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Der Wochenrückblick

Da kippt etwas

Wovon die Habeck-Partei so überrascht ist, und wie sie erst richtig Gas gibt

Hans Heckel
25.03.2023

Dass ich meine Grundsteuererklärung fristgerecht abgegeben habe, hat das zuständige Finanzamt zunächst gar nicht mitbekommen. Also erreichte mich zunächst eine „Erinnerung“. Drei Tage später indes flatterte doch noch die Bestätigung ein, dass ich die Erklärung sehr wohl abgegeben hatte – in einem Anschreiben voller Zahlen, die ich nicht im Mindesten verstanden habe.

Böse Zungen behaupten ja, die Bürokraten gestalteten ihre Erläuterungen mit Absicht so kompliziert, damit wir Normalbürger da nicht durchblicken können. Wissen ist bekanntlich Macht, und die teilt man nur ungern. Sollte dem so sein, dann haben es die Machthaber in den Amtsstuben und verantwortlichen Regierungsparteien möglicherweise zu weit getrieben. So weit nämlich, dass sie sich in dem Labyrinth, in dem sich eigentlich nur wir Normaldeutschen verlaufen sollen, mittlerweile selbst verirren.

Sollte nicht passieren, ist es aber: Der Staatsbetrieb Sachsenforst (SBS) hat es tatsächlich nicht geschafft, die Grundsteuererklärung für seine 33.000 Liegenschaften bis zum 31. Januar abzuliefern, wie aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der AfD im sächsischen Landtag hervorgeht. Herr über den Laden ist der grüne Umweltminister Wolfram Günther. Dessen Ministerium lamentiert über die „enorme Herausforderung“ wegen des „Volumens“ und der „Differenziertheit“ des von der SBS verwalteten Grundvermögens. Allerdings wusste der Staatsbetrieb bereits seit 2021 über die Reform der Grundsteuer Bescheid, hatte also jede Menge Zeit, um die „Herausforderung“ zu stemmen.

Die freie Wirtschaft klagt seit Jahren über die wachsenden Bürokratielasten, welche ihnen eine ausufernde Staatsbürokratie aufbürdet. Nun also ist das Gestrüpp der staatlichen Regelungen so komplex und unentwirrbar herangewachsen, dass sich die Staatsbürokratie darin selber nicht mehr zurechtfindet. Zumindest nicht fristgerecht. Man könnte es den Kipppunkt des Amtsschimmel-Unwesens nennen: Das Viech scheitert ab jetzt an seinen eigenen Hervorbringungen.

Ein heikler Kipppunkt hat auch die Grünen ereilt. Es flutscht nicht mehr so. Die Berliner Wiederholungswahl und ihre Folgen hat es ebenso gezeigt wie die mit großer medialer Aufmerksamkeit quittierte jüngste INSA-Umfrage, nach der die Grünen hinter die AfD gerutscht sind – 15 zu 16 Prozent. Wie konnte das passieren, trotz der mächtigen grünen Hilfstruppen in allen erdenklichen Institutionen des Landes?

Mindestens zwanzig Jahre lang galt es unter allen etablierten Parteien doch als schick, möglichst nahe bei den Grünen zu sein! Was immer die vermeintliche Ökopartei zum großen Thema erklärte, das wurde auch eines – und alle anderen hechelten hinterher, selbst Union und FDP.

Die Hechelei hatte freilich Folgen – für das Land, für die übrigen Parteien, und schließlich für die Grünen selbst. Das Land kommt immer mehr Leuten vor wie ein ideologisches, zunehmend funktionsuntüchtiges Irrenhaus, die übrigen Parteien verblassten zusehends und die Grünen haben sich daran gewöhnt, nur noch mit sich selbst zu sprechen. Der gesamten Außenwelt begegneten sie mit dauerbelehrender Herablassung. Warum mit den anderen überhaupt reden, wenn die einem über kurz oder lang sowieso hinterherlaufen?

Sie trauen ihren Augen nicht

So allerdings vergruben sich die Grünen – ohne es zu merken – immer tiefer in ihrem ideologischen Morast, in dem Wunsch und Wirklichkeit zu einem scheinbar unauflöslichen Ganzen verschmolzen. Wenn es Widerspruch gab, konnte der nur von moralisch minderwertigen oder charakterlich niederträchtigen Gestalten ausgehen, die als „Rechte“, als gefährliche Abweichler zu entlarven waren. Oder von Dummbatzen, denen man die einzige Wahrheit noch mal erklären musste. „Die Menschen mitnehmen“ heißt das dann im Jargon der Polit-Therapeuten.

Aber wie gesagt: Plötzlich läuft das nicht mehr so. Was im Februar in Berlin passiert ist, markiert die Wende: Erst geht die Wahl verloren und dann wollen die Sozen mit der CDU gehen – aus ist's mit „schick“. Die Hauptstadt-Grünen haben den Schock noch nicht einmal im Ansatz verdaut.

Diejenigen, die schon etwas klarer denken, stecken den Kopf aus dem Morast und trauen ihren Augen nicht, was sich da um sie herum zusammengebraut hat: Der Sozialverband kritisiert Robert Habecks Heizungspläne als „Harakiri für Ärmere“, die Naturschutzverbände schlagen die Hände über dem Kopf zusammen angesichts der Landschaftsverwüstung im Namen der „Energiewende“, und die einst so freundlich folgsamen Gewerkschafter reiben sich den Schlaf aus den Augen und beklagen zunehmend öffentlich die Entindustrialisierung der Republik, die mutmaßlich auch irgendetwas mit grüner Energiepolitik zu hat. Sogar die bislang so handzahme FDP wagt einen Piepser und sagt freundliche Worte über die Kernenergie. Von der anderen Seite schicken sich die von den Grünen selbst gezüchteten Klima-Extremisten an, eine eigene Partei zu gründen. Von wem die sich wohl die Wähler holen wird?

Es ist ernst, doch so ohne Weiteres lässt sich die zu gewaltiger Größe angewachsene grüne Machtmaschine nicht ins Wanken bringen. Zurückweichen kommt nicht infrage – vorwärts immer, rückwärts nimmer! Da gilt es eben, den Pöbel noch rigider an die Kandare zu nehmen. Die Antonio-Amadeu-Stiftung, gegründet von der Ex-Stasi-Agentin Anetta Kahane und finanziell gefördert vom Bundesfamilienministerium der Grünen Lisa Paus, gibt die Richtung vor. Die Stiftung hat eine Stelle geschaffen, bei der antifeministische Umtriebe gemeldet werden sollen. Dazu zählt bereits bloße Kritik an der Gendersprache, wie sie mehr als 500 Sprach- und Literaturwissenschaftler in einem gemeinsamen Aufruf geäußert haben.

Das Prinzip dieser Meldestelle ließe sich als Blaupause für eine immer effektivere Bekämpfung abweichender Elemente im Volk verwenden. Müsste nicht auch Kritik an Habecks Heizungsplänen gemeldet werden, um die Aktivitäten der „Heizungsleugner“ angemessen zu denunzieren? Was ist mit den „Verbrenner-Extremisten“, die dreist bezweifeln, dass E-Mobilität beim richtigen „Mindset“ ganz sicher flächendeckend funktionieren wird? Und mit den Tempolimit-Delegitimierern oder den Flugscham-Zersetzern?

Es ist noch sehr viel zu tun, zumal der Widerstand wächst. Mit der Andeutung, bei der Heizungssache Ausnahmen einzuräumen und „Härtefälle“ zu berücksichtigen, will Habeck daher Zeit schinden. Die Leute haben zu früh bemerkt, wohin die grüne Reise geht, in ihr Verderben nämlich, und werden rebellisch. Daher muss man sie zunächst einmal beruhigen, bis sie wieder eingeschlafen sind. Danach geht es mit gleicher Energie und Zähigkeit weiter im Text. Wenn die Deutschen erst scharenweise ihre Häuser verlieren, weil sie die Umrüstung nicht schultern können, wird es für sie zu spät sein. Pech gehabt!


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Kommentare

Hubert Holzner am 28.03.23, 11:23 Uhr

Sie haben uns gekapert, in gut 20 Jahren haben sie die wichtigen Positionen in den Massenmedien, den meisten Lehrstühlen an Universitäten, Lehrerkollegien, Pfarrämtern, öffentlichen Verwaltungen und teilweise sogar Verbänden von Industrie und Handwerk erobert. Ständige Steilpassgeberin für diesen Eroberungszug war die furchtbarste Abrissbirne Deutschlands, die man sich vorstellen kann, Kanzlerin Merkel. Viel zu wenige haben diese gefährliche Machtübernahme bemerkt. Gefährlich deshalb, weil sich Öko-, Links- und ähnliche Totalitaristen unter den Propagandatrommeln der geneigten Medien "demokratisch" wählen lassen. Sind sie aber erst an der Macht, sorgt der Linkstotalitarist raffinert dafür, dass er nicht mehr abgwählt werden kann. Kurzum: Die Situation für Deutschland und seine anständigen Bürger ist mehr als bescheiden.

Frauke Lebensfreude am 25.03.23, 10:23 Uhr

Der Mensch in seiner ganzen Dummheit
Denkt leider nur mehr fünf Minuten weit
Er lässt sich gedankenlos führen, leiten
Bergreift nicht seines Handelns Weiten
Lässt sich blenden und betören
Sich in seiner Einfalt so gar nicht stören
Er setzt auf Quoten und auf Schein
Unschuldig im Herzen, gut, klar und rein
Er denkt nicht klar mehr an das Morgen
Macht sich jedoch um die Zukunft Sorgen
Tanzt im Kreis zwischen Wahn und Realität herum
Buckelt sich für Ideologien den Rücken krumm
Untertänigkeit und Gehorsam zeichnen ihn aus
Selber denken scheint es, ist ihm ein Graus
Was soll nur werden in der geschlossen Achterbahn
Wo Keiner mehr gewillt gerade aus zu schauen
PTW

Die Kunst der Politik besteht darin, die Masse so über den Tisch zu ziehen, dass sie die Reibungshitze als wohlige Wärme empfindet

Ulrich Bohl am 25.03.23, 09:53 Uhr

Zu dem Artikel der die Lage in Deutschland exakt be-
schreibt ein Zitat von Friedrich Dürrenmatt:
„Nur im Irrenhaus sind wir noch frei. Nur im Irrenhaus durfen wir noch denken. In der Freiheit sind unsere Gedanken Sprengstoff.“

Kersti Wolnow am 25.03.23, 07:07 Uhr

Das Land kommt immer mehr Leuten vor wie ein ideologisches, zunehmend funktionsuntüchtiges Irrenhaus.

Mehr braucht man nicht zu sagen. Hier stimmt nichts mehr, nicht die deutsche Geschichte, die Familie, die Sprache, die Rechtschreibung und ab morgen auch nicht die Uhrzeit. Man hat sich in die innere Emigration zurückgezogen und wartet, daß sich im Laufe der Zeit ein intelligenter Mensch in der Politik findet, der wieder normale Zustände schafft. Viel Hoffnung habe ich nicht, zu lange regieren die Irren.

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