27.03.2025

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Stadtgeschichte

Comics gab es schon damals

Das Katharinenkloster in Stralsund gibt mittelalterliche Geheimnisse preis

Brigitte Stramm
22.02.2025

Die Hansestadt Stralsund ist immer für eine Überraschung gut. Im Katharinenkloster, dem derzeit im Umbau befindlichen Haupthaus des Stralsund Museums, wird im Rahmen umfassender Restaurierungsarbeiten ein über mehrere Wände fortgeführtes mittelalterliches Bildprogramm konserviert. Diese Malereien liegen vielfach unter einem kompakten Paket aus bis zu 20 Farbschichten. An einigen Fragmenten im westlichen Kreuzgang lässt sich die farbenfrohe Gestaltung aus dem beginnenden 16. Jahrhundert gut erahnen.

Bei einem Rundgang fiel angesichts der figürlichen christlichen Motive, ausgehend von einer in dem großen Saal dargestellten Einhornjagd, der Begriff des mittelalterlichen Comics. Einige dieser bau- und kunsthistorisch besonders wertvollen Bereiche werden derzeit aufbereitet und mit Wiedereröffnung des Stralsund Museums im Jahr 2026 für die Besucher erlebbar. Weitere mittelalterliche Malereien finden sich an den Deckengewölben des großen Saales und des ehemaligen Kapitelsaals. Diese werden ebenfalls gesichert und aufbereitet.

Zur mittelalterlichen Nutzungsgeschichte des Klosters lässt sich ebenfalls einiges lernen, da auch inzwischen zugemauerte Durchgänge sichtbar werden. Das Katharinenkloster entwickelte sich damals in der jungen aufstrebenden Hansestadt Stralsund zu einer der bedeutendsten Niederlassungen des Dominikanerordens im gesamten Ostseeraum. In seinem großen Saal, auch Remter genannt, wurden zwischen 1315 und 1509 fünf Provinzkapitel abgehalten. Zu diesen Treffen kamen mehrere hundert Mönchen aus der bis nach Sachsen reichenden Ordensprovinz.

Dieser beeindruckende dreischiffige Saal wird mit Ende des Umbaus und der Restaurierung ein Höhepunkt im Rahmen des Museumsbesuchs sein.

Nach der Reformation waren im Kloster Schulen und ein Waisenhaus untergebracht. Einer der Schüler war Ernst Moritz Arndt. Seit 1924 dient das Haus der musealen Nutzung. Heute sind hier die beiden bedeutendsten Museen der Stadt untergebracht.


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Kommentare

Kersti Wolnow am 26.02.25, 07:25 Uhr

Wie gut kann ich mich an die sonntäglichen Spaziergänge in der Altstadt von Stralsund mit meinem Vater erinnern, der ein großer Liebhaber alter Bauten war und der diese Neigung bei mir wohl früh entwickelt hat. Er, Direktor von Robotron für die 3 Nordbezirke der DDR, sprach oft mit den Oberbürgermeistern der Stadt zwecks Restaurierung der Altstadt, aber er stieß auf taube Ohren. Dafür sei kein Geld da, aber für die Satellitenbezirke, in die man die Einwohner ausgelagert hatte, die vollgeknallt wurden mit sterilen Neubauten, von denen wir selber eins in Knieper West bewohnten. Es entsteht der Eindruck, daß Sozialisten aller Art mit Inbrunst Historisches zerstören, aber nichts Neues mit Ästhetik und Geschmack entstehen lassen können. Ich freue mich über die gelungene Wiederherstellung der historischen Stralsunder Innenstadt und schüttele den Kopf über das Hinklecksen der "Klorolle" im historischen Hafenviertel und die häßliche Rügenbrücke.
Den historischen Rathausplatz meiner Heimatstadt Plauen, in der ich die ersten 9 Jahre verbrachte, prangt heute ein neuer pottenhäßlicher Brunnen mit Strichmännchen. Ich dachte 1990, die Zeit des Sozialismus sei vorbei, aber leider erleben wir gerade eine neue Variante davon.

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