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Junge Menschen auf der Suche nach deutschen Spuren im südlichen Ostpreußen
Der Erfolg hat viele ... Mütter. Das galt auch, als Chantal Stannik, die Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen beim Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren, und Olga Żmijewska, die Gründerin und Vorsitzende der Stiftung „Kunst der Freiheit“ in Hirschberg bei Osterode die Werkstatt „postdeutsch/wiedergewonnen“ organisiert hatten.
Unterstützt wurden sie dabei von Martyna Chrzanowska von der Bibliothek des Goethe-Instituts an der Woiwodschaftsbibliothek in Allenstein, sowie von Barbara Sapała vom Institut für Germanistik der Ermländisch-Masurischen Universität in Allenstein, die bei der Suche nach Teilnehmern behilflich war. Acht Studentinnen fanden letztlich den Weg in die Arbeitsräume der Bibliothek am Marktplatz in Allenstein und stellten sich der kaum bekannten Geschichte ihrer regionalen Heimat.
Alle Wege führen zum Thema
Es war ein vielfältiges Programm. „Wir hatten als Startpunkt Olgas Ausstellung in der Bibliothek zum Thema ,postdeutsch/wiedergewonnen' mit Fotos aus Ermland und Masuren, Karolina Kuszyks Buch ,In den Häusern der Anderen' als literarischen Ansatz, sowie ein Mosaik aus Postkarten und ein Brainstorming zur Deutschen Minderheit“, fasst Stannik die vier Puzzleteile der Arbeitsgruppe kurz zusammen. Überraschend direkt zu Beginn war für die Organisatorinnen, dass die Studentinnen die beiden Begriffe aus dem Titel von Arbeitsgruppe und Ausstellung im Grunde nicht kannten.
Es ist positiv, dass gerade der politisch überladene Begriff „wiedergewonnen“ verschwindet, andererseits schwindet so das Bewusstsein, dass die Region einmal zu Preußen gehörte, und das Wissen um die Herkunft des deutschen kulturellen Erbes und der Deutschen Minderheit. Umso wichtiger war die Landkarte der heutigen Woiwodschaft Ermland-Masuren mit den Sitzen der Organisationen der Deutschen Minderheit, die sich die Studentinnen erarbeiteten. Gegenstände aus deutscher Zeit kannten die meisten der angehenden Germanistinnen jedoch von zuhause. „Bei Freunden gibt es kleine Dinge, von denen ich weiß, dass sie immer hier waren und bleiben. Bei mir ist das ein kleiner silberner Besen für den Tisch, von dem ich nicht weiß, wie er eigentlich richtig heißt“, erzählt Fabienne Golc aus dem vierten Semester Germanistik.
Zuhause? Zuhause!
Viel wichtiger waren ihr und ihren Kommilitoninnen die Motive aus Natur und Landschaft, die Olga Żmijewska auf den Bildern ihrer Ausstellung und den Postkarten für das Mosaik verewigt hat. Die Natur vor allem des Ermlands. Die sanften Hügel, die Seen, die Weite – und Pferde. Damit können sie sich identifizieren, das ist nah, riecht geradezu nach Urlaub und passt zu ihrer aktuellen Arbeit an der Literatur der Sehnsucht, der verlorenen Heimat.
Das Wissen, dass diese Motive auch für Menschen anderer Nationen eine Heimat geworden sind, wollte Olga Żmijewska weitergeben: „Sie sollten sich bewusst sein, dass nicht erst seit Kurzem, sondern schon nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Aktion ,Weichsel' Ukrainer hier gelandet sind und die Region mitgeprägt haben.“ Und dass die kulturelle Vielfalt im südlichen Ostpreußen dazu führte, dass Bevollmächtigte für Minderheitenfragen tätig sind.
Die Motive ihrer Bilder wählte Olga Żmijewska bewusst zeitlos: „Sie könnten auch vor 100 Jahren aufgenommen worden sein. Ich will mit ihnen zeigen, dass Landschaft an keine Nation gebunden ist, sie existiert einfach.“ Andererseits hänge es von der Kultur ab, ob und wie Felder bestellt werden, wie sie geteilt werden oder welche Größe sie haben.
Fabienne Golc jedenfalls kommt beim Anblick dieser Fotografien zu einer für sich wichtigen Erkenntnis: „Diese Ansichten kenne ich aus meiner Kindheit. Sie sind typisch und werden immer hier sein. Das hier ist mein Zuhause, meine kleine Heimat.“