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Auch wenn der Täter scheinbar gefasst ist – wer genauer hinsieht, dem kommen Zweifel an Motiv, Ablauf und angeblichen Beweisen
Der Mord an Charlie Kirk ist scheinbar aufgeklärt, der Täter laut US-Bundesbehörden gefasst. Vor der Weltöffentlichkeit haben FBI, die Polizei des Bundesstaates Utah und auch dessen Gouverneur Spencer Cox am vergangenen Freitag die Verhaftung eines Tatverdächtigen vermeldet und als großen Fahndungserfolg dargestellt. Dafür sollen über 200 Personen befragt worden sein.
Zudem waren mehr als 20 Behörden an der Suche nach dem Täter beteiligt. Laut Cox gibt es bereits Vorbereitungen, um die Todesstrafe zu beantragen. Die forderte auch US-Präsident Donald Trump unmittelbar nach dem Attentat, als er die „radikale Linke“ verantwortlich machte. Doch jetzt, wo der angebliche Attentäter verhaftet wurde, ergibt sich ein fragwürdiges Bild: Der Tatverdächtige 22-jährige Tyler Robinson stammt aus einer stramm konservativen Mormonenfamilie, die treue MAGA-Anhänger sind.
Und das sind nicht die einzigen Ungereimtheiten. Bei genauem Hinsehen stellen sich viele Fragen. Fragen, die gestellt werden müssen und die in den USA engagiert diskutiert werden. Fragen, die auch die PAZ stellen will – ohne Theorien stricken zu wollen. Aber diese Fragen lassen einen stutzig werden, vor allem, wenn man die Antworten darauf überblickt und wie ein Puzzle zusammenfügen will.
Offensichtliche Unklarheiten
1. Das Security-Team von Charlie Kirk war von ihm ausgesucht, und der MAGA-Aktivist war mit vielen von ihnen persönlich befreundet. Aber: Warum standen dann die Bodyguards viel zu weit von ihm entfernt? Für Trevor Cullum vom privaten US-Sicherheitsunternehmen „Pencernorris Security“ auffallend und völlig unverständlich.
2. Wieso wurde zuerst ein älterer Mann aus dem Publikum verhaftet, der weit außerhalb der Schusslinie stand und somit als Täter gar nicht infrage kam?
3. Die Direktorin der Universität, Astrid S. Tuminez, hatte umgehend darauf hingewiesen, dass die tödlichen Schüsse vom Dach des dem Podium gegenüberliegenden Gebäude gekommen sein müssen. Dennoch wurde kurz nach der ersten Verhaftung eines Unverdächtigen ein zweiter Mann verhaftet, der ebenso weit außerhalb der Schusslinie stand. Warum?
4. Nahm der Täter nach den Schüssen die Waffe mit? Wenn nicht – warum fand man sie dann nicht auf dem Dach?
5. Wenn doch – wie? Nahm er die Waffe zusammengebaut mit? Unwahrscheinlich – welcher Attentäter würde mit einer frisch abgefeuerten Waffe fliehen und sie auf der Flucht stets bei sich tragen?
6. Die Fahndungsfotos zeigen, wie der Täter nach der Tat eine Treppe hintergeht – welche Treppe ist das und wo soll die sein, wo er doch bei der Flucht vom Dach springt, was ein Video beweisen soll?
7. Wie aber kann es dann sein, dass die Tatwaffe in einem hinter dem Tatort befindlichen Wald gefunden wurde – und zwar zusammengebaut? Und dies, obwohl Robinson auf den Fluchtfotos mit einem Rucksack zu sehen ist, wo – wenn überhaupt – die Waffe nur auseinandergebaut hätte transportiert werden können. Hat er also extra im Wäldchen das Gewehr wieder zusammengesetzt?
8. In einem Video ist klar zu sehen, wie durchtrainiert und körperlich behände der Täter vom Dach des Tatorts springt – aus geschätzt fünf bis sechs Metern Höhe. Aber wie soll er dann die Tatwaffe in der Hose versteckt haben, was wiederum von manchen behauptet wird?
9. Bis heute gibt es viele zweifelnde US-Experten, darunter auch anerkannte FBI-Profiler, die zwischen den veröffentlichten Fahndungsfotos und dem nun verhafteten Tyler Robinson kaum bis gar keine Ähnlichkeit sehen.
10. Der Ex-FBI-Ermittler Stuart Kaplan ist sich sicher: Das tödliche Attentat auf Charlie Kirk war das Werk eines Experten. Das berichten neben den US-Medien auch der „Spiegel“. Auch diese Expertenmeinung würde eher gegen die Täterschaft von Robinson sprechen.
11. Wenn Tylors Vater ihn angeblich erkannt haben soll – welcher Vater erkennt den eigenen Sohn erst nach einem Tag auf einem Foto? Zumal Vater Robinson selbst Polizist war.
12. Und welcher Vater verrät seinen eigenen Sohn, auch wenn er selbst noch so sehr konservativ, fromm, gesetzestreu und ein sehr loyaler MAGA-Anhänger ist, an die Justiz? Wohlwissend, dass auf den Sohn keine Gefängnis-, sondern die Todesstrafe wartet.
13. Auch der befreundete Jugendpfarrer wird kaum einem jungen Mann raten, sich selbst in die Todeszelle einzuliefern. Warum sollte Robinson das tun, wenn er um die tödlichen Konsequenzen weiß?
14. Der Schütze führt den Plan des Attentats unter höchstem psychischen Druck aus, flieht und erzählt dann umgehend alles darüber seinem Vater und dem angeblichen Jugendpfarrer. Niemand schafft einen derart präzisen Schuss unter diesem mentalen Druck und sprintet dann nach Hause für einen gemeinsamen Beichtkreis, nicht ohne vorher noch die Tatwaffe zusammengeschraubt und im Wäldchen abgelegt zu haben.
Nur einer profitiert von der Tat
Viele Fragen, dubiose Umstände und selbst, wenn man auf jede Frage eine passende Antwort hätte, so würden diese in der Gesamtheit kein einheitliches Bild ergeben. Denn fest steht auch: Ohne den bemerkenswerten Verrat des Vaters hätte sich die Spur des Täters im Nichts verloren. Das haben jedenfalls die zuständigen Ermittlungsbeamten mittlerweile eingestanden. Stellt sich also nur eine Frage: Wer profitiert letzten Endes vom Tod von Charlie Kirk? Könnte das sogar US-Präsident Trump sein, wie es in US-Medien ventiliert wird? Denn dem war Kirk inzwischen mehr als nur ein Dorn im Auge. Man muss dem US-Aktivisten bei keiner seiner Aussagen zustimmen, aber fest steht: Keiner hat das demokratische Prinzip des Meinungsaustausches so gepflegt und praktiziert wie Kirk. Er sprach mit jedem und debattierte am liebsten mit Linken. „Proof me wrong“ (Beweise mir, dass ich falsch lieg“) war dabei sein Motto. Sein Credo: Sei ehrlich! Daran hielt er sich und forderte daher genau das, was Trump aktuell am meisten fürchtet: die Offenlegung der Akten im Epstein-Fall. Hier zieht sich die Schlinge nämlich immer weiter für Trump zu. Selbst seine fast schon fanatische Anhängerin, Repräsentantin von Georgia Marjorie Taylor Greene, fordert dies inzwischen von ihrem Präsidenten. In der MAGA-Bewegung rumort es gewaltig. Und nun auch noch Kirk, der die konservativen Jungwähler hinter sich hatte. Mit seinem Tod existiert nun eine zu kritische, gefährlich nachfragende Epstein-Stimme weniger.
Befremdliche Erinnerungen
Warum aber sonst treibt Trump die geradezu auffällig inszenierte Glorifizierung von Kirk samt Trauerakt mit Halbmastbeflaggung so übertrieben voran, wenn nicht um für Ablenkung zu sorgen? Kirk war kein Staatsdiener, kein Mitglied der Regierung, sondern „nur“ Aktivist. Im Vergleich dazu: Als die Ex-Vorsitzende des Parlaments des US-Bundesstaats Minnesota, Melissa Hortman, und ihr Ehemann im Juni von einem Täter aus politischen Gründen regelrecht hingerichtet wurden, fand die Bluttat nach einem Tag bei Trump keine Erwähnung mehr. Ebenso merkwürdig: Noch weit vor den Ermittlungsbehörden verkündete der Präsident letzten Freitag den Fahndungserfolg im Fall Kirk. Erinnerungen an den Kennedy-Mord und dessen Attentäter Lee Harvey Oswald werden wach ...
Viele Fragen und Ungereimtheiten, die in der Summe nachdenklich stimmen und daher in den US-Medien überaus kritisch diskutiert und ebenso offen werden. Ohne linke Hetze und Häme, sondern aus Interesse an der Wahrheit. Schaut man sich hingegen die deutsche Medienlandschaft an, ist neben Vorverurteilung und Boshaftigkeit gegenüber dem Opfer Kirk vom Willen zur Wahrheitsfindung eher weniger zu spüren.
Daniel C. Bosworth ist US-Journalist und seit 35 Jahren für den „Miami Herald“, „USA Today“ sowie die „Tampa Bay Times“ tätig und war 16 Jahre lang Freelance White House Correspondent.