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Unbekannte Inselgeschichte: Der Rüganer Burkhard Perleberg steht an einem der Abspannfundamente für die Funkmessanlage unweit des Hotels und Restaurants „Baumhaus Hagen“ an der Weggabelung zum Königsstuhl
Foto: SeegertUnbekannte Inselgeschichte: Der Rüganer Burkhard Perleberg steht an einem der Abspannfundamente für die Funkmessanlage unweit des Hotels und Restaurants „Baumhaus Hagen“ an der Weggabelung zum Königsstuhl

Kriegsgeschehen

Das Geheimnis des Piekbergs auf Rügen

Sie hießen „Rübe“, „Stoppelrübe“ oder „Sellerie“ – Jägerleitstationen dienten in Pommern der Ortung feindlicher Bomberverbände

Torsten Seegert
07.08.2024

Mitten im Nationalpark Jasmund, bei Hagen gelegen, befindet sich die mit etwa 161 Metern höchste Erhebung der Insel Rügen, der Piekberg. Auf und in seinem Umfeld befinden sich die kaum bekannten Überreste der sogenannten Y-Jägerleitstation mit dem Tarnnamen „Rübe“.

Geführt vom Hagener Burkhard Perleberg waren wir vor einigen Wochen auf Spurensuche. Dabei erklärte er uns, wie es überhaupt zur Errichtung der Anlage kam und welchem Zweck sie diente.

Eine Spurensuche
Nach der 1940 verlorenen Luftschlacht gegen England wurde die Luftverteidigung des Deutschen Reiches aufgebaut. In Pommern wurden neben der Stellung „Rübe“ in Vorpommern und der Station „Stoppelrübe“ in Hinterpommern auch die Station „Sellerie“ bei Stettin errichtet. Solche Stationen wurden zunächst an Nord- und Ostsee errichtet, später waren sie über ganz Deutschland verteilt.

Das System der Fernführung für die ein- und zweimotorigen Jäger erfolgte über eine Leitstation mit dem „Y-Jägerleitverfahren“. Es galt ab Herbst 1943 als „zum Einsatz klar“. Ab diesem Zeitpunkt konnte neben einem Sprachband von maximal 2600 Hertz auch – auf einem zweiten Kanal – ein für den Piloten unhörbarer zusätzlicher Ton von 3000 Hertz übertragen werden.

Ab Herbst 1943 im Einsatz
Dieser von der Bodenstelle erzeugte und übertragene Ton von drei Sekunden wurde vom Flugzeug empfangen und auf einer anderen Frequenz wieder abgestrahlt, sodass es der Bodenstelle möglich war, dieses wiederum zu messen und damit die Entfernung des Fliegers zur Bodenstelle zu peilen. Dadurch war es den Leitstationen möglich, die deutschen Jagdflugzeuge an feindliche Bomberverbände, welche die deutschen Städte im Visier hatten, heranzuführen.

Heute findet man noch die Fundamente der Sende- und Empfangstürme, der Stellungszentrale, Abwasserschächte sowie einen Löschteich.

Die Station hatte allerdings nur kurzen Bestand. Bei dem Bombenangriff am 6. März 1945 auf Sassnitz wurde auch die Jägerleitstation bombardiert. Bei dem Angriff fanden sieben Jugendliche, die als Nachrichtenhelfer über den Reichsarbeitsdienst verpflichtet waren, mit ihrem Vorgesetzten den Tod. Sie wurden auf dem Friedhof unweit von Hagen beigesetzt. Auf einer Gedenktafel unter einem Kreuz sind sie namentlich erwähnt.

Die Bombentrichter, die ihre Wunden in die Stubnitz schlugen, sind auch heute noch deutlich sichtbar.


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