Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Unternehmen klagen über einen drastischen Mangel an Fachkräften – Arbeitgeber locken mit lukrativen Angeboten
Der Entwicklung der Wirtschaft im Königsberger Gebiet und der Wiederbelebung verschiedener Branchen wie dem verarbeitenden Gewerbe und der Landwirtschaft steht ein eklatanter Mangel an Arbeitskräften entgegen. Allein im vergangenen Jahr stieg die Nachfrage der Arbeitgeber nach Personal um 77 Prozent.
Das regionale Statistikamt „Kalinin-gradstat“ meldete am 1. März 13.300 freie Stellen, die den Arbeitsämtern gemeldet wurden. Besonders gefragt waren Berufe des verarbeitenden Gewerbes sowie des Groß- und Einzelhandels. Doch es fehlen an allen Ecken und Enden Mitarbeiter, und das nicht nur im nördlichen Ostpreußen, sondern in der gesamten Russischen Föderation (siehe auch Seite 6).
Im Königsberger Gebiet rechnet man damit, dass sich die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage weiter vergrößern wird, zumal große Unternehmen Investitionsprojekte in der Region starten. So hat die „Atlantis Group of Companies“ für die kommenden Jahre einen Bedarf von mehr als 6000 Arbeitnehmern für ihre Lebensmittel- und Agrarproduktionsanlagen angemeldet. Rosatom benötigt 900 Beschäftigte, um seine Gigafabrik in Ragnit vollständig in Betrieb nehmen zu können.
Mit der wachsenden Nachfrage der Arbeitgeber steigen auch die Gehälter. In diesem Jahr liegen sie mit durchschnittlich gut 500 Euro etwa 21 Prozent höher als im Vorjahr. Der höchste Anstieg der Gehälter ist bei den dringend benötigten Drehern mit durchschnittlich 1000 Euro zu verzeichnen. Bei Schichtarbeitern, wie sie in der Automobilindustrie, der Metallurgie, dem Maschinenbau und dem Baugewerbe benötigt werden, liegen die Einkommen zwischen 1400 und 2000 Euro pro Monat. Im Gastgewerbe, das ebenfalls mehr als 500 freie Stellen meldet, stiegen die Löhne auf durchschnittlich 400 Euro.
Trotz der gestiegenen Gehälter ist es schwierig, Arbeitnehmer zu finden, die beispielsweise in Schichten arbeiten wollen. Besonders betroffen sind die Verkehrsbetriebe. An qualifizierten Fahrern mangelt es besonders deutlich. Die Fahrer der Königsberger Verkehrsbetriebe arbeiten zwölf Stunden täglich. Angesichts des Mangels an Fahrern ist es nicht möglich, neue Strecken zu bedienen, und die bestehenden werden abends und an Wochenenden nur noch eingeschränkt betrieben.
Gehälter steigen in allen Branchen
Um dem Mangel entgegenzuwirken, lassen sich die Unternehmen einiges einfallen. Sie mussten erkennen, dass vor allem für junge Menschen neben dem Gehalt die Arbeitsbedingungen wie Arbeitszeiten und Betriebsklima eine immer größere Rolle spielen. Wohl wissend, dass die Exklavenlage der Kaliningrader Oblast bei der Anwerbung von Fachkräften aus anderen Regionen erschwerend wirkt, locken die Arbeitgeber mit der Beschaffung von Wohnungen in Ostseenähe, Familienfreundlichkeit und großzügigen Sondervergütungen.
Die russische Regierung hat im März zudem ein mit umgerechnet 100.000 Euro gefördertes Programm zur „Unterstützung der freiwilligen Umsiedlung von im Ausland lebenden Landsleuten in das Kaliningrader Gebiet“ ins Leben gerufen, das auf die Gewinnung von Rückkehrern vor allem aus den Nachbarländern wie den baltischen Staaten abzielt. 4000 Personen haben sich zwar den Status eines „Landsmanns in der Kaliningrader Oblast“ gesichert, umgezogen sind sie aber noch nicht, weil sie eine Verbesserung der politischen Lage abwarten wollen.