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In Deutschland unbekannt, in England ein Star: Der Dichter und Graphiker William Blake und seine Hoffnung auf universelle Erlösung
Kaum haben sich die Hamburger in ihrer Kunsthalle von der Jubiläumsausstellung über Caspar David Friedrich faszinieren lassen, wird dort der Romantiker im Rahmen der Ausstellung „William Blakes Universum“ in Szene gesetzt. In der Schau wagt man sich erstmalig an die Erkundung von Parallelen der künstlerischen Ideale und Ambitionen Blakes (1757–1827) sowie Friedrichs und Philipp Otto Runges.
Der Engländer kannte seine deutschen Zeitgenossen nicht und hatte womöglich auch nie von ihnen gehört. Doch angesichts der Kriege und Krisen im Nachgang der Französischen Revolution, aber auch ihrer Ideale, entstand in ganz Europa die Sehnsucht, die Welt neu zu errichten, verbunden mit der Hoffnung auf eine Erlösung sowohl der Individuen wie der Nationen. Die bildende Kunst fühlte sich dabei auf beiden Seiten des Kanals herausgefordert, ihren kritischen Beitrag zu leisten.
Dazu zählen Runges vierteiliger Zyklus „Die Zeiten“ genauso wie Friedrichs siebenteilige Folge „Die Lebensalter“ oder „Der Morgen“ und „Der Abend“, dargestellt auf der Insel Rügen, die sich mit dem großen Thema vom Werden und Vergehen beschäftigen. In ihrer Mystik und tiefreligiösen Spiritualität sind sie eng mit den Werken Blakes verbunden. Dabei findet man im Detail sogar motivische Übereinstimmungen.
In Deutschland ist dies erst die zweite dem Künstler gewidmete Museumsausstellung überhaupt. Die vom Fritz-William-Museum in Cambridge übernommene Schau mit rund 90 Arbeiten des Künstlers auf Papier und rund 80 relevanten Arbeiten europäischer Zeitgenossen gibt jetzt einen noch tieferen Einblick in Blakes Werk. Der sehr passende Titel „William Blakes Universum“ bezieht sich zum einen auf die phantastischen visionären Welten, die der Zeichner, Graphiker und Poet in seinen Bildern und Dichtungen erschaffen hat, zum anderen auf den Kosmos, in den seine Ideen intellektuell und künstlerisch einzuordnen sind.
Die Gliederung der Ausstellung in die Kapitel Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft erleichtert es, sich in Blakes Universum hinzudenken. Dabei sollte man unterscheiden zwischen der Ausführung von Aufträgen als Kupferstecher, die er annahm, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und der Selbstverwirklichung in Arbeiten als freier Künstler, die zu Blakes Lebzeiten leider wenig Anerkennung fanden. Dabei sind Begriffe wie Apokalypse und Erlösung, Nationalismus, Individualismus und Freiheit, Spiritualität und kritischer Materialismus, die Blakes Denken prägten, immer noch aktuell. Um sie in seinem komplexen Werk zu erfassen, muss man sich für die Ausstellung viel Zeit lassen und sollte unbedingt die Audiotouren der Kunsthallen-App für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche ab acht Jahren nutzen.
Bis zum 8. September, täglich geöffnet außer montags von 10 bis 18, donnerstags bis 21 Uhr. Der Katalog mit 380 Seiten, kostet im Museum 39 Euro. www.hamburger-kunsthalle.de