend kommt nun noch ein Umstand hinzu, für den das Museum auf seiner Internetseite um Verständnis bittet: „Aufgrund von Lieferschwierigkeiten können aktuell Leuchtmittel in unserer Ausstellung nicht mehr ersetzt werden.“

Positiv zu erwähnen ist im Gegensatz dazu die weitgehend ideologiefreie Präsentation der Sonderschau sowie deren klare und übersichtliche Gestaltung ohne affektierte Experimente seitens der Ausstellungsmacher. Beides stellt heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr dar – weder im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr noch in anderen deutschen Museen.

Die Sonderausstellung „,Napoleon muss untergehen' – Barclay de Tolly mit Feder und Schwert“ ist noch bis Ende dieses Jahres im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, Olbrichtplatz 2, 01099 Dresden, Telefon (0351) 823-2850, (0351) 823-2851, E-Mail: mhmbesucherservice@bundeswehr.org, zu sehen.


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