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Musik

Chopins weibliches Gegenstück

Ein „musikalischer Vulkan“ aus Polen – Die Komponistin und Pianistin Maria Szymanowska

Jolanta Lada-Zielke
16.12.2024

„Da Sie zu den Gelehrten gehören, die alles forschen, was mit Vulcanen zu tun hat, empfehle ich Ihnen einen weiblichen Vulcan, der alles verbrennt, was ihm auf seinem Weg begegnet“ – so stellte Johann Wolfgang Goethe die polnische Pianistin und Komponistin Maria Szymanowska in einem Empfehlungsschreiben an Alexander von Humboldt vor, der bei der Organisation ihrer Konzerte in Paris im Frühjahr 1824 helfen sollte. Auch wenn die Worte des Dichters bedrohlich klangen, waren sie ein großes Kompliment für diese Frau, deren Temperament sich in der Musik ausdrückte. Unter dem Titel „Der ,weibliche Vulcan'“ ist die ins Deutsche übersetzte Biographie der Künstlerin von der polnischen Musikwissenschaftlerin Danuta Gwizdalanka erschienen.

Maria Szymanowska (1789–1831), geborene Wołowska, ging einen künstlerischen Weg, wie Fanny Mendelssohn-Hensel (1805–1847), Clara Schumann (1840–1856) und Emilie Zumsteeg (1796–1857). Im Gegensatz zu ihnen stammte die Polin weder aus einer Musikerfamilie – ihr Vater war ein Warschauer Bierbrauer – noch war sie mit einem Musiker verheiratet. Sie lernte das Klavierspiel in ihrem Familienhaus in Warschau und zeigte schon als Kind ihr großes Talent.

Als 30-Jährige entschied sie, sich einer pianistischen Karriere zu widmen. Damals musizierten Frauen nur zu Hause, öffentliche Auftritte und Konzertreisen waren für sie undenkbar. Szymanowska hatte die Ausrede, dass sie nach der Scheidung den Unterhalt ihrer drei Kinder verdienen müsse. Tatsächlich lebten sie bei ihrem Vater und seinen Eltern im Wohlstand, aber das Publikum reagierte auf solche Erklärung mit Verständnis.

Die Künstlerin nahm Klavierunterricht bei Franz Xaver Mozart, dem Sohn von Wolfgang Amadeus, in Dresden. Im Jahr 1822 trat sie in Moskau und St. Petersburg auf. Ihr Erfolg war so groß, dass ihr die russischen Zarinnen den Titel „Erste Hofpianistin Ihrer Majestät“ verliehen. Zwischen 1823 und 1827 gab sie Konzerte in Deutschland, England, Frankreich, der Schweiz, Italien und Russland.

Als Komponistin erlangte Szymanowska die Anerkennung von Robert Schumann. 1836 äußerte er sich mit Lob über ihre Etüden in den Gesammelten Schriften über Musik und Musiker. Szymanowska schrieb vor allem Klavierminiaturen und Lieder, in denen sie salonhafte Leichtigkeit mit romantischem Ausdruck verband. 1819 und 1820 veröffentlichte der Verlag Breitkopf & Härtel ihre Werke.

Gwizdalanka greift die Geschichte der legendären Freundschaft der polnischen Pianistin mit Goethe auf. Die beiden lernten sich im Sommer 1823 in Marienbad kennen. Die Faszination für Szymanowska half dem 74-jährigen Dichter, sich nach dem Liebeskummer wegen Ulrike von Levetzow zu erholen.

Aus dem Buch geht nicht hervor, dass Szymanowskas Bekanntschaft mit dem Dichter einen intimen Charakter hatte, obwohl sie sich gegenseitig künstlerisch inspirierten. Goethe widmete der polnischen Pianistin das Gedicht Aussöhnung, das seine Trilogie der Leidenschaft von 1827 abschließt.

Danuta Gwizdalanka: Der „weibliche Vulcan“, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023, Paperback, 176 Seiten, 19.80 Euro


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Kommentare

Torsten Stein am 16.12.24, 12:16 Uhr

Ein sehr interssanter Artikel, wobei das Geburts- und Sterbedatum von Clara Schumann sicher aus Versehen inkorrekt sind.

Beste Grüße

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