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Vor 100 Jahren wurde in Paris Charles Aznavour geboren – Der Sänger wirkte auch in deutschen Filmen mit
Ohne Sigismund Markus würde der Roman „Die Blechtrommel“ des Danziger Literaturnobelpreisträgers Günter Grass keinen Sinn ergeben. Denn bei dem jüdischen Spielwarenverkäufer bezieht der jugendliche Held Oskar Matzerath seine Blechtrommeln. In Volker Schlöndorffs Oscar-prämierter Romanverfilmung von 1979 wird der Verkäufer von einem kleinen, melancholisch wirkenden Mann mit schmollender Unterlippe verkörpert. Sein Name: Charles Aznavour.
Im Film überlebt der am 22. Mai 1924 in Paris geborene Schauspieler und Chansonnier den von den Nationalsozialisten durchgeführten Genozid an den Juden nicht. Im wahren Leben ist er Nachkomme von Überlebenden eines anderen Völkermords: den an den Armeniern durch die Osmanen im Ersten Weltkrieg. Im darauffolgenden Weltkrieg lebte Charles Aznavourian, wie er mit Nachnamen ursprünglich hieß, in ständiger Angst vor den deutschen Besatzern in Frankreich: Seine christliche Familie versteckte in dieser Zeit Juden und Résistancekämpfer.
Es hinderte ihn später nicht daran, seine Hand nach Deutschland auszustrecken, etwa wenn er in deutschen Filmen wie auch in Hans W. Geißendörfers Thomas-Mann-Verfilmung „Der Zauberberg“ mitwirkte oder wenn er, der französische Sänger, auf Deutsch sang. 2004 brachte er mit „Das Beste auf Deutsch“ sogar eine ganze CD mit deutschen Liedern heraus.
Seine Karriere als einer der bekanntesten Chansonnier in Frankreich hatte er auch der Chansonkönigin Édith Piaf zu verdanken, mit der von 1946 an er acht Jahre lang gemeinsam auf Tournee ging, ehe er seine eigene Sololaufbahn startete. Wegen seiner sanft-rauchigen Gesangsstimme, die sich von den wütenden Tonlagen eines Jacques Brel unterschied, bezeichnete man ihn auch als den französischen Frank Sinatra.
Spätestens seit Aznavour 1960 in François Truffauts Film „Schießen Sie auf den Pianisten“ die Hauptrolle spielte, war er bis zu seinem Tod 2018 beides: Sänger und Schauspieler. Und noch ein Drittes kam hinzu: Botschafter. So war er Vertreter Armeniens in der Schweiz und bei den UN. Bis die ebenfalls armenischstämmigen US-Milliardärin Kim Kardashian auf der Bildfläche erschien, war Aznavour der wohl bekannteste „Armenier“.