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Tourismus

Caravaning-Boom bringt Milliardenumsatz

Neuer Ausbildungsberuf – Chancen für Quereinsteiger wegen des hohen Fachkräftebedarfs

Manuela Rosenthal-Kappi
24.01.2024

In den sozialen Netzwerken bieten zahlreiche Betreiber von Stellplätzen für Wohnmobile und Wohnwagen ihre Dienste an. Verstärkt gesellen sich auch Hotels, Restaurants, Bauernhöfe oder Weingüter neben klassischen Campingplätzen dazu, indem sie ganzjährig Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. Viele Gemeinden schaffen neue Stellplätze, teilweise mit viel Komfort. Der langjährige, im Fachjargon Caravaning genannte, Urlaubstrend bietet auch touristisch weniger entwickelten Regionen die Möglichkeit, ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen und von den oft zahlungskräftigen Kunden zu profitieren.

Von dem Boom profitiert inzwischen nicht nur die Tourismusbranche. Laut einer Untersuchung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif) haben Caravaning-Urlauber der deutschen Wirtschaft im Jahr 2020 einen Umsatz von gut 18 Milliarden Euro beschert. Das ist ein Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Knapp sechs Milliarden Euro kommen der Wirtschaft vor Ort zugute, da die Camper nicht nur für Museumsbesuche und Besichtigungen Geld ausgeben, sondern auch für Restaurantbesuche, Kleidung und Wellnessangebote. Laut der dwif-Studie bewirkt ein Euro Wertschöpfung durch die Beherbergung auf einem Campingplatz insgesamt zwölf Euro Wertschöpfung bei allen direkten oder indirekten Akteuren in der Umgebung. Berücksichtigt wurden dabei die Ausgaben der Urlauber während der Reise und die anfallenden Fahrtkosten.

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Caravaning eine krisenfeste Urlaubsform ist. Zu dem Boom haben neben vielfältigen und individuellen Angeboten nicht zuletzt die Corona-Beschränkungen seit 2020 beigetragen. In Deutschland sind 1,6 Millionen Freizeitfahrzeuge zugelassen. Allerdings ist die Zahl der Gesamtneuzulassungen (90.365) 2023 erstmals nach Jahren leicht rückläufig (minus 0,7 Prozent), wie auch der Export. Vergangenes Jahr wurden insgesamt 51.984 Fahrzeuge (minus 4,8 Prozent) exportiert.

Die insgesamt positive Entwicklung der Branche hat zu einem hohen Bedarf an Fachkräften bei Fahrzeugherstellern und -händlern geführt. Hersteller und Handel beklagen derzeit einen Mangel an qualifiziertem Personal. Um dem entgegenzuwirken, hat das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gemeinsam mit dem Caravaning Industrie Verband e.V. im Rahmen einer Neuordnung des Ausbildungsberufs „Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker“ eine neue Fachrichtung für den Ausbildungsberuf „Caravan und Reisemobiltechnik“ entwickelt. Seit Mai 2023 können Händler und Hersteller Ausbildungsverträge für die dreieinhalb Jahre dauernde Ausbildung abschließen.

Der Boom insbesondere bei Wohnmobilen bringt allerdings nicht allen ungetrübte Freude. Die Urlauber beklagen, dass Camping- und Stellplätze überfüllt seien, das Ausweichen auf öffentlichen Parkraum von vielen Gemeinden unterbunden werde und die Freiheit des Campens nicht mehr gegeben sei. In vielen Städten konkurrieren Pkw-Fahrer mit Wohnmobilen zudem um Parkplätze. Ein Ende des Trends ist dennoch nicht absehbar.


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