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1954 revolutionierten zwei US-Investoren die System-Gastronomie – Mit Franchise, Frische und einem mächtigen Viertelpfünder zum Erfolg
Ein Satz und ein Gedanke, der wie ein Impuls mit mentalem Raketenantrieb wirkt: „Was die können, können wir schon lange!“ Wer so tickt, ist bereit neue, andere Wege zu gehen und vor allem sein Bestes zu geben. Umgemünzt werden diese Worte oftmals in unternehmerische Aufbruchstimmung. Und genauso dachten vor mehr als 70 Jahren zwei Männer im Norden des US-Bundesstaats Florida nach einem Besuch des Restaurants mit dem berühmten „goldenen M“. Der Imbiss-Abstecher zu McDonald's war für Keith J. Kramer und seinen Schwiegervater Matthew Burns nämlich mehr als nur ein kulinarisches Erlebnis. Es war der Auftakt zu einer Inspiration. Plötzlich zündete bei den beiden eine Idee, während sie in ihre saftigen Hamburger bissen, sich dabei die Pommes frittes schmecken ließen und ihre Cola tranken. Denn auf einmal schauten die beiden sich an, lachten (so ist es jedenfalls überliefert) und schon sagten sie sich: „Was die können, das können wir schon lange!“ Die beiden Männer, die schon länger nach einer cleveren Geschäftsidee suchten, klatschten sich ab – was man in den USA einen „High Five“ nennt, weil man dabei die Hände mit den fünf Fingern oberhalb der Kopfhöhe zusammenklatscht – und genau das war der Startschussmoment zu einem künftig schmackhaften Abenteuer und zugleich der Beginn einer neuen Ära im Bereich der damals noch jungen System-Gastronomie.
Gut geklaute Idee
Was Kramer und sein Schwiegervater nämlich vorhatten, sollte anfangs gar keine neue Konkurrenz für die Burger-Kette McDonald's werden, sondern einfach nur die Inspiration, etwas ähnlich oder gar besser machen zu können. Getreu dem Motto: Lieber gut geklaut als schlecht selbst gemacht! Kaum wieder zuhause ging die Recherche der beiden los. Die zwei sezierten regelrecht das Konzept des damals bereits erfolgreichen Schnellrestaurants. Sie besorgten sich unternehmerische Zahlen, analysierten sie und erkannten, was für ein Potential in der Idee steckte. Aber sie wollten kein zweites McDonald's initiieren, sondern vielmehr eine eigene Geschäftsidee umsetzen, bei der lediglich der Rahmen und das System der bereits etablierten Restaurantkette eine Rolle spielen sollten.
Kramer und Burns machten sich fortan ans Werk und entwickelten zuerst einmal ein spezielles Grillgerät, das sie „Insta-Broiler“ nannten. Hörte sich nicht gerade revolutionär und sexy an, war aber durchaus sinnig. Denn dieser Griller war in der Lage, viele Rindfleischscheiben für die Burger gleichzeitig zu garen. Das war höchste Effektivität. Denn so musste kein Mitarbeiter permanent am Grill stehen und die Pattys – so werden in den USA die Hackfleischscheiben genannt, aus denen Burger gebaut werden – von Hand einzeln immer wieder wenden, bis sie auf den Punkt gegart sind. Der erfundene „Insta-Broiler“ sollte damit zum Mittel- und Ausgangspunkt ihrer Unternehmensidee werden.
Schuldenfrei durch Konzeptverkauf
Kramer und Burns eröffneten im Frühjahr 1953 ihr erstes Restaurant in Jacksonville, oben an der nördlichen Ostküste Floridas gelegen. Der Name, abgeleitet von ihrer Erfindung, lautete „Insta-Burger King“. Aber wie so oft gerieten die beiden Neu-Unternehmer, nachdem sich die erste Start-Euphorie gelegt hatte, schon innerhalb eines Jahres in finanzielle Turbulenzen. So effektiv ihr Multi-Bräter auch war, so spürten sie schnell, dass sie trotz intensivster Burger-Braterei und viel Zuspruch seitens der Gäste nicht wirklich in die schwarzen Zahlen kamen.
Wie gut, dass nur ein Jahr später zwei visionäre Unternehmer und Investoren aus der floridianischen Metropole Miami, dem amerikanischen Tor zu Südamerika, zufällig auf das kleine Schnellrestaurant von Kramer und Burns aufmerksam wurden. James McLamore und David Edgerton waren auf der Durchreise und gönnten sich einen Burger auf die Schnelle bei „Insta-Burger King“. Speisen gut, Ambiente gut, Name gut, Konzept noch besser – die beiden erkannten auf einen Schlag das unternehmerische Potential des Restaurants, suchten das Gespräch mit Kramer sowie dessen Schwiegervater und Mitinhaber Burns, und nur wenige Wochen später waren die zwei Neu-Gastronomen ihre Schulden los – und ihr Restaurant nebst Geschäftsidee ebenso. McLamore und Edgerton hatten ihnen das Unternehmen abgekauft.
Unverwechselbarer Geschmack
Umgehend wurden diverse Änderungen und Neuerungen eingeführt. Zuerst wurde der Name geändert, indem der Begriff „Insta“ wegfiel. Fortan hieß das Schnellrestaurant „Burger King“ und residierte in der NW 36th Street in Miami, wo die erste Filiale am 4. Dezember 1954 eröffnet wurde. Das Gebäude steht heute noch nahezu unverändert in seiner für die 50er Jahre üblichen leicht futuristisch anmutenden Bauart, nur ist dort kein Schnellrestaurant mehr zu finden, auch kein anderer Fast-Food-Laden, sondern ein Gebrauchtwagenhandel ist dort inzwischen eingezogen.
Eine der wichtigsten Neuerungen aber war, dass ab sofort die Hackfleischscheiben über offenem Feuer gebraten wurden und damit ihren unverwechselbaren Grillgeschmack erhielten, was sie komplett von den Patties von McDonand's unterschied. McLamore und Edgerton setzten zudem vollends auf das Franchise-Modell, dass es ihnen ermöglichte, nicht nur sehr schnell zu expandieren, sondern für sich selbst das unternehmerische Risiko zu minimieren und dennoch die eingeführten Standards hochzuhalten und zu sichern.
Dick, groß und saftig
Die eigentliche kulinarische Krönung auf der Speisekarte von Burger King erfolgte drei Jahre später, als 1957 der Whopper erfunden wurde. Ein im Vergleich zu anderen damals üblichen Burgern geradezu monströses Modell mit mehr als einem viertel Pfund gegrilltem Rindfleisch zwischen den beiden Sesambrötchenhälften, einem Durchmesser von bis zu 13 Zentimetern, dazu Tomatenscheiben, frischer Salat, Zwiebeln sowie Mayonnaise und Ketchup. Kein Wunder, dass dieser saftige Gigant schnell zum Markenzeichen von Burger King wurde. Eine Tatsache, die den Slogan „Home oft the Whopper“ (Das Zuhause des Whoppers) entstehen ließ, der bis heute seine Gültigkeit hat.
Der selbst ernannte „König der Burger“ schaffte sich so zunehmend ein Reich von Fans des eigentlich aus der deutschen Hansestadt Hamburg stammenden US-Speiseklassikers, aber das ist eine andere spannende Geschichte, von der wir demnächst auch einmal in der PAZ berichten werden.