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Medizingeschichte

Cholera bis Corona

Die Ärztin Helga Tödt zeichnet in „Mikrobenjäger“ die Biografien von Wissenschaftlern nach, die Meilensteine in der Forschung gesetzt haben

Dagmar Jestrzemski
04.12.2023

Es ist gut möglich, dass das Interesse der Menschen an Epidemien, der Ursache ihrer Ausbrüche und ihrer Bekämpfung seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie zugenommen hat. Das dürfte dem brillanten Werk „Mikrobenjäger. Forscherporträts aus sechs Jahrhunderten“ von Helga Tödt zugutekommen. Die 1946 geborene Autorin war beruflich als Fachärztin tätig und hat mehrere Biografien sowie historische Lebensbilder veröffentlicht.

In diesem Buch werden 23 Forscher und Forscherinnen vorgestellt, die großenteils auch Ärzte waren und sich dem Kampf gegen Pest, Pocken und Cholera, Lepra, Diphtherie, Syphilis, Tuberkulose, AIDS und Corona verschrieben hatten und haben. In elf, jeweils eine Epidemie beleuchtenden Einzelkapiteln werden 23 bekannte und wenig bekannte Forscher und Forscherinnen vorgestellt. Vorangestellt ist jedem Kapitel ein medizin- und kulturhistorischer Überblick zur jeweiligen Epidemie, angefangen mit der Pest, der „Urkatastrophe unter den Seuchen“. Es folgen Portraits von Paracelsus (1493–1541), der auch als Pestarzt tätig war, und Daniel Sennert (1572–1637), dem Pestarzt von Wittenberg. Das Kapitel „Die Cholera erobert im 19. Jahrhundert Europa“ widmet sich John Snow (1813–1858), der die Cholera in London bekämpfte, und Robert Koch (1843–1910), dem Landarzt und Bakteriologen.

Der deutsche Zoologe und Protozoenforscher Fritz Richard Schaudinn (1871–1906) entdeckte 1905 zusammen mit dem Dermatologen Erich Hoffmann den Syphiliserreger Spirochaeta pallida. Verbunden mit der Bekämpfung der Syphilis ist auch die Entdeckung des Penicillins. Jahrhundertelang war die Tuberkulose eine unbesiegte Volkskrankheit, die sich seit dem 17. Jahrhundert immer weiter ausbreitete. In diesem Kapitel wird die verdienstvolle Arbeit von Peter Dettweiler (1837–1903), Robert Koch (1843–1910) und Lydia Rabinowitsch-Kempner (1871–1935) gewürdigt.

Tödt erzählt spannende Geschichten, die über die Forscherpersönlichkeiten, ihre Erfolge und Misserfolge hinaus zahlreiche Entwicklungen einbeziehen wie den Wettstreit um den besseren Polioimpfstoff, die Anfänge der Pharmaindustrie, Behandlungen in den Heilanstalten und die Streitigkeiten um die Entdeckung von HIV. Besonders hervorzuheben ist die reiche und interessante Bebilderung. So sieht man auf einem Foto von 1918, wie ein Trambahnschaffner einen Fahrgast ohne Gesichtsmaske abweist – eine Situation, die uns einigermaßen bekannt vorkommt.


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