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USA

Das Attentat auf Trump wird zum „Todesschuss für Biden“

Nach dem vergangenen Sonntag scheint die US-Präsidentenwahl entschieden. Um so schlimmer, dass die deutsche Politik darauf nicht vorbereitet ist

René Nehring
17.07.2024

Was für ein Bild! Als in den frühen Stunden des vergangenen Sonntags die Nachricht vom Attentat auf Donald Trump durch die Medien lief, sorgte vor allem ein Foto für Furore: der angeschossene ehemalige Präsident und abermalige Präsidentschaftsbewerber der Republikaner am Ohr blutend, von Agenten des Secret Service umringt, aus deren Deckung er sich noch einmal herausreißt, um wildentschlossen die Faust gen Himmel zu recken. Dass an ebenjenem leuchtend blauen Himmel auch noch die Flagge der Vereinigten Staaten wehte, ließ die Kommentatoren – egal, wie sie politisch zu Trump stehen – schnell von einem „ikonischen“ Bild sprechen.

Bilder schreiben Geschichte: Das Foto von dem Sowjetsoldaten etwa, der 1945 über dem Reichstag die Rote Fahne wehte, oder auch die ungefähr zur gleichen Zeit entstandene Aufnahme von einer verstörten Berlinerin, nach der zwei lachende Rotarmisten greifen, erzählen mehr vom Ende des Zweiten Weltkriegs als etliche Artikel und Bücher. Ähnlich verhält es sich mit anderen ikonischen Bildern wie dem Foto von dem „Napalm-Mädchen“ Phan Thi Kim Phuc, deren Haut 1972 bei einem US-amerikanischen Angriff verbrannte, oder wie den wie gemalt wirkenden Fotografien von den Terrorattacken auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001. Auch sie erzählen mehr als andernorts tausend Worte.

Ein Bild entscheidet die Wahl
Die Macht der Bilder gilt um so mehr im Zeitalter der sozialen Medien. Wo Fotos, Memes und Videoclips in Sekunden weltweit millionenfach verbreitet werden und zugleich die Aufnahmefähigkeit für komplexe Inhalte geringer wird, erzeugen sie Grundstimmungen, gegen die mit rationalen Argumenten kaum noch anzukommen ist. Gegenüber dem NDR kommentierte denn auch der sich auf die Wirkung von Bildern historischer Ereignisse spezialisierte Historiker Gerhard Paul: „Ich würde sagen, dieses Bild ist der Todesschuss für Joe Biden. Da kommt er nicht mehr mit. Trump hat sich hier unbewusst als Held der amerikanischen Geschichte inszeniert, als einer, der in schwersten Zeiten seinen Mann steht. Da kommt kein anderes Bild und da kommt keine andere Person mehr ran.“ Unzählige andere Kommentatoren sehen es ähnlich.

Die Wirkung der Bilder vom Trump-Attentat wirken um so stärker, als auf der anderen Seite ein nicht nur körperlich, sondern auch geistig zunehmend schwächelnder US-Präsident Biden steht, der gerade in jüngster Zeit mit etlichen Aussetzern zeigte, dass er dem Amt nicht mehr gewachsen ist. Weshalb denn auch just in den Tagen vor den Schüssen auf Trump immer mehr Anhänger von Bidens Demokratischer Partei den Präsidenten aufgefordert hatten, seine Ambitionen auf eine weitere Amtszeit aufzugeben und einem jüngeren Bewerber Platz zu machen.

Immerhin dieses Problem dürfte Biden nach den Ereignissen vom Sonntag los sein. Angesichts der weltweit einhelligen Meinung der Kommentatoren, dass mit dem Erscheinen des ikonischen Attentatsbildes die Wahl bereits entschieden ist, dürfte sich nun in den Reihen der Demokraten kaum noch ein Bewerber finden, der dem Präsidenten die Kandidatur streitig macht, um anschließend gegen Trump eine Niederlage einzufahren. So wird nun Biden, falls nicht doch noch etwas unvorhersehbares geschehen sollte, in aller Ruhe die Wahl verlieren dürfen. Und jene Unterstützer, die eben noch mit dem Entzug von Wahlkampfspenden gedroht hatten, falls er weitermachen sollte, können nun erst recht ihr Geld bis zur nächsten Wahl zurückhalten.

Unvorbereitet auf das Erwartbare
Es ist also an der Zeit, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika – Donald J. Trump – auch der 47. Präsident seines Landes sein wird. Um so erschreckender, und bezeichnender, dass die deutsche Politik – wie so oft bei absehbaren Ereignissen und Entwicklungen – darauf nicht vorbereitet zu sein scheint. Wie sonst ist es zu erklären, dass sich führende Bundespolitiker sowohl in Berlin als auch in Brüssel seit Jahren am Trump-Bashing beteiligen und offensichtlich nicht einmal auf die Idee kommen zu fragen, wie die Lage aussehen sollte, falls der ihnen verhasste Trump eines Tages doch wieder Präsident des noch immer mächtigsten Landes der Welt sein sollte.

Wie sehr die deutsche Haltung von Wunschdenken geprägt ist, zeigten gerade erst wieder die Reaktionen auf die Friedensmission des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán nach Kiew, Moskau, Peking und Washington. Während sich Außenministerin Baerbock „irritiert“ zeigte und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen gar einen Ungarn-Boykott für ihre Kommissare verhängte, traf sich Orbán in den genannten Hauptstädten wie selbstverständlich nicht nur mit den dortigen Staats- und Regierungschefs, sondern in Washington auch mit Trump.

Man kann für das künftige Gewicht unseres Landes in der Welt nur hoffen, dass die deutsche Politik sich nun von ihren Obsessionen löst und nüchtern der Frage widmet, welche Folgen eine weitere Präsidentschaft Trumps haben könnte. Hilfreich könnte dabei eine unvoreingenommene Analyse seiner ersten Amtszeit sein, in der Trump – zum Beispiel – nicht nur keinen Krieg vom Zaun brach, sondern ausdrücklich auf kriegerische Einsätze verzichtete und entscheidend daran beteiligt war, dass einige muslimische Staaten Frieden mit Israel schlossen. Auch der US-Rückzug aus Afghanistan wurde durch Gespräche mit Vertretern der Taliban während jener Amtszeit eingeläutet.

Fakt ist: Donald Trump ist nicht der Teufel, für den er oft von seinen Kritikern dargestellt wird – so wie er auch nicht der Messias ist, für den ihn viele seiner Anhänger halten. Fakt ist auch, dass es Zeit ist, sich darauf einzustellen, dass Trump schon bald wieder die Geschicke der USA und damit auch der westlichen Welt maßgeblich bestimmen wird.


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Kommentare

Chris Benthe am 17.07.24, 13:50 Uhr

Ich bete und hoffe, dass Trump wieder Präsident wird. Warum ? Nicht etwa, weil ich ein großer Freund des American Way Of Life wäre. Sondern weil ich hoffe, dass die Kriegsgefahr zurückgefahren wird, die Vernunft wieder in die Weltpolitik einkehrt. Und ich hoffe, dass der Wandel in Amerika auch hier Einfluss gewinnt, der den bunten Schwachsinn der woken Zukunftszerstörer endgültig beendet und nachhaltig ächtet.

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