Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Das Rittergut Koseeger bei Körlin – Zwischen interessanter Geschichte und Wiederaufbauversuch
Wer auf der Provinzstraße 112 zwischen Köslin und Plathe unterwegs ist, streift auch Körlin, gelegen im ehemaligen Kreis Fürstenthum Cammin. Nur wenige Kilometer südwestlich dieser Stadt liegt das ehemalige Rittergut Koseeger – einst auch in alten Urkunden als „Koseghe“ oder „Kuhsege“ sowie „Coseeger“ bezeichnet. Obgleich zunächst nur ein alter Getreidespeicher aus Backstein und Fachwerk am Straßenrand unsere Aufmerksamkeit erregt, so ist das Erstaunen schon bald groß, wenn man sich auf das Abenteuer einlässt und eine alte Zuwegung rechter Hand nimmt: Leider ist das Herrenhaus, welches mit seinen ebenfalls aus Backsteinen errichteten Nebengebäuden eine geschlossene rechteckige Hofanlage von vielleicht 150 Metern Länge und 50 Metern Breite bildet, derzeit nur von außen zu besichtigen.
Wenn man den kursierenden Angaben jedoch glauben mag, beträgt die Nutzfläche des Herrenhauses, welches man nur von der Parkseite streifen kann, alleine 7800 Quadratmetern auf insgesamt drei Etagen. Festzuhalten ist ferner, dass die einst direkt von der ehemaligen Heerstraße auf das Herrenhaus zuführende Allee schon seit ewigen Zeiten nicht mehr als Zuwegung genutzt wurde.
Bekannte Namen
Rückblick: Nachdem der Ort zunächst zu den fürstbischöflichen Tafelgütern gehörte, war es später über mehrere Jahrhunderte im Eigentum derer von Podewils. Wie Mallnow soll es spätestens Anfang des 16. Jahrhunderts in deren Besitz gewesen sein. Eine der letzten Podewils war Hedwig, durch Heirat eine Gräfin Paninska. Sie setzte, so können wir es alten Unterlagen entnehmen, auf Koseeger ab 1898 für mehrere Jahrzehnte den Generalbevollmächtigten Freiherrn von Bibra ein.
Zu jener Zeit muss es bereits neben dem eher schlichten Herrenhaus den südlichen imposanten Anbau gegeben haben, der in seiner Formsprache bei seinen Kreuzgängen, Türmen und Balkonen Anleihen bei der Tudorgotik nimmt. Obgleich der vom Putz befreite Backstein derzeit den Widrigkeiten der Witterung ausgesetzt ist, so wirkt die Fassade mit ihren Bögen und Zinnen sowie zwei leider kopflos gewordenen Rittern bis heute so romantisch wie das Abbild einer Burg.
Zum Rittergut gehörten einst 748 Hektar Land. Neben der Saatguterzeugung von Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchten erlangte das Rittergut auch einen guten Ruf durch seine Tierzucht. Auf den Stammbullenschauen der Pommerschen Herdbuchgesellschaft (P.H.G.) machte sich der Bulle „Dagobert“ einen Namen. Er war 1931 und 1932 Sieger unter den bewährten Altbullen.
Tragisches Ende
Nach dem Tod der Gräfin in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ging das Rittergut durch Erbschaft in den Besitz von Dr. jur. Carl von Waldow über. Allerdings währte die Zeit, die ihm auf Koseeger blieb, nur etwas über ein Jahrzehnt. Als am 4. März 1945 die Sowjetarmee den Ort besetzte, erschoss der Rittergutbesitzer erst sein Pferd, dann seine Frau Hedwig, geborene von Puttkamer, und schließlich sich selbst. Auch der mit ihm verwandte Otto von Alvensleben, welcher zu dieser Zeit wegen einer Konfirmation auf dem Gutshof weilte, beging an diesem Tag Selbstmord. Er war zwischen 1941 und 1943 Chef der Kriegsmarinedienststelle Stettin und ab 1944 in der Führerreserve.
Ende des Zweiten Weltkriegs Nutzung als Lazarett. Nach dem Ende des Krieges soll das Rittergut noch über zehn Jahre als sowjetischer Stützpunkt gedient haben. Die zum Gutsbetrieb eingesetzten Deutschen wurden mit Übernahme des Gutes durch eine polnische Verwaltung ausgewiesen. Heute zeugen Einrüstungen am bereits erwähnten repräsentativen Südflügel von Sicherungen des Gebäudebestandes und Sanierungsbestrebungen.
Wie aus verschiedenen Unterlagen zu entnehmen ist, hatten nach dem langjährigen Verfall der Anlage die Brüder Bogdan und Zdislaw Andziak die Gebäude des ehemaligen Rittergutes übernommen, um diese wieder instand zu setzen. Beide betreiben eine Firma, die mit Maschinen handelt und diese auch repariert. Sie haben zudem bereits Erfahrungen bei der Sanierung der etwa 60 Kilometer südlich gelegenen Anlage von Schloss Heinrichsdorf sammeln können. Allerdings scheinen die Bemühungen in den letzten fünf Jahren bei Koseeger zum Erliegen gekommen zu sein.
Wiederaufbau bisher nicht geglückt
Den schönsten Blick auf das ehemalige Rittergut hat man vielleicht, wenn man vom Herrenhaus zum alten Getreidespeicher geht. Die Größe der sich anschließenden Parkanlage mit seinen Nadel- und Laubbäumen ist heute nur noch schwer abschätzbar. Sie wird vom Mühlgraben, welcher schon mit seinem Namen auf den ehemaligen Mühlenhof verweist und ein Nebenarm der Persante ist, durchzogen.
So bleibt nur zu hoffen, dass diese Gutsanlage schon bald wieder in neuem Glanz erstrahlt.
sitra achra am 22.01.24, 19:14 Uhr
Vielen Dank für diesen Artikel. Ein Traum aus einer vergangenen, halbwegs harmonischen Zeit.