Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Vor 75 Jahren starb der Großonkel des heutigen Chefs des Hauses Hohenzollern im vormaligen Deutsch-Südwestafrika
Im Gegensatz zu anderen Mitgliedern des ehemaligen deutschen Kaiserhauses trat Hubertus Prinz von Preußen nach dem Ende der Monarchie kaum in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Er war einer jener Hohenzollern-Prinzen, die eher einem geregelten Leben nachgingen, ebenso wie seine drei Brüder, allesamt Enkel des letzten deutschen Kaisers und Söhne des Kronprinzen, der zeitweilig seine Rolle in der Politik sah und damit auf eine Restauration der Monarchie hoffte, ähnlich ihrem Onkel August Wilhelm, der sich gern in der Uniform eines SA-Obergruppenführers zeigte.
Geboren wurde Hubertus Karl Wilhelm Prinz von Preußen – so sein vollständiger Name – am 30. September 1909 im Marmorpalais in Potsdam als dritter Sohn des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen, Wilhelm, und dessen Ehefrau Cecilie geborene Herzogin von Mecklenburg-Schwerin. Als der Vater nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ins niederländische Exil gehen musste, zog die Mutter mit Hubertus und dessen drei jüngeren Geschwistern, Friedrich, Alexandrine und Cecilie, auf das Familiengut im schlesischen Oels, während Hubertus' beide ältere Brüder, Wilhelm und Louis Ferdinand, ihre Schulausbildung in Potsdam fortsetzten.
Nach erfolgreichem Schulabschluss absolvierte Prinz Hubertus eine Ausbildung zum Landwirt, und 1932/33 unternahm er eine längere Reise durch die vormaligen deutschen Kolonien Ost- und Südwestafrika. Nachdem er bereits in den 1920er Jahren Mitglied des Wehrverbandes „Stahlhelm“ geworden war, meldete er sich 1934 in hohenzollernscher Tradition freiwillig zum Wehrdienst und trat in das in Frankfurt an der Oder stationierte 8. Infanterie-Regiment ein, um sich zum Reserveoffizier ausbilden zu lassen.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm er im Rahmen der 3. Infanterie-Division am Angriff auf Polen teil. Als sein Bruder Wilhelm 1940 im Frankreichfeldzug fiel und unter großer öffentlicher Anteilnahme in Potsdam beigesetzt wurde, untersagte Adolf Hitler im sogenannten Prinzenerlass Angehörigen vormals regierender Fürstenhäuser künftig den Dienst an der Front. Da Prinz Hubertus jedoch schon als Verkehrspilot ausgebildet worden war, konnte er weiterhin als Offizier der Luftwaffe tätig bleiben, wobei er auf dem Fliegerhorst Brieg in Schlesien stationiert war. 1943 mussten schließlich alle Mitglieder deutscher Fürstenhäuser aus der Wehrmacht ausscheiden, und so zog sich der Hauptmann der Reserve zusammen mit seiner zweiten Ehefrau auf Schloss Wildenbruch östlich von Schwedt an der Oder in der Neumark zurück.
Am 29. Dezember 1941 hatte sich der Prinz in Oels mit Anna Maria Freiin von Humboldt-Dachroeden (1916–2003) vermählt, doch schon am 4. Januar 1943 war die Ehe geschieden worden. Am 5. Juni desselben Jahres heiratete er dann auf Schloss Prillwitz bei Hohenzieritz in Mecklenburg-Strelitz erneut, und zwar Magdalene Prinzessin Reuß (1920–2009), mit der er zwei Kinder hatte, nämlich Anastasia Viktoria Cecile (geboren 1944) und Marie Christine (1947–1966).
Anfang 1945 floh die Familie vor der Roten Armee zunächst nach Potsdam, von dort weiter nach Bad Kissingen und schließlich ins hessische Büdingen, wo sie beim Fürsten Otto Friedrich zu Ysenburg unterkam. Hier wurde Prinz Hubertus von den Amerikanern kurzzeitig in einem Kriegsgefangenenlager interniert. Nach der Geburt der zweiten Tochter 1947 übernahm der Prinz die Verwaltung und Bewirtschaftung des Weinguts Schloss Reinhartshausen bei Erbach im Rheingau.
Um die Jahreswende 1949/50 reiste er nach Südwestafrika, dem heutigen Namibia, wo er die ehemaligen Farmen seines Großvaters übernehmen wollte, um dort Karakul, eine Steppenschafrasse, zu züchten. Kaiser Wilhelm II. hatte nämlich 1910 die Farmen Dickdorn und Kosis im Bezirk Gibeon südlich von Mariental erworben. Als dort die deutsche Kolonialherrschaft nach dem Ende des Ersten Weltkrieges endete, übernahm die südafrikanische Administration die Farmen, die Emil von Koenen von der Nachbarfarm Satansplatz fortan als Pächter mitverwaltete.
Mit der Hilfe seines Bruders Friedrich, der 1945 die britische Lady Brigid Guinness geheiratet hatte, sowie deren einflussreichem Vater Lord Rupert Guinness, 2. Earl of Iveagh, gelang es nach dem Zweiten Weltkrieg, dass die Hohenzollern ihren alten Farmbesitz zurückerhielten, was für Prinz Hubertus ein Grund war, sich daselbst eine neue Existenz aufzubauen. Im Juli 1950 sollten dann seine Ehefrau und die beiden Töchter aus Deutschland nachkommen. Doch schon am 8. April des Jahres, dem Karsamstag, starb der Prinz in Windhoek an einer Bauchfellentzündung infolge einer verschleppten beziehungsweise zu lange hinausgezögerten Blinddarmoperation.
Seine sterblichen Überreste wurden über Johannesburg nach Deutschland transferiert, wo sein Vater, der Kronprinz, im Mai 1950 in der evangelischen Kapelle der Burg Hohenzollern die Urne mit der Asche seines Sohnes auf dem Altar niedersetzte – demselben Altar, an dem im Jahr zuvor die jüngste Schwester von Hubertus, Prinzessin Cecilie, und der US-amerikanische Architekt Kenneth Harris getraut worden waren. Als der Kronprinz wiederum ein Jahr später, am 20. Juli 1951, starb, wurde der Sarg mit seinen Gebeinen bei der Trauerfeier am 26. Juli des Jahres zusammen mit der auf einem Sockel ruhenden Urne des Prinzen Hubertus auf dem hohenzollernschen Familienfriedhof im ehemaligen Offiziersgärtchen auf der St.-Michaels-Bastei der Burg Hohenzollern-Hechingen beigesetzt.