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„Nackte“ Goldmünzen: Bodendenkmalpfleger Wolfgang Herkt betrachtet seinen Fund
Foto: Friedrich„Nackte“ Goldmünzen: Bodendenkmalpfleger Wolfgang Herkt betrachtet seinen Fund

Archäologie

Das Gold am Ende des Regenbogens

Es sah aus wie der Verschluss einer Schnapsflasche, entpuppte sich aber als Goldmünze – Ein Fund in Brandenburg gibt Rätsel auf

Silvia Friedrich
26.06.2022

„Die Goldstücke waren überhaupt nicht in Umlauf“, sagt der Landesarchäologe Franz Schopper vom Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg, denn sie seien nicht abgegriffen und nahezu prägefrisch. Nicht nur dieses Faktum wirft bei den Wissenschaftlern Fragen auf. Wie kamen diese Münzen aus einer Legierung von Gold, Silber und etwas Kupfer in brandenburgischen Boden, wo doch die Kelten nie in dieser Region lebten?

Der Rätsel gibt es viele rund um den Keltengoldschatz, den der ehrenamtlich tätige Bodendenkmalpfleger Wolfgang Herkt 2018 auf einem Acker nahe des Dorfes Baitz im Brandenburger Landkreis Potsdam-Mittelmark mit einer Sonde fand. Nachdem er bereits eine Weile die Gegend abgesucht und mindestens 20 Kilo Schrott dem Erdreich entrissen hatte, gab es ein besonderes Signal.

Zunächst hielt Herkt das blinkende Plättchen für den Verschluss einer Schnapsflasche. Doch weit gefehlt, bei näherer Betrachtung erwies sich der Fund als sogenanntes Regenbogenschüsselchen, also eine „nackte“, keltische Münze ohne Prägung. Die Bezeichnung Regenbogenschüsselchen erfolgt aufgrund der gebogenen Form und geht auf die Sage zurück, dass am Ende des Regenbogens ein Schatz liege. Herkt wusste als Absolvent eines Lehrgangs des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums, worum es sich dabei handelte.

Erfreut suchte er weiter und hatte schon bald elf Münzen gefunden. Er setzte das Landesamt für Denkmalpflege sogleich in Kenntnis, woraufhin die systematische Ausgrabung erfolgte und 42 Münzen (19 Vollstatere, 23 Viertelstatere – genormtes Gewicht, das sich an griechischen Vorbildern orientiert) zutage traten. Bisher gab es nur eine einzelne Münze dieser Art in Brandenburg, die in Paaren-Glien (Landkreis Havelland) gefunden wurde. Sie stammen aus der Zeit zwischen 130 und 30 vor Christus und sind auf einem Münzstock mit einem Schlägel geprägt.

Der Numismatiker stellte an Randspuren fest, dass es ein Gegenstück zu einer dieser Münzen in Hessen gibt. Da kämen diese sicher auch her, ist sich Schopper sicher. Wie sie jedoch in eine Siedlung der frühgermanischen Jastorf-Kultur gelangten, bleibt vorerst unklar. Lohn für Handel und Austausch, Beutegut oder Geschenk, alles wäre möglich und könnte die Handelsbeziehungen erhellen.

„Es handelt sich um eine qualitätvolle Goldlegierung. Da Gold recht weich ist, wäre es abgenutzt. Das ist hier nicht der Fall. Dieser Münzschatz ist also ziemlich gebündelt zusammen in unsere Region gekommen.“, erläutert der Mittelalterarchäologe Schopper. Es sei ein sehr großer Wert und überhaupt der zweitgrößte Sammelfund dieser Münzgruppe. Auch im keltischen Bereich gebe es nur einen, der größer sei. Man finde manchmal ein, zwei oder fünf Münzen, aber nie so viele.

Besucher können den Goldmünzenschatz bei einer Sonderpräsentation im Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg, das sich im mittelalterlichen St.-Pauli-Kloster befindet, noch bis zum 3. Juli bewundern. Danach überlässt man die Münzen der Forschung. In einem Institut in Mannheim erfolgen weitere Untersuchungen zur Metallurgie. Außerdem bereiten die Mitarbeiter des Museums eine Sonderausstellung für das Jahr 2025 vor, in der sämtliche Funde keltischen Ursprungs aus dem Land Brandenburg präsentiert werden sollen.

Einen Finderlohn gab es leider nicht für den Bodendenkmalpfleger Herkt. Da auch das Land Brandenburg unter das sogenannte Schatzregal fällt, einer rechtlichen Regelung, wonach Funde und verborgene Schätze mit dem Auffinden zu Eigentum des Staates werden, ohne dass es dazu einer weiteren rechtlichen Vorgehensweise bedarf. Doch Brandenburgs Kulturministerin Schüle bemerkte, dass sich im Boden des Landes nicht nur archäologische Schätze befänden, sondern verwies als kleinen Dank auf das „weiße Gold“ Brandenburgs: den Spargel. Diesen galt es nun, mit dem Finder bei einem ausgiebigen Mittagessen zu verspeisen.

Bei der Mahlzeit kam dann noch eine Frage auf, auf die bislang niemand eine Antwort hat: „Warum prägten die Kelten, nicht immer, aber teilweise ihre Münzen in dieser ,nackten' Form?“ Die Kelten bleiben ein rätselhaftes Volk.Silvia Friedrich

Archäologisches Landesmuseum Neustädtische Heidestraße 28, Brandenburg
www.landesmuseum-brandenburg.de


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