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Nahe der innerostpreußischen Grenze finden in Müngen/Lichtenfeld Probebohrungen statt
Ein ungewohnter Anblick bietet sich seit Februar dieses Jahres den Einwohnern der Dörfer in der Gemeinde Lichtenfeld [Lelkowo], wenige Kilometer von der innerostpreußischen Grenze entfernt. Quasi mitten auf den Feldern und weithin sichtbar steht ein Bohrturm zur Förderung von Erdöl oder Gas. Noch ist nicht sicher, wie viele Rohstoffe in der Region wirklich zu finden sind, doch einige Menschen sehen sich schon in das texanische Dallas versetzt und warten darauf, dass J.R. Ewing aus der Fernsehserie mit seinem typischen Hut auftaucht.
Ob es wirklich so weit kommt, oder ob die Einwohner unter anderem von Arnstein, Tiefensee und Müngen in diesem Punkt enttäuscht werden, prüft gerade der polnische staatliche Energieversorger PGNiG, der sich mit der Suche nach Erdöl und Erdgas befasst, beziehungsweise dessen Mutterkonzern PKN Orlen. Bevor die große Euphorie im Kreis Braunsberg ausbricht, gibt es noch einige Erdschichten zu analysieren, um mögliche und möglichst umfangreiche Rohstofflagerstätten zu finden.
Vom Schiefer zum Sand
Begonnen hatte alles 2010 mit dem Boom von Schiefergas in der Republik Polen. Die hitzigen Diskussionen um das Fracking zur Förderung des Gases blieben den Einwohnern des südlichen Ostpreußen damals erspart. Denn obwohl die PGNiG mit einer Konzession für die Region Landsberg fünf Probebohrungen im Kreis Lichtenfeld niedergebracht hatte, zeigte sich nach den geologischen Analysen, dass hier weniger Gas vorkommt als gedacht und sich eine Förderung wegen der niedrigen Erdölpreise nicht lohnt. Mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und den darauffolgenden Sanktionen hat sich jedoch einiges geändert. Jede Möglichkeit einer Unabhängigkeit von russischem Gas wird in Erwägung gezogen.
Auf der Basis früher durchgeführter seismischer Forschungen und Daten der bisherigen Bohrungen wurde eine Probebohrung in Tiefensee, genauer in Müngen [Miłaki] projektiert. Die Planungen dafür begannen vor einem Jahr, im April 2022. Seit Februar 2023 steht der Bohrturm. Diesmal geht es jedoch nicht um schiefer- und dadurch gashaltige Schichten, sondern um die Erkundung der Quarzitsande des mittleren Kambriums, um die Möglichkeit des Auftretens und der Gewinnung von Erdöl oder Gas zu bestätigen.
Chancen auf Aufschwung
Die einleitenden Forschungen lassen auf das Vorhandensein einer geologischen Struktur schließen, die ein Vorkommen der gesuchten Rohstoffe vermuten lässt. Der Schacht Müngen-1K wird 2770 Meter lang gebohrt, bei einer geplanten Tiefe von 2650 Metern; er wird also ab einer gewissen Tiefe von der Senkrechten abweichen. Danach wird getestet, wie viele Rohstoffe vorliegen, ob sie abgebaut werden können und ob sich das lohnt, und anschließend über eine weitere Bohrung entschieden.
Zwischen Hoffen und Bangen sind die Einwohner der Gemeinde Lichtenfeld. Zwar stehen ihr nach dem Gesetz für Geologie und Bergbau für die Förderung von Kohlenwasserstoffen 60 Prozent der Einnahmen zu, was bei einem Erfolg der jetzigen Bohrungen viel Geld bedeuten würde, und auch eine Modernisierung der Straßen und mehr Arbeitsplätze bei einer größeren Investition würden ihr zugute kommen. Andererseits ist Lichtenfeld landwirtschaftlich strukturiert, es gibt Befürchtungen, dass die Arbeiten die Böden und das Grundwasser kontaminieren. In diesem Punkt gibt es beruhigende Signale von Seiten des Investors.
Zwischen Hoffen und Bangen
Darüber hinaus sind vorerst keine weiteren Probebohrungen in der Region geplant; auf Grundlage der Ergebnisse, die nach dem Ende der jetzigen Untersuchungen frühestens Ende Mai zu erwarten sind, fallen weitere Entscheidungen. Sollte es zu Ölbohrungen in größerem Umfang kommen, so ist damit mit allen Investitions- und Verwaltungsprozessen erst in etwa drei Jahren zu rechnen. Vorher wird J.R. Ewing also sicher nicht im Kreis Lichtenfeld vorbeischauen.
Ralf Pöhling am 23.04.23, 19:15 Uhr
Texas und Preußen ergeben eine wunderbare Mischung. :-)