Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Von der Botenbeförderung zu Fuß oder per Ross zum weit verzweigten Netz in der gesamten Provinz
Die 1283 gegründete Stadt Königsberg war von Anfang an in das Botenpostnetz des Deutschen Ordens eingebunden: Speziell beauftragte Ordensbrüder verteilten die Nachrichten zu Fuß in ganz Europa. Das hatte allerdings auch seinen Preis. So kostete die Übermittlung einer Depesche von Königsberg nach Rom sagenhafte 20 Golddukaten – das entspräche heute fast 5000 Euro.
Im Zuge der Umwandlung des Ordensstaates in Ostpreußen in ein weltliches Herzogtum entstand 1525 die Ämter- und Schulzenpost mit einer Zentrale im Königsberger Schloss. Auch zu dieser Zeit benutzten die Postboten noch keine Pferde. Das änderte sich erst 1616, als der oberste Berliner Boten- und Postmeister Christoph Frischmann eine Reitpostlinie zwischen Berlin und Königsberg einrichten ließ. Nach der Gründung der brandenburgischen Staatspost durch ein Dekret des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm vom 21. April 1646 kamen weitere Linien hinzu. Die längste führte ab 1649 über 1500 Kilometer von Kleve am Niederrhein nach Memel in Ostpreußen und tangierte dabei auch das Hofpostamt in Königsberg.
Von Kleve bis nach Memel
Ab 1670 existierten darüber hinaus Fahrpostlinien, auf denen nun zusätzlich Personen, Geld und Pakete befördert wurden. Für die rund 565 Kilometer lange Reise von Berlin nach Königsberg benötigten die Postkutschen damals zwölf Tage.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verfügte der Königsberger Postmeister über vier Unterstellte, während die Stadt im Zentrum eines Netzes von sieben Postlinien lag, auf denen Kutschen oder Reiter unterwegs waren. Das freilich genügte den preußischen Königen Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. noch nicht. Deswegen verfügten sie den weiteren Ausbau des Postwesens in Ostpreußen. Der Soldatenkönig meinte hierzu 1723 im Geheimen Staatsrat, die Post sei „gleichsam das Oel von die ganze Staatsmaschine“.
Derselben Ansicht war wohl auch die russische Zarin Elisabeth. Denn sie sorgte anlässlich der zeitweiligen Besetzung Königsbergs durch ihre Truppen während des Siebenjährigen Krieges für einen Weiterbetrieb des dortigen königlich-preußischen Hofpostamtes als Russisches Kaiserliches Hofpostamt.
Als Friedrich der Große im August 1786 starb, existierten in Preußen mehr als 1500 Postämter und -anstalten sowie vier Oberpostämter, von denen sich eines in Königsberg befand. Danach dauerte es bis zum September 1849, ehe König Friedrich Wilhelm IV. das preußische Postwesen grundlegend neu organisierte. Nunmehr erhielt jeder preußische Regierungsbezirk eine Oberpostdirektion. Die in Königsberg war für 67 Postämter und -amtsstellen zuständig und stand unter der Leitung des Oberpostdirektors Pieck. Ihr Amtssitz lag zunächst im Hauptpostamt in der Poststraße.
Weil das Reichspostgesetz vom 28. Oktober 1871 eine private Beförderung von Briefen und Zeitungen innerhalb der Ortsgrenzen erlaubte, war ab September 1894 in Königsberg die Privat-Post „Hansa“ aktiv, die bald um die 2,5 Millionen Sendungen pro Jahr beförderte und über 165 Briefkästen im Stadtgebiet verfügte – also 25 mehr, als die Reichspost installiert hatte. Auf Druck der Letzteren wurden die Privatposten dann aber durch ein Gesetz vom 20. Dezember 1899 verboten, wodurch die „Hansa“ ihren Dienst zum 31. März 1900 einstellen musste.
Allerdings kam es 17 Jahre später nochmals zur Etablierung einer Privatpost: Königsberger Schüler begannen heimlich Briefe zwischen den im Hafen liegenden Schiffen, für deren Besatzungen aus militärischen Gründen Korrespondenzverbot herrschte, und Adressen innerhalb der Stadt hin und her zu befördern. Daraus entwickelte sich ein lebhafter Postverkehr, der bis 1923 andauerte, wobei die Schüler erhebliche Umsätze erzielten und 287 verschiedene Briefmarken kreierten.
Königsberger Schüler betrieben heimlich eine Privatpost
Im Jahre 1916 wurde in Königsberg auch ein staatliches Postscheckamt eröffnet, das Anfang 1926 sein eigenes Gebäude am Deutschordensring erhielt. Außerdem entstand bis 1924 der neue Sitz der Oberpostdirektion in der Brahmsstraße/Ecke Hansaring. Diese Dienststelle mutierte 1934 zur Reichspostdirektion Königsberg. Deren Auflösung erfolgte am 27. Januar 1945 durch eine formelle Weisung des letzten Direktors Walter Pietsch.
Bis zum Beginn des Endkampfes um Königsberg am 6. April 1945 befand sich der Gefechtsstand des Festungskommandanten, General der Infanterie Otto Lasch, im Gebäude der Reichspostdirektion. Dieses überstand die Schlacht und dient heute als Hauptquartier des Stabes der Baltischen Flotte Russlands. Ebenfalls erhalten blieb das Postscheckamt, in dem jetzt der Energiekonzern Jantar Energo residiert. Dahingegen erlitt das Hauptpostamt erhebliche Kriegsschäden und wurde 1960 gesprengt.
Die letzten Sendungen der deutschen Reichspost erreichten ihre Empfänger in Königsberg Anfang April 1945. Ein Jahr später kam es dann unter sowjetischer Herrschaft zu einer Wiederaufnahme des Briefverkehrs mit den Besatzungszonen im Westen, wobei bis in den Januar 1947 hinein auch noch alte deutsche Stempel verwendet wurden. Dann endete die 664-jährige Geschichte des Königsberger Postwesens endgültig.