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Vor 70 Jahren starb der Nachfolger Lenins an der Spitze der Kommunistischen Partei der Sowjetunion
Wie viele andere Sowjetpolitiker auch, war der sowjetische Regierungs- und Parteichef Josef Stalin alias Iosseb Bessarionis Dschughaschwili ein starker Trinker. Deshalb litt der am 18. Dezember 1878 in der georgischen Kleinstadt Gori geborene Diktator spätestens seit Anfang der 1950er Jahre an Leberverfettung mit wachsender Tendenz zur Zirrhose. Dazu kamen Arthritis, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche, Schwindelanfälle und zunehmende Zeichen von Gedächtnisverlust. Dennoch wagte es niemand, das Thema der Nachfolge des „Führers“ (Woschd) zur Sprache zu bringen. Zu groß war die Furcht, in einem solchen Fall zum Opfer des Zornes eines rachsüchtigen Mannes im permanenten Verfolgungswahn zu werden, der bereits Millionen Menschenleben auf dem Gewissen hatte und trotz aller gesundheitlichen Beschwerden zu ständig neuen Schlägen gegen tatsächliche oder imaginäre Feinde ausholte. So entmachtete Stalin auf dem XIX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion im Oktober 1952 weitere frühere Weggefährten und verfiel dann kurz darauf in einen wütenden Antisemitismus, weil er glaubte, dass einige prominente jüdische Ärzte das Ziel verfolgten, ihn und andere Kreml-Größen zu ermorden.
Letzte Tage auf der Datscha
Während die Ermittlungen zu dieser angeblichen „Ärzteverschwörung“ noch liefen, traf der Diktator am Abend des 28. Februar 1953 mit den Politbüromitgliedern Georgij Malenkow, Nikolaij Bulganin, Lawrenti Berija und Nikita Chruschtschow zusammen. Bei dem Umtrunk mit reichlich georgischem Wein und Kognak in der Blischnaja Datscha im westlichen Moskauer Stadtteil Kunzewo ging es dann auch um den Stand der Untersuchungen gegen die Mediziner, wobei sich Stalin heftig darüber erregte, dass man aus den Verdächtigen noch keine umfassenden Geständnisse herausgeprügelt hatte. Und dies war dann möglicherweise der Grund für den Schlaganfall, den der 74-Jährige irgendwann am frühen Morgen des 1. März 1953 erlitt.
Weil Stalin deswegen mittags nicht wie gewohnt aufstand, wurden die Wachen vor seinen Gemächern unruhig, unterließen es aber aus Angst vor dem Jähzorn des „Führers“, ohne Aufforderung einzutreten. Erst der Leibwächter Oberstleutnant Losgatschew, der um 22 Uhr in das Esszimmer des Hausherrn ging, um wie üblich die aktuelle Post aus dem Zentralkomitee zu übergeben, entdeckte, dass Stalin nur mit kurzer Pyjamahose und Unterhemd bekleidet zitternd auf dem Boden lag und unfähig war, zu sprechen. Dem folgte aber keine umgehende Notfallbehandlung, sondern ein endloses Hin und Her, bei dem sich die potentiellen Nachfolger des Diktators in Kunzewo die Klinke in die Hand gaben und das weitere Vorgehen diskutierten, während Losgatschew und dessen Vorgesetzter Oberst Starostin die Politbüromitglieder unablässig ersuchten, ärztliche Hilfe anzufordern. Das war jedoch gar nicht so einfach, da mehrere der besten Mediziner der Sowjetunion, die Stalins Gesundheitszustand genau kannten, als angebliche Attentäter in Haft saßen.
Erst am 2. März gegen 7 Uhr morgens standen endlich einige zusammengetrommelte Ärzte unter Professor Lukomski am Krankenbett des Kreml-Chefs und gelangten zu der Erkenntnis, dass dieser eine Gehirnblutung erlitten habe, an der er wahrscheinlich sterben werde. Und so kam es auch. Wie Stalins Tochter Swetlana später mitteilte, richtete der Tyrann am 5. März kurz vor 22 Uhr noch einmal „halb wahnsinnig, halb zornig“ den Blick auf die Anwesenden und erstickte dann qualvoll. Dem Obduktionsprotokoll zufolge war die Arterienverkalkung in Stalins Herz und Hirn überaus weit fortgeschritten. Die Pathologen fanden aber auch Hinweise auf eine akute Magenblutung, woraus das Gerücht erwuchs, dass der todkranke Stalin letztlich von seinem Geheimdienstchef Berija vergiftet worden sei.
Jedenfalls gelang es weder Berija noch der damaligen Nummer 2 im Sowjetstaat, Malenkow, zum alleinigen Nachfolger des „Führers“ aufzusteigen. Vielmehr wurde die UdSSR zunächst von einem kollektiven Leitungsgremium regiert, bis Chruschtschow nach und nach die Macht an sich riss und schließlich die formelle Entstalinisierung einleitete.
Entstalinisierung nach dem Tod
Vorerst gab es aber keinerlei Abstriche an dem ab 1956 heftig kritisierten Personenkult um Stalin. Die öffentliche Trauerfeier für den Diktator am 9. März 1953 zog derart viele Menschen an, dass eine Massenpanik ausbrach, die möglicherweise bis zu 500 Tote forderte. Anschließend kam der Leichnam in das Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau, in dem bereits der 1924 verstorbene Revolutionsführer Wladimir Iljitsch Uljanow alias Lenin aufgebahrt war. Stalin sollte hier nun wie sein Vorgänger auf ewig in einem Glassarg ruhen. Allerdings sorgte Chruschtschow im Oktober 1961 für die Entfernung Stalins und dessen endgültige Beisetzung in einem Erdgrab der Nekropole an der Kremlmauer.
Einher ging damit das Verschwinden von Stalins Namen aus der Öffentlichkeit. Nachdem Chruschtschow in einer Geheimrede auf dem XX. Parteitag der KPdSU erstmals über die „schweren Irrtümer“ und zahlreichen Verbrechen von „Väterchen Stalin“ gesprochen und damit zunächst lähmendes Entsetzen, bald darauf aber ein politisches Tauwetter ausgelöst hatte, ging es auf dem XXII. Parteitag 1961 zusätzlich noch darum, die Erinnerung an den Diktator zu tilgen. So wurden zahlreiche Denkmäler niedergerissen und die Stadt Zarizyn, die seit 1925 „Stalingrad“ hieß, ungeachtet ihrer immensen Bedeutung für das kollektive Gedächtnis der Sowjetbürger in Wolgograd umgetauft. So heißt sie bis heute, obwohl Stalin mittlerweile wieder deutlich mehr Ansehen in Russland genießt als in der unmittelbaren Nach-Stalin-Ära. Immerhin 50.000 Personen haben eine Petition an Präsident Wladimir Putin unterschrieben, Wolgograd seinen Namen zwischen 1925 und 1961 zurückzugeben. Die neue Popularität Stalins resultiert maßgeblich aus der Geschichtsvergessenheit unter jungen Russen, von denen aktuell schon fast jeder Zweite keine Kenntnis mehr von den politischen Repressionen zwischen Lenins und Stalins Tod hat.
Michael Holz am 08.03.23, 22:50 Uhr
Um nicht total „verblödet“ zu werden und um mich einen Eindruck über den tatsächlichen Kriegsverlauf in der Ukraine zu machen, lese ich auch unter anderem RT de. Der Verlauf, wird meiner Meinung nach, unter das Verschweigen der eigenen Verluste, wesentlich objektiver dargestellt. Während das Putschistenregime in Kiew sich schon vor Moskau wähnt, behaupten die Russen nicht, bereits vor Berlin zu stehen. Einige Beiträge bei RT jedoch empfinde ich als „geschichtsvergessen“. Die Stalinzeit und der 2. Weltkrieg werden nach wie vor einseitig und oftmals falsch dargestellt. Wenige bei RT machen sich Gedanken, warum die Balten, die Polen und die Ukrainer so einen Hass auf Russland haben. Dieser Hass in der heutigen Zeit ist zwar historisch erklärbar, aber wie „unsere“ Bundeskanzlerin sagte, „nicht hilfreich“. Ich kann mich noch an meine Kindheit in der Sowjetischen Besatzungszone erinnern, als nur das Wort „Stalin“ Entsetzen auslöste.
Auch wenn ich die Beweggründe Putins beim Einmarsch in die Ukrainer nachvollziehen kann, denn ich kenne die Vorgeschichte, rechtfertigt es nicht eine Rückbesinnung auf die stalinsche Diktatur. Der Sowjetstern und die Flagge der UdSSR sind für mich, wie das Hakenkreuz, negative Symbole. Ich hoffe, dass Vernunft im Kreml und im Weißen Haus einkehrt und wir nicht wegen des neugeborenen Hasses im Atomfeuer verglühen.
C R am 07.03.23, 16:02 Uhr
Sehr geehrte Frau Wolnow, ich nehme mir die Freiheit Ihnen zuzustimmen und Ihnen zu versichern: Sie sind nicht allein. Zumindest ich sehe es auch so.
Und ich würde es sogar um den Punkt erweitern, dass seit genau 3 Jahren alle Maßnahmen die offiziell zur 'Eindämmung' der 'Pandemie', des 'Krieges', der 'Klimawandels' etc. ergriffen wurden, in ihren Konsequenzen, in ihren Wirkungen, genau jene stalinistische Gesellschaftsform quasi formt, die in diesem UdSSR Sozialismus existierte. Mit exakt den gleichen - und noch darüber hinausgehenden - Konsequenzen von Gleichschaltung, Unterdrückung, Immobilität etc. Das Ziel ist also das gleiche. Die Methoden sehr viel 'geschickter', so dass sie sogar unter weitest gehender Zustimmung der Bevölkerung erfolgen. Wenn die Menschen wüssten was ihnen dann blüht ...
Kersti Wolnow am 05.03.23, 09:23 Uhr
Kennzeichen der neuen Machthaber ist der Umgang mit Toten. Die Zarenfamilie wurde innerhalb einer Nacht ausgelöscht und in eine Grube geworfen. Mit Säure wurden sie unkenntlich gemacht. Verbrecher, wie Lenin und Stalin, balsamierte man ein. Daß Putin die Stalinzeit nicht aufarbeitet und die Geschichtslügen um die 2 Weltkriege aufrechterhält, zeigt mir, daß er auch irgendwie am Bändel der globalen Machthaber hängt, die bekanntlich die Revolution finanziert und organisiert hatten.
Bin ich die einzige, der auffällt, daß die nach der Revolution erlassenen Gesetze sich gleichen mit denen der in den 70ern in den uSA erlassenen, gerade, was Schwangerschaftsabbruch, Ehescheidungen, Frauenarbeit (genannt Emanzipation) angeht? Dort hat man die Kirche ausgelöscht, hier hat sie sich selbst gemordet, Zufall, Verschwörung?