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Das Problem mit den „Barbershops“

Ein Hautpilz macht Schlagzeilen – Doch auch die Justiz interessiert sich für viele der Billig-Friseure

Hermann Müller
20.07.2024

Immer mehr Männer klagen nach dem Besuch sogenannter Barbershops über Symptome wie schuppige Stellen am Nacken und einen starken Juckreiz. Ursache ist nach Angaben von Medizinern ein hochansteckender Hautpilz, der sich derzeit europaweit ausbreitet. Unbehandelt kann der Trichophyton tonsurans genannte Hautpilz laut Dermatologen auf andere Körperstellen übergehen und dort eitrige Abszesse herbeiführen.

Früher war dieser Hautpilz meist unter Ringern in den USA oder der Türkei festgestellt worden. Die aktuell in Deutschland Erkrankten sollen nach Einschätzung eines Dermatologen den „Ringerpilz“ zu 80 Prozent in sogenannten Barbershops erhalten haben. Es sind vor allem junge Menschen, die sich in solchen Läden für wenig Geld Trendfrisuren schneiden lassen.

Gegenüber dem „Spiegel“ äußert Judith Warmuth, Obermeisterin des bayerischen Friseurhandwerks, die Vermutung, dass sich bei den günstigen Preise der Barbershops „andere Aspekte wie Hygiene oft hinten anstellen“ müssten. Mediziner und Friseurmeister gehen davon aus, dass bei einem Teil dieser Billiganbieter Scherköpfe oder Klingen entweder nicht gründlich genug oder überhaupt nicht gereinigt werden.

Mit den Barbershops ist eine Branche in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, die in den vergangenen Jahren immer mal wieder ins Visier von Behörden geraten ist. Dabei geht es um Vorwürfe wie Geldwäsche durch kriminelle Clans, Sozialleistungsbetrug oder Steuerhinterziehung. Sehr häufig prüfen Behörden auch, ob ein Handwerk unberechtigt ausgeübt wird. Ursprünglich handelt es sich bei den Barbershops um Geschäfte, die männlichen Kunden eine Rasur oder das Trimmen des Bartes anbieten. Derlei stufen die deutschen Handwerkskammern als sogenanntes Minderhandwerk ein, das auch ohne eine Qualifikation als Friseurmeister ausgeübt werden darf. Ohne Meisterbrief dürfen die Barbershops jedoch das Schneiden von Haaren nicht anbieten.

Verbindungen zum Clan-Milieu
Umgangen wird der Meisterzwang nach Erkenntnissen des Friseurhandwerks mitunter, indem ein Meister dem Barbershop für einige hundert Euro im Monat seinen Namen zur Verfügung stellt, quasi auf dem Papier legalisiert. Der Nachweis, ob das Geschäft tatsächlich von einem Friseurmeister geführt wird, oder ob dieser nur als Strohmann dient, ist oft nicht einfach.

Ähnlich wie Shishabars sind Barbershops in jüngster Zeit zum Ziel von Schwerpunkteinsätzen geworden, bei denen Zoll, Ordnungsamt, Polizei und Steuerfahndung zusammen anrücken. Als Berlins Polizei im Jahr 2020 bei einem Einsatz in Wedding 14 Barbershops kontrollierte, führte dies dazu, dass zwei der Läden sofort geschlossen und drei Personen wegen illegalen Aufenthalts in Deutschland festgenommen wurden.

Auch in zehn weiteren Barbershops stellten Polizei und beteiligte Beamte vom Ordnungsamt sowie Ermittler des Finanzamtes Verstöße fest. Lediglich zwei der 14 kontrollierten Läden blieben ohne Beanstandung. Ein Sprecher der Berliner Polizei erklärte seinerzeit, dass bei solchen Einsätzen auch Verbindungen von Barbershops zum Clan-Milieu eine Rolle spielten.


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